Can’t Stop the Hardcore - Scooter in München

Ein ausverkauftes Konzert im Zenith, Publikum von Jung bis Alt, Neonfarben und Alienkostümierungen – es ist eindeutig: Scooter treiben wieder ihr Unwesen in München. Die Eurodance-Techno Helden rund um H.P. Baxxter bespaßen ihre Fans bereits seit den 90ern und beweisen mit einer ausverkauften Halle auch 2016, dass sie noch lange nicht zum alten Eisen gehören. Los ging es mit DJ Micar, der die Menge anheizen sollte. Eine Mischung aus aktuellen Chart-Remixes und Trash-Klassikern á la Backstreet Boys sorgte in der Halle für mittelmäßige Partylaune. 45 Minuten mit einem DJ auf der Bühne, der ohne Tänzer oder Lichtshow eine große Halle in Stimmung bringen soll ist gelinde gesagt eine schwierige Angelegenheit. Da halfen motivierende Worte und Rumgehüpfe, wie man es von einschlägigen Entertainern deutscher Musik kennt, leider auch nicht mehr viel. Aber mal ganz ehrlich, nächstes Mal sollten die Veranstalter einfallsreicher sein oder einfach eine Playlist abspielen, denn von Entertainment konnte hier weniger die Rede sein.
Nach der musikalischen Einstimmung fingen Scooter mit 15 Minuten Verspätung und einem ordentlichen Knall an. Wie zu erwarten waren der Sound, die Licht- und Bühnenshow bombastisch, weshalb es nicht verwunderte, dass die Menge von der ersten Sekunde an dabei war und alles gab. Ganz egal, ob Songs wie „How Much Is the Fish?“ oder „Nessaja“ rausgehauen wurden – das Publikum kreischte, feierte und tanzte, als gäbe es kein Morgen. Scooter verstehen es eben, wie man mit heißen Tänzerinnen in knappen Outfits und durchtrainierten Tänzern mit Breakdance-Moves die eindrucksvolle Show ausschmückt. Anspruch war hier nämlich eher fehl am Platz, hauptsache nackte Haut war zu sehen und das Gesamtbild knallte. Dabei durfte Abwechslung nicht fehlen, weshalb einige Kostümwechsel vorgenommen wurden. Doch nicht nur die Tänzerinnen und Tänzer sorgten als Bunnys oder Dominas für Varianz, auch der gute Hans Peter schmiss sich in das ein oder andere Outfit oder hantierte mit der berühmten brennenden Gitarre zu „Fire“ – Scooter eben! Etwas platt aber dennoch wirkungsvoll brachte das Trio, das neben H.P. Baxxter aus Phil Speiser und Michael Simon besteht, sowohl jüngere halbnackte Frauen, Klischee-Raver in Netzoberteilen wie auch beleibtere Mitt-Vierziger-Frauen zum Wackeln. Das Konzert schlug von der ersten bis zur letzten Sekunde – mit Ausnahme einer kurzen gothic-mäßigen Phase, die eher für Verwirrung sorgte – voll ein, sei es wegen der aufwendigen Pyro-Show, den mehr oder weniger ausgelutschten Hits oder aber auch wegen der klassischen Scooter-Pos(s)en, die natürlich nicht fehlen durften. H.P. Baxxter hatte das Zenith von Anfang an im Griff und sorgte in der gesamten Halle für ohrenbetäubende Begeisterungsstürme. Von ernsthaften oder anspruchsvollen Songs, geschweige denn einer seriösen Show war der Abend wohl eher nicht geprägt, aber jetzt mal ganz im Ernst: Wer zu einem Scooter Konzert geht, der darf keine derartigen Ansprüche haben. Der Abend hielt, was er versprach: „Always Hardcore“, „Weekend!“ und jede Menge „Döb, döb, döb“.

Text: Conny Pläsken
Fotos: Manuel Miksche

Setlist:
Ten Seconds Before Sunrise/Carmina Burana/Code 303 
Oi!
Riot
One (Always Hardcore)
Weekend!
Stuck On Replay/Bit A Bad Boy
Ramp! (The Logical Song)
How Much Is the Fish?
Who's That Rave?
Mary Got No Lamb
J'adore Hardcore
Jump That Rock (Whatever You Want)
Opium/999 (Call The Police)
Bigroom Blitz
The Leading Horse
Marian
Lass Uns Tanzen/Shake That!
Nessaja
Posse (I Need You on the Floor)
Habanera/Fuck the Millennium/Call Me Mañana
Jigga Jigga!
Maria (I Like It Loud)

Zugabe:
Fire!/Move Your Ass
Hyper Hyper
Oi!