„Rain or shine“ heißt es nicht umsonst! Erstmal hieß es Land unter in Wacken, denn es regnete heftig an den Tagen des Aufbaus und es schüttete auch am ersten Festivaltag, dem Mittwoch, satte 30 Liter/m2. Durch den aufgeweichten Boden hatten Festivalbesucher aus aller Welt mit einer erschwerten Anreise und herausfordernden Campingverhältnissen zu kämpfen.
Das Team des Festivals tat jedoch rund um die Uhr alles, um die Situation zu verbessern: es wurden Regenrinnen verbessert, aufgeschüttet, Platten am Boden kamen zum Einsatz, neue Zeltplätze wurden geöffnet und die Anreisenden bat man, später zu kommen oder auf Busse und andere Nahverkehrsdienste umzusteigen. Anfangs kamen die Shuttle Busse leider nicht zum Einsatz, doch dies wurde recht bald ermöglicht.
Bei diesen Wetterverhältnissen brachten die Fussballspieler auf einem eingezäunten Gelände inmitten des vielen Schlamms - der an einer Stelle auch einen „Schuhfriedhof“ entstehen ließ - ein ungewohntes Bild auf dem Grün. Da es ja bekanntlich kein schlechtes Wetter gibt, sondern nur die falsche Kleidung, konnten die BesucherInnen ihre Ausstattung noch am Festivalgelände sinnvoll erweitern – Regenmäntel, Gummistiefel, Handtücher und vieles mehr gab es an den Verkaufsständen zu erwerben und Tee, Kaffee sowie gutes, warmes Essen stärkten die Musikfans.
In manchen Medien war leider wohl der Schlamm und die Bilder davon wichtiger als die Musik, dabei war das Line up für Wacken Fans wieder gut ausgetüftelt. Einerseits gab es wieder jede Menge berühmte Bands auf den 5 Bühnen zu sehen, andererseits durfte man sich auch wieder auf die Bands aus dem Metal Battle freuen.
Für jene Besucher, die vorher noch nie in Wacken waren, eröffnete sich ein ganzes Universum, denn bei diesem Festival ist für jeden etwas dabei: Mittelaltermarkt samt Showprogramm und freilich passender Musik, ein Biergarten und so viele Möglichkeiten sich etwas zu Essen und zu Trinken zu holen, dass die Auswahl doch immer wieder schwer fällt, wobei die üblichen Festivalpreise für eine natürliche Grenze beim Einkauf sorgten.
Eine eigene Medienwelt mit Radio, Zeitung, der Wacken App und Fernsehen, soziale Projekte wie die Möglichkeit, sich zum Plasmaspenden zu melden, bildende Kunst für den guten Zweck zu machen oder zu kaufen, junge Bands, die durch das Metal Battle Öffentlichkeit und viele Möglichkeiten zum internationalen Netzwerken erhalten.
Mit NEW MODEL ARMY oder EUROPE waren am Mittwoch gleich mal ein Urgestein auf der Zeltbühne, das einen richtig fein auf das Traditionsfestival einstimmt.
Am Donnerstag (Night to Remember) gab SKYLINE den offiziellen Beginn des Festivals bekannt gefolgt von dem BUNDESWEHRORCHESTER und U.D.O. die zum Wetter passend mit „Das Boot“ in eine bunt gemischte Setlist loslegten. Hörenswert!
Wo wir freilich hin mussten war das riesige „Bullhead City Zelt“, in dem die Metal Battle Bands aus 28 Ländern spielten. Wer meint, es würden auf Wacken immer dieselben Bands spielen, der hat wohl dieses Zelt und diesen beeindruckenden Wettbewerb bisher gekonnt ignoriert. In den Teilnehmerländern spielen Bands im ersten Wettbewerb darum, nach Wacken kommen zu können, um dort im zweiten Bewerb direkt in Wacken einerseits einem breiten Publikum vorstellig zu werden und andererseits tolle Preise zu gewinnen. Da uns von APESMETAL gerade diese Bands wichtig sind, haben wir bereits 2014 einige von ihnen interviewt und haben diesmal über 20 Metalbattle Bands vor der Kamera gehabt, um sie unter anderem zu fragen, wie die Metalszene in ihrem Land in etwa aussieht. Oft stecken hinter diesen Bands auch sehr interessante Lebensgeschichten wie etwa bei BLAAKYUM aus dem Libanon.
Österreich war dieses Jahr durch die Thrash Metal Band SILIUS vertreten.
1. Platz: Kanada – Vesperia (Heroic Metal, yes indeed)
2. Platz: Israel Walkways (Alternative Metal, never gets boring)
3. Platz: Mittlerer Osten – Blaakyum (Thrash, Heavy and Groove Metal, awesome folklore influenced lines and vocal technique)
4. Platz: United Kingdom – Metaprism (Melodic and Progressive Metal, for a real progressive yet melodic experience)
5. Platz: Denmark - Savage Machine (Old School Heavy Metal, no more words, just the real deal)
Alle Interviews hier in unserem Channel:
https://www.youtube.com/user/apesmetal
IN EXTREMO war wieder einmal mit Feuer und Flamme dabei. Zur Tour und ein wenig auch zur Geschichte der Band haben wir Dr. Pymonte in einem Interview befragt.
Bei der Show von ROB ZOMBIE durfte freilich der Hit „Dragula“ nicht fehlen.
Erstmals seit 10 Jahren spielten wieder SAVATAGE auf der Black Stage und dann noch dazu das TRANSSIBERIAN ORCHESTRA auf der True Metal Stage gleichzeitig, was bisher in der Geschichte des Festivals noch nie zu erleben war. Nachdem beide Gruppen je 45 Minuten solo randurften, wurden am Ende beide Hauptbühnen in einem einzigartigen und eigens dafür entwickelten Set parallel bespielt. Die Pyrotechniker ließen auch nichts anbrennen und konnte man den Abend auch nach vielen Interviews genießen.
Nicht nur mit „Roots bloody roots“ konnten SEPULTURA das Publikum begeistern, doch manche „all-time-favourite“ Fans vermissten „Territory” und “Ratamahatta”, uns hat es aber gut gefallen.
Nachdem sich der Sänger der norwegischen Band KVELERTAK von seinen Fans per Crowdsurfing „auf Händen tragen“ lässt, kommt STRATOVARIUS mit einem eher traditionellen Programm wieder als Ausgleich gerade gelegen.
Die Stoner Rocker HIGH FIGHTER um Frontgöre Mona waren diesmal nur im Pressezelt den Pressevertretern vorenthalten, aber hoffentlich auch bald auf vielen Bühnen der Welt zu sehen.
ZAKK WYLDE ist nicht zu bremsen und erfreut Gitarrenfans mit einem großen Sortiment an Gitarren und mit Soli, die vielleicht weniger „gitarrenfokusierten“ Menschen zu lang waren. BLACK LABEL SOCIETY werden von vielen Metalheads hoch gelobt.
Am Freitag kamen mit DREAM THEATER und IN FLAMES persönliche Lieblingsbands auf die Bühne. DREAM THEATER konnten mit Bühnenshow, gut inszeniertem Licht und – am wichtigsten – mit gutem Sound punkten. IN FLAMES haben zwar etwas schlichter in ihrem Auftreten gewählt und „Only For The Weak“, „Deliver Us“, „Drifter“ und „My Sweet Shadow“ wären auch ohne Konfettiregen ausgekommen, aber da Aussehen nicht immer alles ist und so ein bisschen Konfetti stört ja nicht.
Klassisches Power Metal feeling kam am Samstag bei POWERWOLF auf und machte vielen BesucherInnen gute Laune. Ein Circlepit und ein Bierverkäufer, der einen Crowdsurfing Ausflug machte, bestätigten das.
Das Album „Tales From The Thousand Lakes“ vollständig live zu genießen und einige Songs von „Elegy“ zu hören war ein besonderes Erlebnis. AMORPHIS haben ordentlich und mit jeder Menge Feuer gerockt.
SABATON sind natürlich Profis im „cool aussehen“ und wussten einmal mehr, was das Publikum will: das bewährte Bühnenbild der Powermetal Band mit den Panzern, „Ghost Division“ und „To Hell And Back“, „Carolus Rex“, „Gott Mit Uns“ „Primo Victoria“ und „Metal Crüe“. Es gab zwar keine Überraschungen, aber ein solide präsentiertes Programm mit mächtig viel Power. Welche Band hat schon mit Pyro umsichschießende Panzer auf der Bühne?
Dann ging es in die Achtziger: JUDAS PRIEST, eine Zeitreise in eine Ära der ausgefeilten Bühnenshows, packender Dramaturgie, aber freilich mit moderner Technik. Selbige war anfangs für den Sound ein Problem, doch nach kurzer Zeit kamen „Dragonaut“, „Breaking The Law“, „Turbo Lover“ und „Painkiller“ gut Hörbar auch in den letzten Reihen des Publikums an. Selbst wenn man nicht auf die Running Order geschaut hätte, wäre klar gewesen, wer da die Massen begeistert.
Die Black Stage tauchte in eine düstere, aber schöne Atmosphäre als CRADLE OF FILTH loslegen. Stimmlich fiel dabei auf, dass der Frontsänger zwar in guter Form war, die weibliche Stimme konnte sich jedoch nicht durchsetzen und war schwer zu hören.
Fazit: Wer möchte, das Livebands klingen wie auf der CD möge sich diese bitte in Ruhe zu Hause anhören, live ist eben live. Alle kleinen Problemchen, die es eben bei Livemusik gibt wurden recht schnell behoben. Einmal mehr dankte man seinen Gummistiefeln für die guten Dienste und ging todmüde aber glücklich nach Hause.
2016 ist natürlich schon längst wieder ausverkauft, wir sind schon darauf gespannt.
See you in Wacken – rain or shine!
Text: Claudia Wadlegger, Hannes Browa