Schwarzer Abend für den Schwarz-Metal

Jedes Jahr verwandelt sich das Backstage am zweiten Weihnachtsfeiertag in eine düstere Anlaufstelle für Black-Metal-Fans – ideal also um Weihnachten entspannt ausklingen zu lassen! Die Vorfreude wurde allerdings schon etwas getrübt, als bekannt gegeben wurde, dass das Konzert aufgrund von mangelhaftem Kartenvorverkaufs von der Halle in den Club verlegt wurde.

Den Anfang des Abends machte die Münchner Band Kvltyst. Trotz des Wechsels der Location mussten die Schwarzmetaller zu Beginn vor einem relativ leeren Club spielen. Lässt man das spärlich gesäte Publikum außer Acht, konnte sich ihr Auftritt durchaus sehen lassen. Musikalisch zeigten die Münchner sowohl ihre sanfte als auch ihre härtere Seite und boten somit einen abwechslungsreichen Einstieg ganz im Stil des Post-Black-Metals. Nebelschwaden und mithilfe von hellem Licht kreierte Düsternis untermalten die musikalische Darbietung angemessen. Authentisch und überzeugend eröffneten Kvltyst damit das Metallic X-Mas.

Abgelöst wurden sie von Gilgamesh, die mit ihrem speziellen Sound zwischen Black- und Death-Metal durchaus hervorstechen und deren Bekanntheitsgrad kontinuierlich ansteigt. Dies könnte mit dafür verantwortlich sein, dass sich der Club kurz vor Beginn der zweiten Band etwas mehr füllte. Ungeachtet dessen, ob sich die Fans des gepflegten Black-Metals erst jetzt von ihren Familien losreissen konnten oder voller freudiger Erwartung auf die Münchner den Club bevölkerten – der Auftritt erfüllte nicht die gesetzten Erwartungen. Optisch bot die Band zwar einen ansprechenden Anblick, musikalisch zeigten sie sich allerdings eher eintönig. Kräftiges Geknüppel brachte zwar einen Teil des Publikums in Wallung, aber schaffte es nicht, das gewisse Etwas, worauf die Hoffnungen lagen, zu transportieren. Der letzte Song zeigte sich zwar als Highlight der Band, riss das Ruder insgesamt dennoch nicht herum.

Nach dieser eher durchschnittlichen Darbietung waren die Erwartungen in die dritte Band – Unlight – umso höher. Es ist mittlerweile ein paar Jahre her, dass die Black-Metaller aus dem Nachbarbundesland Baden-Württemberg ihre Songs auf einer Münchener Bühne zum Besten gaben. Höchste Zeit also, dass sie sich wieder auf bayerischen Boden begeben haben. Äußerlich zeigten sie sich klassisch mit Corpsepaints – durch und durch trve. Musikalisch überraschte das Quartett durch thrashige Einflüsse, die ihren Sound einzigartig machten und den Auftritt der Band zum Highlight des Abends machten. Passend zur trven Aufmachung zierten auch umgedrehte Kreuze die Bühne. Einzig die bunte Lichtauswahl wirkte etwas irritierend und unpassend. Dennoch überzeugte Unlight mit mitreissenden Riffs und Double Bass vom Feinsten.

Weiter ging es mit der lokalen Größe Waldgeflüster. Besonders hier war die Vorfreude groß, da sich die Münchner Black-Metaller in den letzten Jahren nicht umsonst Rang und Namen gemacht haben. Die anfängliche Atmosphäre des Konzerts war wie gewohnt gut und mitreissend. Doch schnell zeigte sich, dass dies nicht das beste Konzert der Band werden sollte. Die gesanglichen Leistungen waren eher mittelmäßig, der Wechsel zwischen Clear-Gesang und üblichem Schreien gelang etwas holprig. Diese Inkonsistenz blieb auch dem Publikum nicht verborgen, dem man an dem ambivalenten Jubel ebenfalls anmerkte, dass es nicht gänzlich überzeugt war. Für Waldgeflüster war dies somit einer ihrer schlechteren Auftritte – zum Bedauern aller.

Spärlich besucht zeigte sich der Club, als Mortuary Drape, eine italienische Black-Metal-Band, den letzten Auftritt des Abends in Angriff nahmen. Die Italiener nahmen ihren Auftrag besonders genau: Sakrale Kutten, ein Pult und Gesichtsbemalung machten die trve Aufmachung perfekt und erinnerten dabei bedauerlicherweise an andere Metal-Bands, die sich musikalisch in völlig anderen Gefilden bewegen. Lag es am eingeschränkten Platz auf der Bühne, an einer Überdosis Weihrauch, an einem Fluch oder an ihrer Tagesverfassung – der Auftritt von Mortuary Drape war eher durchschnittlicher und haute das Publikum nicht unbedingt vom Hocker. Die aufwendigere optische Aufmachung stand nicht im Verhältnis zum Song-Repertoire und die Nebel-Effekte kamen so häufig zum Einsatz, dass teilweise die ganze Band in weißen Rauchschwaden verschwand. Alles in allem also ein mittelmäßiger Auftritt der Italiener.

Der Metallic X-Mas Konzertabend 2015 zeigte sich insgesamt als recht durchwachsenen Abend mit unterschiedlichen Bands, aber leider auch unterschiedlicher Qualität. Nicht nur das Fernbleiben vieler Konzertgäste schmälerte die Freude über den Abend, auch die eher durchschnittlichen Darbietungen verleiteten weniger zu Begeisterungsstürmen. Somit blieb der Abend als eher schwacher Abschluss des Konzertjahres 2015 in Erinnerung, denn wer es nicht rechtzeitig geschafft hat, der hat auch nicht viel verpasst. Es bleibt zu hoffen, dass sich die Konzertreihe 2016 wieder von ihrer besseren Seite darstellt.

Text: Conny Pläsken