Freunde von solidem Thrash können endlich aufatmen, denn die lange Durststrecke hat ein Ende: Anfang Mai verschlägt es seit geraumer Zeit die dynamischen Damen von Nervosa endlich wieder nach München. Brasiliens Finest sind allerdings nicht allein unterwegs, sondern haben sich männliche Unterstützung von Rezet geholt, die den Warm-up Part der "Downfall of Mankind"-Tour übernehmen.
Rezet
Sicherlich kein leichtes Unterfangen, den Abend vor einer so einzigartigen Band wie Nervosa zu eröffnen, doch dieser Herausforderung stellten sich Rezet aus Schleswig-Holstein selbstverständlich sehr gerne. Am Publikum sollte es auf jeden Fall nicht scheitern, weshalb die Norddeutschen beste Voraussetzungen für einen einmaligen Abend hatten. Obwohl die Band bereits seit 2003 existiert, ist sie nicht jedem in der Thrash Metal Szene bekannt. Für etwas Aufmerksamkeit konnten die Männer rund um Ricky Wagner jedoch bereits mit ihrem letzten Album "Get over it!" sorgen, das im Februar veröffentlicht wurde. Mit dieser Scheibe hatten sie bewiesen, dass Deutschland noch immer großartigen Thrash hervorbringen kann. Entsprechend hoch waren die Erwartungen an ihre Live-Performance, die sie vollends erfüllen konnten. Technisch höchst versiert und mit gutem Tempo knüppelten sie fröhlich im Backstage Club vor sich hin und brachten das Publikum binnen eines Songs auf ihre Seite. Dies lag nicht nur am vollen Körpereinsatz der Band, sondern vor allem an ihrem ganz eigenen Sound, der äußerst eingängig ins Ohr ging. Begeistertes Gegröle und Geschrei aus dem Publikum waren somit vorprogrammiert und belohnten die Musiker angemessen für ihre perfekte Einstimmung auf Nervosa.
Setliste:
- Behind Glass
- Treadmill to Hell
- Toxic Avenger
- No Plan B
- Minority Erazer
- Reality Is A Lie
- Chaos in My Mind
- Breaking The Chains
- Thunder Raiders
- Have Gun, Will Travel
- Dead City
Nervosa
Perfekt aufgewärmt und heißhungrig wartete der volle Club im Anschluss an die Vorband auf das Highlight des Abends: die drei Damen von Nervosa. Eindrucksvoll hat es das Trio in den vergangenen Jahren geschafft, sich in der Szene einen Namen zu machen. Und dies liegt nicht daran, dass sie als reine Frauen-Band (leider) im gesamten Metal Bereich herausstechen, sondern an ihrem einzigartigen aggressiven und giftigen Sound, der etliche Schwindelanfälle auslösen kann. So auch dieses Mal wieder in München: Frontfrau Fernanda, Bandgründerin Prika und Drummerin Luana waren von der ersten Sekunde an voll in ihrem Element und schmetterten gefühlte Hasstiraden durch den Raum. Insgesamt ist es überhaupt genial, Fernanda bei ihrer Performance zuzusehen, denn sie zieht noch immer die furchteinflößensten, fiesesten Fratzen der gesamten Thrash Welt und lässt keinen Zweifel daran, was echte Frauenpower bedeutet. Dass diese Leidenschaft entsprechend auf das Publikum überschwappte und beispielsweise während der herunterprasselnden Maschinengewehr-Kugeln bei „Hostages“ ein Strudel an Metallern durch den Club fegte und alles mit sich riss, war nur nachvollziehbar. Kurzum: Die Stimmung war gigantisch und das Publikum feierte die kaum zu bändigenden Biester von Nervosa in jeder einzelnen Sekunde des Abends. Bei diesen Mädels sieht man einfach, dass sie mit jeder Faser ihres Körpers lieben, was sie tun. Die Brasilianerinnen haben es einmal mehr geschafft, ein wahres Meisterstück an Genialität und purem Hass abzuliefern, wie ein wütender Wirbelsturm über München zu fegen und ihre Fans überglücklich in die raue Nacht Münchens zu entlassen.
Setliste:
- Horrordome
- ... And Justice for Whom?
- Intolerance Means War
- Bleeding
- Arrogance
- Hostages
- Enslave
- Time of Death
- Fear, Violence and Massacre
- Kill the Silence
- Raise Your Fist!
- Vultures
- Masked Betrayer
- Guerra Santa
- Death!
- Never Forget, Never Repeat
- Into Moshpit
Text: Conny Pläsken