Gelungene Premiere für das ROCKAVARIA 2015 in München

Viele Jahre musste München ohne ein großes Rock Festival auskommen. Das hat sich 2015 mit dem ROCKAVARIA geändert. Vom 29. - 31. Mai rockten rund 49.000 Besucher täglich das komplette Olympia Areal. Bespielt wurden hierbei als Main Stage das Olympia Stadion, die Second Stage in der Olympia Halle und auch im kleinen Theatron war jede Menge geboten.
Wie schon beim legendären Metallica Konzert von 2006, wurde die Bühne quer im Olympia Stadion platziert und so war es wenig verwunderlich, dass die Anführer der Big 4 höchstpersönlich als Headliner für den letzten Tag gebucht wurden. Die weiteren beiden Headliner-Shows teilten sich MUSE (Freitag) und KISS (Samstag).
In der Olympia Halle waren Limp Bizkit, Airbourne und Within Temptation ganz oben auf dem Spielplan.

Hier geht es zu den Bildern. Auch Metallica, KISS und die Senkrechtstarter Beyond The Black sind mit dabei!


FREITAG – 29. Mai 2015

ORCHID - Stadion
Meine erste Band am Freitagnachmittag (14 Uhr) im Stadion und ein sehr gelungener Auftakt noch dazu. Richtig gute Musik, coole Performance - schade, dass Orchid schon so früh und nicht später vor mehr Zuhörern gespielt haben. Sie hätten es verdient gehabt.

THE PICTUREBOOKS - Theatron
15:25 im Theatron. Ebenfalls viel zu früh wie ich finde. Die Musik ist doch sehr psychedelischer Stonerrock, die an eine Motorradtour durch die Wüste erinnert hat, aber ohne Action sondern eher zum Chillen. Die zwei Herren waren nicht schlecht, allerdings hätte es mir besser gefallen, ihre Musik nach ein paar anstrengenden Power-Gigs zu höre und dabei zu entspannen - und zum Entspannen war es Freitagnachmittag eindeutig zu früh.

TRUCKFIGHTERS - Theatron
Solide Rockmusik direkt nach den Picturebooks im Amphitheater. Unspektakulär. Weder besonders schlecht noch besonders gut. Kann man sich geben, muss man aber nicht.

THE HIVES - Stadion
Ab 17:30 Uhr im Stadion. Klang ein bisschen wie britischer Gute-Laune-Indie-Rock. Sänger Per Almqvist hatte sichtlich Spaß auf der Bühne - vielleicht weil sein Geburtstag war und er sich freute, dass da auch Incubus und Muse spielen, vielleicht weil er nicht nur Wasser getrunken hatte. Zumindest schien es manchmal so bei seiner leicht übertrieben, aber witzig-aufgedrehten Art. Die Musik lud zum Feiern ein und zum ersten Mal an diesem Tag wurden die Zuhörer mitgerissen.

INCUBUS - Stadion
Nach langer Pause sind die Kalifornier wieder da und spielten neben vielen Klassikern aus ihrer über 20-jährigen Karriere auch ein paar neue Songs, die allerdings nicht ganz so gut beim verhaltenen Publikum anzukommen schienen. „Drive“ oder „Anna Molly“ brachten schon mehr Stimmung ins recht gut gefüllte Stadion. Die Performance war allgemein sehr clean, teilweise hätte man eine CD spielen lassen können. Zum Relaxen in der Sonne bei gefühlten 30° C waren die Surf-Rocker rund um Sänger Brandon Boyd aber genau das richtige.

EISBRECHER - Halle
Um 20:20 Uhr mein erster Ausflug in die Halle und prompt folgte die erste Enttäuschung. Nein, nicht die Performance. Eisbrecher waren wie gewohnt der Hammer und bretterten ordentlich während ihrer 75-minütigen Performance. Enttäuschend war eher, dass es hier schon Probleme gab, rein zu kommen. Für in die Halle hat es noch gereicht, in den Innenraum kam ich nicht mehr. Und Eisbrecher im sitzen? Bei den Jungs kann man doch gar nicht sitzen bleiben! Trotzdem eine der besten Shows des Wochenendes.

KVELERTAK - Theatron
Bei der breiten Masse noch relativ unbekannt, bei Insidern beliebt: Die 6 Norweger sorgten im Theatron zum Ende des ersten Tages nochmal ordentlich für Stimmung. Da viele Besucher zu Muse abgewandert waren, kam man nun auch endlich wieder in das chronisch überfüllte Amphitheater und konnte nochmal ordentlich feiern. Purer, dreckiger Rock’n’Roll, wilde, feierwütige Fans - eine tolle Show mit tollem Publikum, großartiger Stimmung und der Lust nach mehr.

MUSE - Stadion
Zugegeben, ich habe nicht alles mitbekommen, da Eisbrecher und Kvelertak den Vorzug bekommen haben, aber die Lightshow der Briten war auch noch von der anderen Seite des Geländes zu sehen. Einmalig. Und das musikalische Talent der Band steht auch außer Frage und wurde erneut an diesem Abend bewiesen. Aber auch hier war die Enttäuschung nicht weit. Am Anfang war der Sound etwas zu leise, kaum Interaktion mit den Fans, je nach Platz die Akustik nicht optimal und dann hörten Matt Bellamy und Co auch noch 15 Minuten eher auf. Mhm.


SAMSTAG 30. Mai 2015

ACCEPT - Stadion
Ohne jegliche Vorstellung was mich erwarten würde, begab ich mich zu Beginn des 2. Tages wieder ins Stadion (Theatron war um 16 Uhr natürlich schon wieder gesperrt) und wurde prompt positiv überrascht. Die 1971 aus der 1968 gegründeten Band X entstandene Truppe rockten das Stadion und strahlten dabei eine Menge Spaß aus. Auch kurzweilige technische Probleme brachten die 5 Herren nicht aus dem Konzept und wurden einfach mit einem spontanen Instrumentalstück überspielt. Definitiv eine Band, die man sich öfter anhören kann.

FIVE FINGER DEATH PUNCH - Stadion
Mein persönliches Highlight. Super Stimmung, geile Musik, coole Performance und enger Kontakt zu den Fans, den man bei einigen - und vor allem bei vielen „großen“ - Bands doch schmerzlich vermisst. Egal ob Uptempo-Nummer oder Akustik (ja, das können die Jungs aus Las Vegas auch) - nicht nur die langjährigen Fans waren begeistert. Und ja, das Festival hätte auch ruhig mehr von der „Fuck You, I’m doing my thing“- Mentalität gebrauchen können. Schade nur, dass Rob Halford, der neben der Bühne stand, nicht auf selbige kam und mit Five Finger Death Punch „Lift Me Up“ performen wollte.
Zum Glück kommen die Jungs, die von der TZ als „DIE Entdeckung bei Rockavaria“ tituliert wurden, im November schon wieder nach Deutschland.
(http://www.tz.de/muenchen/kultur/five-finger-death-punch-diese-band-entdeckung-rockavaria-5060175.html)

JUDAS PRIEST - Stadion
Modenschau oder Rockkonzert? Judas Priest schaffen beides! Zuerst sorgte der neu aufgebaute Vorhang für Verwirrung, nach dem 3. Song war jedem klar, dass Rob Halford seine gesamte Garderobe samt Motorrad ja irgendwo verstecken musste, ohne nach jedem Lied die Bühne verlassen zu müssen. Glücklicherweise wurde der Schock, der dem ein oder anderen beim Anblick des mit dem Gehstock leicht humpelnden Sängers gekommen sein mag, recht schnell vergessen als Rob Halford anfing zu singen. 63 Jahre alt und noch immer die stimmliche Power eines 20-jährigen mit einer Range an Tönen, die sich eine Mariah Carey nur wünschen kann. Aber auch die anderen Bandmitglieder zeigten, dass sie noch längst nicht zum alten Eisen gehören (ausgenommen des gerade mal 35 Jahre alten Gitarristen Richie Faulkner, der eh noch nicht zum alten Eisen zählt). Zusammenfassend: Geile Show, großartige Stimmung und noch eine Band, die ich in Zukunft wohl noch mehr hören werde.

TURBONEGRO - Halle
Party, Party, Party! War das Motto des nächsten norwegischen Acts. Auch hier sah man sehr bunte und verrückte Bühnenoutfits, die allerdings in keinster Weise wirklich ernst zu nehmen waren. Genauso wenig wie viele Lyrics („All My Friends Are Dead“). Aber bei einem viel zu ernsten Veranstalter braucht man auch nicht noch mehr Ernsthaftigkeit. Die Jungs brachten Spaß, gute Stimmung und wissen definitiv wie man feiert. Bitte mehr davon!


SONNTAG – 31. Mai 2015

UNEARTH - Theatron
Glück gehabt! Gerade so durch reinen Zufall ins überfüllte Theatron rein geschafft, spielte auch gleich eine gute Band: Unearth. Mir zugegebenermaßen vorher unbekannt, brauchten sie nicht lange, mich zu überzeugen. Mit einer tollen Mischung aus Metalcore und Melodic Death Metal brachten die fünf Amerikaner das Theatron zum Kochen und - ja auch das war in Grenzen möglich - zum Pogen und einer Mini-Wall of Death. Eine weitere gute Entdeckung bei Rockavaria.

STICK TO YOUR GUNS - Theatron
Hell yeah! Am Anfang wirkten die fünf Kalifornier noch etwas verhalten, als sie aber merkten wie ihre Fans abgingen und sogar Circle Pits und Crowd Surfing nicht mehr aufhörten, kamen die Jungs um Sänger Jesse Barnett schnell aus sich raus und ließen ein Harcore-Feuerwerk los. Wer da noch still stand, hätte für die vielen Wartenden vor dem Theatron Platz machen sollen. Zum Glück ist es bis zum 18. August nicht mehr lange. Da kommen Stick to Your Guns nämlich schon wieder nach München.

DEEZ NUTS - Theatron
Überflüssig. Ich hab 3 Songs ausgehalten, dann musste ich flüchten. Diese Proll-Gehabe à la „Keep it real“ und „Stay true“ mit schlechtem Sprech-Gesang und den langweiligsten und flachsten Drums des Wochenendes brauche ich nicht nochmal. Hollywood Undead in noch schlechter.

DIR EN GREY - Halle
Japanischer Metal ist genauso wie man ihn sich vorstellt: Schräg. Ein ewiges Intro, gefolgt von einem recht guten Instrumentalteil und der merkwürdigsten Stimme, die ich seit langem gehört habe. Hoch, tief, gerade, schief, melodisch, geschrien - eine zu große Mischung, die man wohl echt mögen muss. Vielleicht lag es doch nicht nur an Metallica, dass die Halle fast leer war.


FAZIT
Größtenteils echt hammergeile Musik, tolle Bands, und großartige Konzerte. Leider war die Organisation nicht die Beste. Es ist mehr als schade wenn nach 1-2 Stunden die ersten Locations schon dicht machen. Klar, auf Sicherheit muss geachtet werden. Aber das Theatron ist einfach zu klein und es macht keinen Spaß so viel Geld auszugeben und dann einige Bands nicht sehen zu können. Hieran darf bis zum nächsten Jahr gerne noch dran gearbeitet werden. Wie wäre es denn mit kleinen lokalen Bands im Theatron und einer zusätzlichen vierten, größeren Bühne (z. B. die Kleine Olympiahalle)?

Text: Tanja Frank / Manuel Miksche
Fotos: Manuel Miksche