Callejon - Wir Sind Angst - Tourauftakt nach Maß

Eine guten Monat nach Veröffentlichung ihres neuen Albums WIR SIND ANGST machen sich Callejon wieder auf große Deutschlandtour - mit einem gelungenen Auftakt im Münchener Backstage am 12. Februar.

Opening Act des Abends waren die vier Jungs der noch recht jungen Band Vitja. Sie spielten Songs wie „Conversations“ aus ihrem Debütalbum ECHOES (2013) und zeigten mit „Follow the Shadows“ aus ihrer neuen EP YOUR KINGDOM (2015), dass sie neben den harten Klängen auch sanftere Töne anschlagen können. Ganz überzeugen konnten sie noch nicht, aber mit wachsender Bühnenerfahrung sollte das nicht mehr in weiter Ferne liegen.

Als nächstes betraten Annisokay die Bühne und sorgten gleich zu Beginn für Begeisterung. Entgegen meiner Vermutung, dass ihr Bandname an Alexisonfire angelehnt ist (eine musikalische Nähe ist schwer abstreitbar), bezieht sich „Annisokay“ auf Michael Jacksons „Smooth Criminal“ und beantwortet dessen Frage, ob Anni okay ist.
Mit ihrer Mischung aus eingängigen Melodien, harten Moshparts und Breakdowns dauerte es nicht lange für die fünf jungen Männer aus Halle, das Publikum für sich einzunehmen. Daher ist es auch wenig verwunderlich, dass sich schnell Circle Pits und gegen Ende sogar eine Wall of Death  bildeten - ohne viel zutun von Frontmann und Shouter Dave Grunewald. In den 30 Minuten ihren viel zu kurzen Auftritts zeigten die Jungs ihr Können und spielten Songs aus ihrer Bandgeschichte, sowie den am selben Tag erschienenen Track „Carry Me Away“, ein Vorbote des am 20. März erscheinenden Albums ENIGMATIC SMILE (2015). Mit selbigem schließt sich übrigens auch der Kreis der Namesgebung, da sich „Enigmatic Smile“ auf das Lächeln der Erste-Hilfe-Übungspuppen bezieht, die „Resusci Anne“ genannt werden und deren Gesichtszüge der Legende des Mädchens aus der Seine entspringen.
Der Auftritt viel zu schnell vorbei, forderte die Zuhörermenge minutenlang nach einer Zugabe, die aus Zeitgründen leider nicht gewährt werden konnte. Trotz allem: Hut ab! Es will was heißen, wenn bereits die Vorband eine derartige Zustimmung erfährt.

Lange erwartet, nun endlich auf der Bühne: Callejon begannen ihren Auftritt nach 30 minütiger Umbauphase hinter einem Vorhang mit einer kleinen Beamershow und dem Song zum gleichnamigen Album und Titel der Tour „Wir Sind Angst“. Spätestens beim dritten Song, dem Fettes Brot Cover „Schwule Mädchen“ (MAN SPRICHT DEUTSCH, 2013) grölte die ganze Halle mit. Die fünf Düsseldorfer um Sänger Bastian Sobtzick brachten die Party schnell in Gang und ließen bis zum Ende nicht nach. Mit Songs aus ihrer gesamten Historie wie „Lass mich gehen!“ aus dem 2010 erschienenen Longplayer VIDEODROM  bis hin zu „Dunkelherz“ aus dem aktuellen Album WIR SIND ANGST (2015). Neben den meist härteren und oft auch Partysongs können die Jungs aber auch ruhigere Töne anschlagen. Dies bewiesen sie mit ihrem Song „Kind im Nebel“ (BLITZKREUZ 2012), den sie in einer Akustikversion performten. Ein echter Gänsehautmoment. Gegen Ende brachten Callejon noch ein klares Statement gegen Nazis und spielten daraufhin ihre Coverversion des Ärzte-Klassikers „Schrei nach Liebe“. Eine Zugabe gab es natürlich auch.
Alles in allem ein gelungener Tourauftakt mit viel Spaß und verdammt guter Musik.

Text: Tanja Frank
Bilder: Manuel Miksche