Thrash Attack in München – Exodus, Savage Messiah und Mynded im Backstage

Die Sommermonate sind in Bezug auf Konzerte oft etwas schlecht besetzt, da sich sowohl Bands als auch Fans eher auf den Festivals herumtreiben als in den hiesigen Konzertlocations. Umso erfreulicher also, dass sich eine Thrash-Offensive an diesem 1. Juli für das Backstage in München angekündigt hatte. Exodus, die zuletzt vor 2 Jahren im Backstage auf der Bühne zu sehen waren, gaben sich zusammen mit Savage Messiah und Mynded die Ehre, den Münchner Thrashern ordentlich einzuheizen.

Mynded

Den Anfang machte an diesem lauen Sonntag Abend die bayerischen Thrasher Mynded. Dem Münchner Publikum dürfte das Quartett durchaus bereits bekannt sein, hatten sie doch in der Vergangenheit bereits die Gelegenheit das ein oder andere Konzert zu eröffnen. Mit unglaublich viel Motivation und Enthusiasmus machten sich die jungen Münchner/Straubinger direkt ans Werk und räumten die Backstage Halle mittels ihrer donnernden Riffs einmal komplett um – sogar so sehr, dass auch das teilweise etwas gemütlichere Publikum von draußen schneller interessiert nach innen strömte. Wer hier also typische Vorband-Vorurteile hegte, der irrte sich sehr, denn Mynded präsentierten ihrem Publikum nichts als qualitativ guten Thrash. Da stimmte im Grunde einfach alles: der Speed, die Power und vor allem rasende Riffs gepaart mit Gitarren-Soli, bei denen Headbangen praktisch vorprogrammiert war. Die Grimassen des Bassisten dürften vielleicht in Zukunft etwas zurückgefahren werden, da sie eher aufgesetzt wirkten und weniger mit echten Emotionen zu tun hatten, doch ansonsten boten die Jung-Thrasher ein Opening, wie man es sich für jedes Konzert wünschen würde.

Mynded - Backstage Halle MünchenMynded - Backstage Halle München

Savage Messiah

Nach kurzer Umbaupause ging es direkt mit einer Band weiter, die diesem thrashigen Abend eine etwas melodischere Note verleihen sollte. Bei Savage Messiah handelt es sich um eine englische Band aus London, die 2007 gegründet wurde. Seither experimentieren die Musiker mal mehr, mal weniger mit traditionelleren Metal-Einflüssen in ihrer Musik, was zu ihrem charakteristischen Melodic-Thrash beigetragen hat. Mit dafür verantwortlich ist auch der verhältnismäßig klare Gesang von Dave Silver, der im Thrash Bereich eher ungewöhnlich ist, ihre Musik jedoch perfekt unterstreicht. Live gab es entsprechend absolut keine Zweifel an der musikalischen Komposition von Savage Messiah. Eine höchst professionelle Band, die pfeilschnelle Riffs ideal mit melodischen Elementen verknüpft und so ein direkt außergewöhnliches Thrash-Erlebnis schuf. Dass zusätzlich noch Daniel Wilding von Carcass ersatzweise an den Drums saß, konnte sicherlich nicht schaden. Eine völlig runde Sache, von der das Münchner Publikum gerne öfters etwas hören bzw. sehen würde.

Savage Messiah - Backstage Halle München

Exodus

Nachdem die beiden Vorbands die anwesenden Metalheads bereits in die richtige Stimmung gebracht haben, war es endlich an der Zeit, dass sich Steve Souza, Gary Holt und Co. auf der Bühne blicken ließen. Und schon gingen die Lichter aus, „A Call to Arms“ ertönte als Einspieler während die Band nach und nach auf der Bühne erschien und „Funeral Hymn“ zum Besten gab – was für ein dramatischer Start! Zugegebenermaßen ist das Intro vom „The Atrocity Exhibition – Exhibit A“ Album DAS eingängigste und genialste Intro der Band, das aus gegebenen Anlass einfach immer ihre Auftritte eröffnen sollte. Somit waren die Fans vom ersten Moment an auf den Exodus-Thrash-Zug mitaufgesprungen und starteten ihre „Wir zerlegen heute die Halle und hören nicht mehr auf einen Circle Pit nach dem anderen zu veranstalten“-Initiative ohne Verzögerung. Nach dem obligatorischen Titeltrack der aktuellen Scheibe „Blood in, Blood out“, wobei aktuell nach 4 Jahren eher relativ ist, haben die Bay Area Thrasher etwas in der Old School Kiste gekramt und für ihre Tour ein paar Stücke herausgeholt, die man teilweise schon lange nicht mehr bzw. noch nie live gehört hat. Dementsprechend laut war der Jubel in der Menge, die sich schon mal auf einen satten Muskelkater am Folgetag freuen kann, denn keiner der Münchner Metalheads hat mit Jubel und Headbangen gegeizt – zu genial und außergewöhnlich war der Auftritt von Exodus, die zu den Urgesteinen des Genres zählen und über die Jahre ihrem ganz eigenen Stil zu 100% treu geblieben sind, ohne dabei langweilig zu werden. Dass Steve „Zetro“ Souza seit 2014 wieder Frontmann der Band ist, ist nur noch ein zusätzlicher Gewinn. Zwischendurch ließen es sich die Musiker allerdings nicht nehmen, Slayer noch kurz aufs Korn zu nehmen, indem sie „Raining Blood“ anstimmten und ein paar Kommentare zur Abschiedstournee der Band fallen ließ. Schnell wurde das Thema jedoch abgehakt und es ging weiter im Text. Trotz der etwas ungewöhnlichen Songauswahl durfte natürlich ein Song nicht fehlen: Blacklist. Dieser Song ist wirklich herausragend, denn sobald er ertönt, löst er Gänsehaut pur aus – und das ist bei Thrash Metal Songs gar nicht so einfach. Überhaupt könnte man sagen, dass „Blacklist“ wie eine eigene Hymne von Exodus fungiert, denn auch wenn das Publikum durchwegs textsicher war, dieser Song sticht einfach immer heraus. Doch danach war es noch nicht vorbei, sondern wurde im Grunde nur noch besser, denn neben Klassikern wie „Bonded by Blood“ oder „The Toxic Waltz“ mussten die Münchner Metalheads noch ihre „Lesson in Violence“ lernen. Und das taten sie selbstredend mit Erfolg! Als krönenden Abschluss kündigten Exodus „Strike of the Beast“ an und zettelten eine Wall of Death an, die das halbe Publikum miteinbezog. Ein rundum genialer Auftritt der Thrasher also, der einmal mehr gezeigt hat, dass sie zu den großen und bedeutendsten Thrash Metal Bands zählen, die auch nach Jahren nicht an Schärfe und Speed verloren haben.

Exodus - Backstage Halle München

Text: Conny Pläsken