Metalfestivals gibt es mittlerweile wie Sand am Meer – und das ist auch gut so. Trotz der Vielzahl gibt es allerdings nur eines, das jedem, aber auch wirklich jedem ein Begriff ist: Wacken. Jedes Jahr am ersten Wochenende im August verwandelt sich der idyllische kleine Ort in Schleswig-Holstein in einen internationalen Hotspot. Metalheads aus der ganzen Welt reisen extra für dieses eine Festival nach Deutschland an, um auch einmal dabei gewesen zu sein. In den 28 Jahren seit es das W:O:A gibt, hat es einen Kultstatus erreicht, von dem andere Festivals nur träumen können. Der Hype um die Veranstaltung lässt einfach nicht nach und bescherte den Veranstaltern auch 2017 wieder ein ausverkauftes Festival, wobei es in diesem Jahr bei Weitem nicht so schnell ging, wie noch 2016. Möglicherweise hatte der erhöhte Preis von 220 € doch so Manchen abgeschreckt, wobei die Besucher, dafür ohne Aufpreis früher anreisen konnten und gespülte Toiletten wie auch Duschen nun kostenfrei nutzen konnten. Das Line-Up konnte sich natürlich auch wieder sehen lassen: von Alice Cooper, Megadeth, Volbeat bis hin zu Kreator und Avantasia war alles (und natürlich noch viel mehr) geboten.
Mittwoch
Am ersten, nicht-offiziellen Tag des Festivals war eigentlich kaum etwas davon zu spüren, dass es sich „nur“ um den Warm-Up Tag handelte. Scharenweise tummelten sich die Festivalbesucher auf dem Gelände und vor den Bühnen herum. Auch an den Essens- und Shopping-Ständen konnte man kaum einen Unterschied zu einem normalen Tag auf dem W:O:A feststellen. Bespielt wurden dennoch alle Stages außer die beiden Hauptbühnen wie auch die Nebenbühne. Deshalb war unser erster Festivaltag noch etwas entspannter.
Flotsam and Jetsam
Eröffnet wurde das Festival für uns von Flotsam and Jetsam im Zelt auf der Headbanger Stage, die bereits vor Beginn ihrer Show für einige Lacher sorgten. Sänger Eric A.K. – verkleidet als grüner Drache – bespaßte die Menge und sorgte für gute Stimmung. Dabei ließ er kaum etwas aus: er hüpfte, tanzte und poste herum – und das Publikum mochte es. Man sollte vielleicht dazu sagen, dass zu diesem Zeitpunkt kaum jemand klar war, wer da gerade auf der Bühne herumturnte. Als die Band ein paar Momente später dann allerdings loslegte, war alles klar. Fans von gutem, altem Thrash und Speed Metal aus den 80er Jahren kamen voll auf ihre Kosten. Die Amerikaner aus Phoenix, Arizona performten eine klassische Flotsam and Jetsam-Show, die ein guter Start in ein tolles Festival war!
tuXedoo
Ein schneller Location-Wechsel war angesagt, um zu den Österreichern von tuXedoo auf der Wackinger Stage zu gelangen. Letztes Jahr noch auf der Beergarden Stage, dieses Jahr schon etwas näher an das Zentrum des Festivals gekommen, durften die Männer aus Mattighofen mit einem ansehnlichen Publikum in den frühen Abend starten. tuXedoo sind wirklich ein besonderer Geheimtipp, und das nicht nur für eingefleischte Core Fans. Mit ihrem Alpencore belegt die Band eine Nische, die bisher wohl sonst noch niemand für sich beansprucht hat. Zünftig in Lederhosen zogen tuXedoo ihren Auftritt souverän durch und versprühten dabei so viel Energie und gute Laune, wie man es sich kaum vorstellen kann. Jedem der Buam konnte man ansehen, wie viel Spaß sie auf der Bühne hatten und dass sie einfach dafür geschaffen sind. Ihren Entertainment-Geist bewiesen sie spätestens bei ihrer Ansage, sie hätten das beste Baywatch Double überhaupt aufgetrieben, woraufhin eine geniale Coverversion des Baywatch-Songs folgte – und natürlich ein nennen wir es mal „Double“ von Mitch auf der Bühne erschien. Das Geschrei in der Menge, die sich wie von Zauberhand mindestens verdoppelt hatte, war natürlich groß. Im Grunde lässt sich der Auftritt der Österreicher eigentlich als wilde und spaßige Party beschreiben, die am besten niemals enden dürfte. Und Jägermeister, der darf an dieser Stelle nicht vergessen werden, da wohl kaum eine Band mitten beim Auftritt gemeinsam mit den Fans einen Kurzen trinkt. Cheers!
Annihilator
Nachdem endlich die unmenschlichen Massen an Leuten nach Ugly Kid Joe das Zelt verlassen hatten und man endlich wieder eine Chance hatte, zur Headbanger Stage zu kommen, war die Vorfreude besonders groß, da als nächstes Annihilator auf dem Programm standen. Die Kanadier rund um Jeff Waters, der das Herz der Band ist, haben sich wieder einmal auf den weiten Weg gemacht, um auf dem weltgrößten Metal Festival viele Fans glücklich zu machen. Die Band und Jeff ganz besonders haben ein Talent dafür, das Publikum rundum glücklich und freudestrahlend zu hinterlassen, aber soweit waren wir zu Beginn natürlich noch nicht. Gestartet wurde mit dem Titeltrack des noch aktuellen Albums „Suicide Society“, der Ohrwurmcharakter pur besitzt und das Publikum in die richtige Stimmung brachte. Da Annihilator sich ihre Zeit allerdings gut einteilen mussten, konzentrierten sie sich nicht nur auf das neueste Album, sondern hatten eine tolle Mischung aus älteren und neueren Songs zusammengestellt. „Welcome to your Death“, „No Way Out“ und „Phantasmagoria“ waren da nur ein paar Beispiele aus ihrer Setlist. Egal ob Thrash-Fan oder nicht, Jeff und seine Kollegen verbreiteten mit ihrer Musik das Maximum an guter Laune und Begeisterung. Um auf das neue Album aufmerksam zu machen, ließen es sich die Kanadier natürlich nicht nehmen, auch einen neuen Song zu spielen, der definitiv Lust auf mehr machte. Für uns wächst damit die Vorfreude auf den 8. August in München umso mehr, an dem es einen Special Evening mit der Band geben wird.
Donnerstag
Der erste offizielle Festivaltag begann für uns etwas zäh. Probleme mit dem Shuttlebus sorgten dafür, dass wir mit einer Stunde Verspätung erst am Festival ankamen und die Laune direkt zu Beginn des Tages hart auf die Probe gestellt wurde. Endlich angekommen, hatte sich der Wettergott dazu entschieden, gefühlt einen ganzen See über dem Festival auszuleeren. Orkanartige Böen machten es schier unmöglich, überdachte Flächen zu verlassen geschweige denn Interviews im Pressezelt durchzuziehen, da das Prasseln des Regens auf dem Dach so laut war, dass man sich nur noch anschreien konnte. Was wäre Wacken ohne Regen… Rain or shine!
Europe
Der Donnerstag stand im Zeichen des Old-School, weshalb wir uns einen wahren Klassiker wie Europe schier nicht entgehen lassen konnten. Das sahen auch viele, viele andere Festivalbesucher so, weshalb der Platz vor den Main Stages bereits am späten Nachmittag trotz Schlamm wohin das Auge reichte mehr als gut besucht war. Die Hard-Rocker aus den späten 70er Jahren sind mittlerweile alte Hasen im Geschäft. Bei ihrer Live-Performance sind allerdings keine Abnutzungserscheinungen zu erkennen, da die Alt-Rocker aus Schweden auch nach 38 Jahren Bühnenerfahrung immer noch sichtlich Bock haben. Und das kam auch beim Publikum an. Was zu Beginn der Show jedoch noch spannend und unterhaltsam war, verlor mit der Zeit etwas seinen Reiz, da die Musik der Schweden leider nicht in dem Ausmaß abwechslungsreich war. Gespannt warteten die Anwesenden trotzdem auf genau den einen Song der Band, den wirklich jeder der Festivalbesucher kannte – und natürlich wurde dieser ganz zum Schluss gespielt. Mit „The Final Countdown“ lösten Europe eine nicht zu überhörende Jubelparade aus. Verwunderlich ist dabei nur, dass die Männer diesen Songs nach Jahren über Jahren immer noch hören geschweige denn spielen können und noch nicht schreiend davon laufen, wenn davon die Rede ist.
Status Quo
Hard Rock ist auch weiterhin das Stichwort, denn direkt im Anschluss an Europe ging es mit einem DER Klassiker weiter: Status Quo. Welche erfolgreiche Band kann heutzutage schon behaupten, bereits in den 60er Jahren gespielt zu haben? Richtig, kaum eine, Status Quo allerdings schon! Die britische Hard Rock Band zählt mit zu den Legenden der härteren Gefilde und hat während ihrer Laufbahn den Stil unzähliger Bands bedeutsam geprägt. Umso schöner ist es also, dass genau so eine Band 2017 immer noch zu den Headlinern auf dem W:O:A zählt und vom Publikum mit lautem Applaus gefeiert wurde. Eine durchwegs geradlinige Show, die ihrem Ruf gerecht wurde. Qualitativ hochwertiger Hard Rock eben, der generationsübergreifend seine Fans hat und die Massen in Wacken in Bewegung brachte. Hut ab meine Herren!
Accept
Etwas härter wurde der Abend, als es Zeit für Accept wurde. Auch diese Band zählt zu DEN Klassikern ihres Genres, da Accept schon in den frühen 70er Jahren harte Gitarrenriffs ertönen ließen und den Heavy Metal über die Jahre maßgeblich mitgeprägt haben. Über die Jahre hinweg gab es viele Besetzungswechsel, wobei der ehemalige Sänger Udo Dirkschneider eine ewige Konstante von Accept war. 2005 beschloss er allerdings andere Wege einzuschlagen und ist seither als U.D.O. oder Dirkschneider unterwegs und spielt dabei regelmäßig – wie könnte es auch anders sein – Accept Klassiker. 2009 bei der letzten Wiedervereinigung von Accept wurde dann Mark Tornillo ins Boot geholt, der Udos Platz wirklich würdevoll einnahm und den Anforderungen der Fans gewachsen war. Somit konnte die Geschichte der Band weitergehen. Obwohl die Heavy Metaller seit 2014 kein neues Album auf den Markt gebracht haben, sind sie immer noch fleißig bei diversen Festivals unterwegs und machen Tausende Menschen mit ihrer Musik glücklich. Doch bei diesem Auftritt in Wacken hatten sich die deutschen Metaller etwas ganz Besonderes einfallen lassen. Ein Teil ihrer Songs wurde von einem Orchester begleitet. Damit wäre Accept nicht die erste Band, die sich in das klassische Terrain gewagt hätte. Und so viel kann gesagt werden: Das Experiment ist erfolgreich geglückt! Die sanften und zugleich harten orchestralen Klänge harmonierten mit dem metallischen Sound der Band und schufen so ein wirklich neues Accept Erlebnis! Trotz aller Experimente durften die berühmten Hits der Band natürlich nicht fehlen und motivierten das Publikum zu ohrenbetäubenden Gesängen. Ein voller Erfolg auf der gesamten Linie!
Nile
Nach Accept hatten wir eine kleine Verschnaufpause, da es auf den Main Stages mit Volbeat weiterging und es deutlich sinnvoller ist, über manche Bands besser nichts zu schreiben als die eigene Meinung. Deshalb freuten wir uns umso mehr auf die Death Metaller von Nile, die zu später Stunde im Zelt zu sehen waren. Der Weg dorthin war allerdings gar nicht so einfach, da zuvor die Black Metal Götter von Mayhem zu Gange waren und ein ordentlicher Haufen an Fans der schwarzen Messe beiwohnen wollten. Aber auch um Mayhem geht es jetzt nicht, denn nach einem Tag voller Classic Rock und Heavy Metal war es an der Zeit für Härteres. Da kamen Nile mit ihrem technisch hoch anspruchsvollen Death Metal gerade recht. Nachdem sich das Publikum einmal fast komplett ausgetauscht hatte, konnte es losgehen. Karl Sanders, Todd Ellis und George Kollias eroberten die Bühne und knüppelten sofort los. Eins wurde schnell klar: jeder der anwesenden Metalheads hatte so richtig Bock auf die Amerikaner, denn die Stimmung im Zelt war unglaublich. Es wurde gemosht, es wurde getanzt, es wurde gebangt und es gab kein Halten! Nile vollzogen wie gewohnt eine unglaubliche Show, die nur so vor Power strotzte und ihre Fans einfach mitriss. Stark von Anfang bis Ende rissen alles ab, was ihnen nur so in den Weg kam.
Freitag
Am Freitag erwarteten uns ein paar nette Windböen und leichter Regen, was in Wacken weniger überraschend ist. Alles in allem also ein gewöhnlicher Festivaltag, der vielversprechend erschien. Die Motivation war wie erwartet weiterhin ungebrochen und unsere Vorfreude auf viele tolle Bands groß.
Lacuna Coil
Pünktlich um 12 Uhr war es an der Zeit für Lacuna Coil - wer den italienischen Gothic Metallern auch immer diesen Zeitslot gegeben hat… Trotz der frühen Zeit hatten schon einige Metalheads ihren Weg zum Infield gefunden und hatten richtig Bock auf gute Musik. Genauso wie die Band selbst: Cristina Scabbia, Andrea Ferro und Co. legten mit voller Power los und sahen dabei schaurig schön aus. Ihre derzeitigen weißen Bühnenoutfits, die blutverschmiert an Zombies in Zwangsjacken erinnern, sind ein echter Eyecatcher und schön anzusehen. Aber nicht nur optisch gibt die Band was her, auch musikalisch war es wieder eine reine Freude, ihnen zuzuschauen. Ihr Sound, der stark vom Gothic Metal geprägt ist, gleichzeitig aber deutlich härtere Passagen aufweist, wird von der Kombination aus Sängerin plus Sänger ideal ergänzt und verleiht der Band ihren Charme. Um ältere wie jüngere Fans gleichermaßen abzuholen, performten sie eine gute Mischung an Songs, wobei Klassiker wie „Heaven’s a lie“ oder das Depeche Mode Cover „Enjoy the Silence“ nicht fehlen durften. Trotz erster Regentropfen und früher Uhrzeit ein tolles Stück der Italiener.
Skull Fist
Nach Lacuna Coil mussten wir schnell unsere Füße in die Hand nehmen, um ins Zelt hinüber zu spurten, denn Skull Fist standen als nächstes auf unserem Timetable. Seit mittlerweile 11 Jahren treiben die Kanadier aus Toronto ihr Unwesen und konnten sich relativ schnell einen Namen in der Speed Metal-Szene machen. Dementsprechend viele Fans warteten auch schon sehnsüchtig auf Zach Slaughter und Co. Bemerkenswert ist, dass bei Auftritten im Zelt gefühlt immer mehr „wahre“ Fans anwesend waren, als neugierige Festivalbesucher, denn die Stimmung im Zelt war bisher immer um Meilen besser als draußen am Infield. Dementsprechend ging es auch ab, als Skull Fist die Bühne betraten und mit ihrer ganz persönlichen Party loslegten. Dynamik, Spaß und Leidenschaft sind hier nur ein paar wenige Worte, die ihre Show treffend beschreiben können. Kurz gesagt: Konzerte und Auftritte der Band lohnen sich einfach jedes Mal aufs Neue und halten immer, was sie versprechen! Um die Men in Black zu zitieren: Erscheinen sie, sonst weinen sie!
Kissin‘ Dynamite
Nach Skull Fist gab es im Zelt eine kleine Völkerwanderung, da man sich die nachfolgende Band auf keinen Fall entgehen lassen durfte! Im Anschluss an eine Runde Speed Metal war etwas Glam genau das Richtige. Kissin‘ Dynamite, die ursprünglich aus Schwaben kommen, sind dafür bekannt, ein Gute-Laune Garant zu sein. Deshalb war ganz klar, was gleich auf der Bühne passieren würde. Laut, schrill und auffallend erschienen sie und lösten erst einmal Jubelchöre aus. Obwohl die Glam Metaller eine verhältnismäßig junge Band sind, haben sie sich in den vergangenen Jahren eine stabile Fanbase aufgebaut, auf die sie definitiv stolz sein können. Und genau das zeigt sich auch auf dem W:O:A einmal öfter. Ihr Auftritt war im Grunde eine reinste Party, auf der tolle Musik, jede Menge Spaß und natürlich auch etwas nackte Haut geboten war (eine hübsch anzusehende, etwas spärlicher bekleidete junge Dame erschien zwischendurch auf der Bühne und tanzte mit der Band bzw. hauptsächlich mit Sänger Hannes). Starke Songs gespielt von einer talentierten Band mit einem Sänger, der mit einer Wahnsinns-Stimme gesegnet wurde, für die manch einer töten würde. Hier besteht auf jeden Fall Wiederholungsbedarf!
Sonata Arctica
Für Power Metal Fans war es am Nachmittag an der Zeit, sich zu den Main Stages zu begeben, denn als nächstes standen Sonata Arctica auf der Running Order. Es ist noch gar nicht lange her, dass wir die Finnen in München im Backstage zu Gesicht bekamen und sie eine gute Show ablieferten. Umso gespannter waren wir, wie sie wohl in Wacken performen würden. Vielleicht waren die Erwartungen zu hoch oder aber es war nicht ganz ihr Tag, aber zu Beginn waren Tony Kakko und seine Bandkollegen nicht in gewohnter Form. Egal ob bei Mid-Tempo Nummern oder bei Balladen wie „Full Moon“, der Funke wollte einfach nicht überspringen. Besonders deutlich wurde dies, als Tony „Full Moon“ anstimmte und das Publikum dazu aufforderte, mitzusingen. Normalerweise singt das Publikum in solchen Situationen sofort lauthals mit. Hier war das Gegenteil der Fall: Eine Handvoll Metalheads machten sich die Mühe, den Song anzustimmen. Als Tony sein Mikrofon Richtung Publikum hielt, hörte man hauptsächlich Stille. Das sind bittere Momente für eine Band… Mit der Zeit wurde es allerdings besser, obwohl auch „Tallulah“ nicht die erwartete Qualität erreichen konnte. Trotzdem war das Publikum gegen Ende ihrer Show etwas mehr bei der Sache. Möglich ist es natürlich, dass ein Teil der Anwesenden durch das grelle Outfit von Kakko (blaues Shirt, blaue Hose und knallrote Turnschue) irritiert war und sich deshalb nicht ganz auf die Musik konzentrieren konnte, aber das ist freilich nur eine Mutmaßung. Insgesamt bleibt zu hoffen, dass nächstes Mal wieder mehr Emotionen zu spüren sind, denn ohne sie degradiert die Band fast zu einer Art gesichtsloser Pop-Band.
Trivium
Nach dem Power Metal-Einlauf gab es glücklicherweise etwas härtere Abwechslung, denn es war an der Zeit für Trivium. Die aus Florida stammende Band, die zu dieser Jahreszeit im kalten Norddeutschland wahrscheinlich erst einmal einen Schock erlitten hatte, zählt zu den wenigen Nachwuchsbands im Metal, die wahrlich dünn gesät sind. Umso erfreulicher ist es, dass sich die Band bestens etablieren konnte. Musikalisch sind sie im Bereich des modernen Metal einzuordnen. Klassischer Metalcore trifft Thrash Metal Elemente – und genau das hebt sie doch von den unzähligen anderen Metalcore Bands ab, die sich im Grunde alle gleich anhören. Dem Publikum gefiel was es sah bzw. hörte und ging gut mit den Amerikanern ab.
Prong
Während die Metalcoreler von Trivium weiter auf einer der beiden Main Stages performten, ging es im Bullhead City mit einer vollen Landung Hardcore weiter. Gerade noch auf dem Free and Easy Festival in München, schon standen die drei Amis vor einer grölenden Meute in Wacken. Das Feeling dürfte für die Band dabei ein etwas anderes sein, auch wenn die Musiker und vor allem Sänger und einzige Konstante der Band Tommy Victor bereits alte Hasen sind. Fans der Old-School Hardcore Band wussten bereits, was auf sie zukommen würde: Geknüppel, Geballer und Unmengen an Spaß. Und genau das braucht die Band auch, denn nachdem sie 2016 erst ein erfolgreiches Album herausbrachten, schossen sie 2017 direkt ein weiteres nach, womit im ersten Augenblick niemand gerechnet hatte. Umso höher war ihr Erfolgsdruck, am 2016er Album „X – No Absolutes“ anschließen zu können. Bisher sieht für den Sprössling „Zero Days“ gut aus, denn das Publikum feierte mit der Band nicht nur ihre älteren Stücke, sondern auch die brandneuen Songs – Wacken approved also.
Apocalyptica
Vor etwas über 20 Jahren lernten sich 4 finnische Cellisten in einer Musikakademie kennen und kamen auf die Idee, als Prüfungsleistung 4 Stücke von Metallica, ihrer Lieblingsband, zu spielen. Daraus entstand die Idee, weitere Songs der Band mit dem Cello zu covern, weshalb sie das Album „Apocalyptica plays Metallica by four cellos“ aufnahmen. Große Hoffnungen machten sie sich damals nicht, was sie an der Umsetzung nicht hinderte. Überraschend war dann allerdings, dass das Album wie eine Bombe einschlug und die Band gefühlt über Nacht berühmt machte. Nun sind 20 Jahre vergangen seit sie das Album veröffentlichten, weshalb sie 2017 auf großer Tournee sind, um dieses Werk zu würdigen. Ein Besuch auf dem Wacken Open Air versteht sich da natürlich wie von selbst. Wer denkt, dass es sich doch nur um 4 Männer an Cellos handle, die einfach ein paar Metallica Songs spielen, der täuscht, denn im Grunde ist dieser Auftritt so viel mehr. Apocalyptica haben mit ihrem Werk etwas geschafft, was vor ihnen kaum jemand ernsthaft versuchte, nämlich zwei komplett unterschiedliche Musikrichtungen auf eine Weise miteinander zu vereinen, dass es schier unvorstellbar ist, weshalb niemand zuvor auf diese Idee gekommen war. Die Band legt ein ganz besonderes Gespür und eine unglaubliche Leidenschaft sowohl für klassische Musik als auch für Metallica an den Tag, die den Zuschauern Gänsehaut über den Rücken laufen lässt. Sie verstehen es, die unterschiedlichsten Emotionen der Songs mithilfe des Cellos zu transportieren und lassen direkt vergessen, dass eigentlich Gesang zu den Liedern gehört, der bei ihnen nicht vorhanden ist. Zum Glück gibt es da ja noch das passionierte Publikum, das natürlich Metallica-textsicher ist und inbrünstig bei jedem Song mitsingt. Eigentlich erwischt man auch die Musiker selbst dabei, wie sie bei ihren Songs einfach mitsingen müssen, denn seien wir mal ehrlich, wer hat nicht das Bedürfnis bei Metallica-Songs mitzusingen? Egal ob gerade „Enter Sandman“, „Master of Puppets“, „Seek and Destroy“ oder DER Klassiker schlechthin „Nothing Else Matters“ gespielt wird, jeder der 4 Bandmitglieder strahlt eine Hingabe und Leidenschaft aus, da könnten sich so manch andere Bands wirklich eine Scheibe abschneiden. Langer Rede kurzer Sinn: Das 20-jährige Jubiläum des Albums war ein voller Erfolg, der ein ganz besonderes Highlight in Wacken war und das nicht nur die Metalgötter unserer Zeit ehrte, sondern auch die musikalischen Leistungen von Apocalyptica der letzten 20 Jahre.
Megadeth
Zu etwas späterer Stunde war es endlich an der Zeit für eine der großen Bands des Thrash Metals: Megadeth. Neugierig und erwartungsvoll stand ein Großteil der Besucher vor den Hauptbühnen und wollte sich Dave Mustaine und Bandkollegen nicht entgehen lassen. Besonders groß war die Spannung aber eigentlich deswegen, weil die Leistung bei Auftritten von Megadeth in den letzten Jahren eher unterschiedlich war. So viel kann allerdings schon vorweggenommen werden: Es war nicht ihr schlechtester Auftritt. Die Auswahl der Songs war gut durchdacht, sodass jeder Megadeth-Fan auf seine Kosten gekommen ist, obwohl in der Mitte der Setlist die Spannung etwas fehlte. Glücklicherweise wurde dieses Tief von „Tornado of Souls“ aufgefangen, sodass die Moral schnell wiederhergestellt wurde. Über die Performance der Band muss man allerdings ein paar Worte mehr verlieren. Kiko Loureio, David Ellefson und Dirk Verbeuren waren in Topform und lieferten eine Show ab, die der Musik der Band würdig war. Bei Betrachtung des Gesangs ist das Ganze jedoch nicht so einfach. Dass Dave Mustaine bereits seit einigen Jahren nachgelassen hat, ist nichts Neues, jedes Mal aber trotzdem traurig. Man sieht einen etwas in die Jahre gekommenen Mann auf der Bühne stehen, der zwar seine Gitarre nach wie vor gut im Griff hat, aber sonst eigentlich nicht mehr viel zu bieten hat. Alles was er noch schafft, ist relativ starr auf der Stelle zu stehen und mit geschlossenen Augen nuschelnd die Songs zu singen. Da braucht sich die Band nicht wundern, dass es mit der Konzentration im Publikum teilweise schwierig war, da man sich doch ernsthaft Sorgen machte, ob der gute Dave den ganzen Auftritt überhaupt schaffen würde (da sind Alice Cooper oder der Sänger von Status Quo trotz höherem Alter um Längen fitter). Umso erstaunlicher war es, dass er in den letzten 15 Minuten tatsächlich noch etwas auftaute und sich einmal zu einer Art Headbangen hinreißen ließ. Ob dieser Gesamtzustand auf seinen vergangenen Drogenkonsum zurückzuführen ist oder andere Hintergründe hat, kann an dieser Stelle nicht weiter erörtert werden. Klar ist allerdings, dass es nur bedingt Spaß macht, ihm auf der Bühne zuzusehen, da seine Show mehr nach Quälerei als nach Spaß aussah.
Marilyn Manson
Nachdem Megadeth etwas überzogen haben, bestand wohl nicht das Bedürfnis pünktlich anzufangen. Dies würde erklären, warum ca. 20 Minuten vor der tatsächlichen Show bereits Unmengen an Rauch im Publikum verteilt wurde und düstere Hintergrundmusik lief, ohne dass sonst großartig irgendetwas passierte. Vielleicht sollte das eine Methode zur Spannungssteigerung sein… Ging auf jeden Fall ziemlich in die Hose, denn anstatt die die Vorfreude zu erhöhen, stieg lediglich der Genervtheitsfaktor. Als es dann endlich soweit war und der berühmt-berüchtigte Antichrist endlich den Weg auf die Bühne gefunden hatte, die pompös mit Schnick-Schnack und einem überdimensionalen Stuhl dekoriert war, war das Geschrei groß. Warum hat sich mir bisher jedoch noch nicht erschlossen. Alles, was man zu sehen bekam, war ein fertiger Musiker versteckt unter eine Tonne Make-Up, der schon beim zweiten Song keine große Lust mehr hatte sich zu bewegen und sich lieber hinsetzte. Auch seine gesanglichen Leistungen waren weit unter dem erwarteten Niveau. Die anderen Bandmitglieder waren sowieso mehr Dekoration und erfüllten keine tiefergehenden Rollen, weshalb sie auch nicht viel zu tun hatten außer ihr Instrument zu spielen. Der gesamte Auftritt war ein gutes Beispiel für einen unmotivierten Künstler, der dennoch auftrat, viel Geld dafür kassierte und dafür ein eher enttäuschtes Publikum zurückließ. Eine wirklich schwache Leistung von einem derartig großen Namen.
Samstag
Kaum versieht man sich, ist es schon Samstag und damit auch der letzte Festivaltag auf dem Wacken Open Air. Wettermäßig hat sich nicht besonders viel getan – es ist nach wie vor bewölkt und ein paar Regentropfen haben sich tatsächlich vom Himmel herunter getraut. Aber sowas hat hier bisher noch nie jemanden von irgendetwas abgehalten… Deshalb auf in den letzten Tag im hohen Norden – no matter if rain or shine!
Beyond The Black
Mittagszeit war an diesem Tag Symphonic Metal Zeit. Letztes Jahr noch auf der Party Stage, schon spielten die deutschen Newcomer von Beyond The Black 2017 auf einer der beiden Hauptbühnen. So schnell kann es gehen, dass ihnen trotz ihrer bisher noch jungen Karriere so eine Ehre zuteilwurde. Trotz der frühen Zeit konnten sich die deutschen Musiker über eine wirklich große Menge an Fans erfreuen, die teilhaben wollten. Musikalisch wie auch gesanglich seitens von der Frontfrau Jennifer gab es nichts auszusetzen. Die „neuen“ Bandmitglieder scheinen sich gut in ihre Rolle eingefunden zu haben und zogen ihren Auftritt fehlerfrei durch. Problematisch wurde es allerdings dann, wenn es zum Einen um die Performance von Jennifer ging. Die doch eher unscheinbare Frontfrau konnte sich zwar im Verlauf der letzten Jahre deutlich steigern, bringt nichtsdestotrotz immer noch nicht die Präsenz auf die Bühne, die für die Band notwendig wäre. Sowohl ihre Bewegungen als auch ihr Outfit (der Singular ist hier Absicht) haben sich im Verlauf der letzten zwei Jahre kein Stück weit verändert. Genau das wäre aber notwendig, da eine Frontfrau DAS Aushängeschild einer Band ist. Auch wenn sie nett anzusehen ist und mittlerweile auch Selbstbewusstsein ausstrahlt, kann sie bei Weitem noch nicht mit einer Alissa White-Gluz oder Cristina Scabbia mithalten. Zum Anderen hat sich an der Qualität der Growls seit dem Besetzungswechsel rein gar nichts getan. Chris Hermsdörfer hat sich zwar in die Rolle des Gitarristen eingefunden, allerdings noch nicht ganz in die Rolle als Back-Vocal-Sänger. Noch wirken seine Growls zu stumpf anstatt etwas symphonischer. Betrachtet man die Band als Ganzes, ist es nach wie vor auffällig, dass zwar jeder Musiker in seiner Rolle und gute Leistung abliefert, es jedoch keine gemeinsame Interaktion auf der Bühne gibt, die für die Authentizität und Ausstrahlung aber so wichtig wäre. Es ist wenig Herzlichkeit und mehr Geschäftsbeziehung zu spüren, wenn man den Newcomern auf der Bühne zuschaut. In ihrem Sinne bleibt zu hoffen, dass sich dies in naher Zukunft ändern wird.
Alice Cooper
Es ist wohl das Jahr der Legenden in Wacken, denn unser nächster Act auf der Harder Stage gab seiner heutigen Band bereits 1968 ihren Namen und kann mittlerweile auf beachtliche 27 Studioalben zurückblicken. Eine wirklich stolze Musikgeschichte, die Vincent Furnier alias Alice Cooper auszeichnet. Seine Liebe zur Musik ist auch weiterhin ungebrochen, denn erst vor einer Woche wurde das eben genannte 27. Album „Paranormal“ veröffentlicht. Gut getimt mit seinem Auftritt auf dem W:O:A! Grundsätzlich laufen seine Shows immer relativ ähnlich ab. Er schmeißt sich in ausgefallene Outfits, toupiert seine Haare und kleistert sich mit viel Make-Up voll, um seinem Shock-Rocker Image schön zu entsprechen. Auf der Bühne ist er ganz in seinem Element, huscht umher und erzählt dabei mit seinen Songs die unterschiedlichsten Geschichten. Für den Show-Effekt wird auch schon einmal eine Nita Strauss (aber auch andere Bandkollegen) herum geschubst. Die nimmt es aber mit Humor und kontert mit einem sensationellen Gitarren-Solo bei dem so manchem Profi die Kinnlade herunterfallen würde. Damit ist Nita ein doppelter Gewinn für die Band: Verdammt gutaussehen und unglaublich talentiert. Das Publikum sah dies wohl genauso, da einfach jeder Song der Shock-Rocker extrem gefeiert wurde. Da war es ganz egal, ob „Poison“, „No More Mr. Nice Guy“ oder „School’s Out“ gespielt wurde, das Publikum sang aus voller Kehle mit und ließ sich dabei von der angenehmen Abendsonne anscheinen. Ein starker Auftritt des Rockers, der mit seinen scheinbar zeitlosen Songs sehr begeistert und wahrscheinlich auch in 10 Jahren immer noch genauso geile Shows abliefern wird wie heute.
Amon Amarth
Der Duden sollte seinen Eintrag zum Thema „Wikinger“ dringend überarbeiten, denn als erstes müsste dort korrekterweise Amon Amarth auftauchen. Keine andere Band verkörpert den Geist der Wikinger so passend wie die Schweden. Um dies einmal mehr unter Beweis zu stellen, haben sich die Melodic-Death-Metaller auch dieses Mal etwas Besonderes für ihr Bühnenbild ausgedacht. Im Hintergrund war ein riesengroßes, episches Gemälde zu sehen, das von überdimensionalen Wikinger-Hörnern etwas weiter im Vordergrund unterstrichen wurde. Das Bühnenbild als Ganzes war schon so wirkmächtig, dass es weiter völlig ausreichend war, die Band einfach davor zu stellen. Denn das Auftreten der Männer beinhaltet zusätzlich so viel Charisma und Ausstrahlung, dass ihre reine Anwesenheit schon für Aufsehen sorgt. Dennoch ließen sie es sich nicht nehmen mit netten Einlagen wie synchron Bangen und Ähnliches einzubauen. Verstärkt wurde ihre Performance weiter mit einer ausgiebigen Pyroshow, die den Bandmitgliedern sicherlich stark eingeheizt hatte, denn es wurde nicht nur vorne an der Bühne gefeuert, sondern auch im Hintergrund – und das Kreuz und Queer. Allerdings war nichts anderes von den Schweden zu erwarten, denn sie mögen es eben gerne pompös. Doch lassen wir das Drumherum beiseite – auch die musikalische Leistung von Amon Amarth war phänomenal! Johan Heggs Stimme ist so herrlich tief und kratzig und umschmeichelt damit der von ihrer Musik erzeugten Stimmung ideal. Und genau in diese Stimmung bringt die Band ihre Fans bei jedem Auftritt aufs Neue, wenn sie mit „The Pursuit of Vikings“ starten. Ein Klassiker, den sie immer so beibehalten sollten. Aber auch ihre weitere Setliste konnte sich sehen lassen. Ihren Höhepunkt erreichten sie aber – wie zu erwarten – bei „Death In Fire“. Bei ihrem wahrscheinlich größten Hit war die Stimmung im Infield so energiegeladen, dass sie förmlich greifbar wurde. Mit diesem unglaublich eindrucksvollen Auftritt hinterließen sie ihre Fans durchwegs glücklich und trugen mit dazu bei, dass dieses Festival unvergesslich werden sollte.
Primal Fear
Wem der gute alte Melodic Death Metal nicht ganz so zusagte, der konnte sich bei etwas sanfteren Melodien im Bullhead City von Primal Fear unterhalten lassen. Auch hier war die Stimmung feurig – und das nicht nur deshalb, weil auch die Power Metaller ihre Show mit einer netten Pyroshow aufwerteten. Hier im Zelt hatten sich anscheinend nur eingefleischte Fans der deutschen Band eingefunden, die so sehr feierten und grölten, als sei ihnen der Messias höchstpersönlich erschienen. Weiter angespornt durch die überaus motivierte Meute liefen Primal Fear regelrecht zu Höchstleistungen auf und spielten sich Song für Song immer noch weiter in die Herzen und Köpfe der anwesenden Metalheads. Eine Power Metal Show wie aus dem Bilderbuch also, die sowohl der Band als auch ihren Fans unglaublichen Spaß machte. Das einzige Manko war nur, dass sie sich ausschließlich für schnelle Songs entschieden hatten und dementsprechend keine Balladen spielten, die ihrem Auftritt noch das i-Tüpfelchen verliehen hätten. Hoffentlich beim nächsten Mal wieder!
Avantasia
Freunde des Power Metal konnte sich freuen, denn nach Primal Fear ging es als nächstes mit Tobias Sammet und seinem All-Star Projekt Avantasia weiter. Wer zuvor bei Amon Amarth schon Platzangst bekam, der konnte sich nun warm anziehen, denn die Band war wie ein starker Publikumsmagnet und lockte anscheinend noch die letzten Festivalbesucher vor die Bühne. Dies mag daran liegen, das es Sammet mithilfe vieler anderer angesehener und talentierter Musiker geschafft hat ein Musikprojekt ins Leben zu rufen, das die breite Masse wie von Zauberhand anspricht. Die Mischung aus schier endlosen Liedern, die nur so vor symphonischen und epischen Elementen strotzen und von einer guten Prise Emotionen zusätzlich verstärkt werden, ist wohl das Geheimrezept. Und ein gesunder Werbeetat hat natürlich auch noch nie geschadet. Sammet wusste jedenfalls ganz genau, wie er das Publikum ins Traumland entführen konnte und lieferte zusammen mit seinen Bandkollegen eine pompöse Show ab, die die Erwartungen des Publikums in allen Punkten erfüllte. Die Fans bedankten sich dafür mit lauten Chorgesängen, egal um welches Lied es sich handelte.
Das Fazit
4 Tage Wacken liegen hinter uns und damit auch 4 Tage voller verschiedenster Eindrücke. Wir durften unterschiedlichsten Bands lauschen, die großartige Shows ablieferten. Wir fotografierten und schrieben, lachten und tranken, bangten und tanzten – und das alles auf dem weltgrößten Metalfestival, das 2017 zum 28ten Mal stattfand. Obwohl das Festival in diesem Jahr nicht in einer neuen Rekordzeit ausverkauft war, sondern sogar über 300 Tage brauchte, bis auch das letzte Ticket verkauft wurde, war es wieder einmal mehr ein Riesenerfolg. Das Metal Battle, das immer am ersten „inoffiziellen“ Tag stattfindet, durfte sich wiederholt über die Teilnahme von talentierten Nachwuchsbands freuen. Auf den wohlverdienten ersten Platz schaffte es in diesem Jahr die mexikanische Band Jet Jaguar. Auf Platz 2 bis 5 waren folgende Bands vertreten: F-An-Na (Rumänien), Inferum (Niederlande), Une Misere (Island) und Stengah (Frankreich). Herzlichen Glückwunsch an die Gewinnerband. Hoffentlich hört man in Zukunft von ihnen und natürlich allen weiteren Bands mehr. Auch das Wetter meinte es 2017 etwas besser mit uns. Ohne Regen geht es zwar anscheinend nicht in Wacken, der bliebt aber dieses Mal eher überschaubar mit Ausnahme eines Schauers, der einem Weltuntergangsszenario zu ähneln schien. Für diesen Fall hatten die Veranstalter im vergangenen Jahr eigentlich umfassend vorgesorgt und Drainagen auf dem gesamten Gelände verlegen lassen. Viel zu spüren war davon jedoch nicht. Binnen von Minuten verwandelten sich die anfangs noch grünen Flächen in eine vorbildliche Schlamm- und Matschfläche, die gleichzeitig eine gute Trainingsmöglichkeit für Beinmuskeln darstellte. Aber Wacken-Besucher sind Schlimmeres gewöhnt und lassen sich von so ein bisschen Dreck nicht abschrecken. Auch die kulinarische Vielfalt konnte sich sehen lassen. Von vegan bis Fleisch war alles vorhanden – und zwar in unterschiedlichsten Ausführungen. Wer bei dieser Auswahl dennoch nichts finden konnte, der war eindeutig selbst Schuld. Einen besonderen Gänsehautmoment gab es allerdings: Zu Ehren von Lemmy versammelten sich am Samstag um 20.15 Unmengen an Besuchern vor den beiden Hauptbühnen und sangen gemeinsam das Lied „Heroes“ von David Bowie, das Motörhead kurz vor Lemmys Tod gecovert hatten. Ein unbeschreibliches Erlebnis, wenn Zehntausende sich zusammenfinden und gemeinsam singen. Der Grundgedanke hinter dieser Idee war, diesen Song zur Wacken-Hymne 2018 zu machen und die Besucher aktiv daran teilhaben zu lassen. Eine schöne Idee, die funktioniert hat und im Gedächtnis bleiben wird. Lange Rede, kurzer Sinn: Thomas Jensen und Holger Hübner haben einmal mehr ein erfolgreiches Festival auf die Beine gestellt, an dem natürlich unzählige Personen mehr mitgewirkt haben. Wir bedanken uns für ein paar grandiose metallische Tage mit tollen Menschen und Bands. Eigentlich bleibt nichts weiter übrig zu sagen außer: Faster, Harder, Louder!
Bilder: Manuel Miksche
Text: Conny Pläsken