Thrash or go home – Death Angel & Co. am Free & Easy

Nach Tagen voller Bands und Konzerte ging es unaufhaltsam weiter am Free and Easy in München. Auf unserem heutigen Programm stand Thrash mit ganz viel Thrash und etwas Death dazu – der perfekte Abend also. Und wie könnte es anders sein, traten Death Angel auch in diesem Jahr wieder auf dem Festival auf. Wird langsam zur Tradition. Mit dabei waren die beiden Bands Antipeewee und Krisiun.

Antipeewee

Angeführt wurde der Abend von einer nahezu einheimischen Band aus Niederbayern. Bei Antipeewee, die sich dem klassischen Thrash Metal verschrieben hatten, handelte es sich eher um eine Newcomer Band, die 2006 auf einer Geburtstagsfeier gegründet wurde und erst seit einigen Jahren im Thrash Bereich angesiedelt ist. Obwohl die Situation als Opener eines Abends nicht immer die Einfachste ist, meistertne die Herren und die Dame der Schöpfung ihre Rolle mit Bravour. Höchst motiviert und äußerst fingerfertig zogen sie ihre Setliste durch und bekamen positive Resonanz vom Publikum. Wie könnte es bei einer guten Portion spaßigem Thrash Metal auch anders sein. Ganz im Sinne des Abends ein toller Einstieg, der Lust auf mehr machte.

Krisiun

Nach dem thrashigen Anheizer war es an der Zeit für etwas Death Metal, damit es nicht zu eintönig werden würde. Und genau das konnten die Brasilianer von Krisiun bieten. Nicht jeder weiß womöglich, dass diese Band etwas ganz Besonderes ist, denn alle drei Mitglieder sind miteinander verwandt – ja viel mehr noch, sie sind Brüder. Eines ihrer Geheimrezepte für ihre Konstanz bezüglich der Bandzusammensetzung wie auch ihrer einmaligen Ausstrahlung auf der Bühne. Die drei machen schon was her, denn sie wirkten wie unzerstörbare düstere Eichen, denen niemand was anhaben könnte. Und das zusammen mit ihren verflixt schnellen Riffs und ihrer herausstechenden Präsenz macht sie aus. Musikalisch gab es rein gar nichts auszusetzen. Mit ihrem reinen und teuflisch schnellen Death Metal trafen sie beim Publikum einen Nerv, der Leben in die Meute brachte. Verstärkt wurden ihre genialen Melodien durch die schaurig schöne, dunkle Stimme von Sänger Alex Camargo, die der Band zusätzlich das gewisse Etwas verleiht. Als Zwischengang inmitten zweier Thrash Bands war Krisiun die perfekte Wahl, um sich schon einmal für die Headliner warmzumachen.

Death Angel

Als die Anfangstöne von „Left for Dead“ ertönten und damit die heiß ersehnte Band des Abends auf der Bühne der Halle erschien, machte sich bereits die erste Runde Gänsehaut auf dem Rücken bemerkbar. Ein wahrer Klassiker von den Bay Area Thrashern, die seit mittlerweile 35 Jahren inkl. Unterbrechung auf der Bühne stehen. Death Angel ist eine ganz besondere Band im Pool der genialen Thrash Bands, denn sie konnten ihren Stil über die Jahre so unverkennbar machen, wie es nicht jeder Band gelingt. Dabei bedienen sie sich nicht nur klassischer Thrash-Elemente, sondern wissen auch, wie sie geschickt moderne Einflüsse miteinbringen, ohne ihren Sound zu gefährden – eine hohe Kunst! Das beste Beispiel dafür war der zweite Song „Claws in so Deep“, der so viel Kraft und Gefühl in sich trägt, dass es schier unmöglich ist, dabei nicht headzubangen. Doch es sind nicht nur die ungemein starken Songs, die die Band so besonders macht, sondern es sind auch die Bandmitglieder selbst. Jeder der fünf Männer ist sichtlich mit Leib und Seele dabei und gibt Abend für Abend einfach alles. Dabei stechen vor allem aber die beiden Gründungsmitglieder Rob Cavestany und Mark Osegueda hervor (die gleichzeitig auch miteinander verwandt sind), denn mehr Leidenschaft für eine Sache habe ich bisher selten erlebt. Sieht man mal von dem erhöhten Gin-Konsum des Sängers auf der Bühne ab (eine halbe Flasche Bombay Saphire während ihres Auftritts – nicht schlecht) sind beide wahre Vorbilder. Man hätte ihnen schier Kilometergeld zahlen können, so viel sind sie hin und her gelaufen und eine grandiose Show abgeliefert. Ein tolles Beispiel dafür, wie Interaktion mit dem Publikum funktioniert. Vielleicht hatte es in ihrem Fall sogar etwas zu gut funktioniert, denn auffallend viele Fans kamen Crowdsurfend auf der Bühne an und wollten wohl einmal mit ihren Helden auf der Bühne stehen. Doch zurück zum Auftritt: Den größten Gänsehautmoment gab es eindeutig, als sie „Lost“ von ihrem neuen Album „The Evil Divide“ anstimmten. Bereits auf CD hatte dieser Song so eine gewaltig emotionale Wirkung, wie man es von einer Thrash Metal Band fast nicht erwarten würde. Umso größer war die Neugierde, wie dieser Song live auf der Bühne wohl wäre. Und das Publikum wurde bei Weitem nicht enttäuscht. Mark schaffte es, die geballte Flut an Emotionen auch live so zu transportieren, dass der Schmerz, von dem die Rede war, klare Formen annahm und für jeden Metalhead sichtbar wurde. Was für ein Song! Eigentlich hätte sich das gesammelte Publikum verbeugen müssen, um der Band für diesen Song extra zu danken, denn es war einer dieser Momente, der in die Geschichtsbücher eingehen könnte. Natürlich ging es im Anschluss daran kraftvoll und auf hohem technischen Niveau weiter. Rob, Ted und Damien konnten ihre schier göttlichen Fingerkünste unter Beweis stellen, während Will sich an den Drums die Seele aus dem Leib prügelte. Als Abschluss wählten die Männer aus San Francisco den Titeltrack ihres neuen Albums „The Moth“, der wie bereits alle Songs zuvor wie eine Bombe einschlug und das Publikum ein letztes Mal völlig ausflippen ließ. Wer bei diesem denkwürdigen Abend nicht anwesend war, der war wirklich selbst Schuld, denn die beiden Vorbands und vor allem Death Angel machten dieses Konzert wirklich unvergesslich.

Text: Conny Pläsken