Thrash Metal vom Feinsten – Anthrax auf der "Among The King" Tour

Vor zwei Jahren waren sie noch mit Slayer auf großer Tournee unterwegs, schon sind sie selbst Headliner: Anthrax treiben mal wieder ihr Unwesen. Auf ihrer "Among The King" Tour beehrten sie an einem Samstag Abend das Werk im Backstage. Mit von der Partie waren The Raven Age als einzige Vorband.

The Raven Age

Den Auftakt des Abends bestritten die Metalcore Jungs aus London, für die es als relativ junge Band (sie wurden 2009 gegründet) eine große Ehre ist, mit einer metallischen Größe wie Anthrax auf Tour gehen zu dürfen. Um Punkt halb 8 erschienen die Musiker auf der Bühne, die mit zwei großen Bühnenbildern, auf denen Äste und Raben – wie passend – abgebildet waren. Schon beim ersten Blick auf die Band war klar, dass das ein interessanter Auftritt werden konnte, denn stilistisch war die Vorband meilenweit von den Headlinern entfernt. Die Alternative Metaller waren mit großem Elan dabei und gaben alles, um das Münchner Publikum für sich zu gewinnen. Leider wollte dieser Plan nicht so richtig aufgehen, da die Band mehr in ratlose statt begeisterte Gesichter blickte. Grundsätzlich stand überhaupt die Frage im Raum, warum sie und keine Thrash Metal Newcomer Band ihren Part übernommen hatte. Sorry, aber eine wirklich schlechte Idee, denn The Raven Age hatte an sich eine gute Performance abgeliefert, die leider bei diesem Publikum einfach nicht gut ankam. Da half es auch nichts, dass der Lead Gitarrist George Harris der Sohn von Steve Harris (Iron Maiden) ist.

Setliste:

  • Uprising
  • Promised Land
  • The Death March
  • Eye Among the Blind
  • The Merciful One
  • Salem's Fate
  • Angel in Disgrace

Anthrax

Nach einer schier nicht enden wollenden Umbaupause, in der die Sehnsucht nach Anthrax wirklich groß war, erschienen Joey Belladonna, Scott Ian, Frank Bello, Charlie Benante und Jonathan Donais endlich auf der Bühne. Wie zu erwarten war das Geschrei groß, als sie mit "A.I.R." ihren Auftritt eröffneten. Wer dabei nicht in die richtige Stimmung für die Thrash Metaller aus den USA kam, der konnte eigentlich gleich wieder heimgehen. Um die Bombenstimmung, die sich binnen von Minuten im Werk entwickelte, halten zu können, knallte die Band direkt den nächsten Hammer heraus. "Madhouse" sorgte dafür, dass durch die Bank bangende Köpfe zu sehen waren und die Augen des Publikums vor Freude nur so strahlten. Und mit genau dieser Begeisterung ging es fortwährend weiter. Auch Anthrax selbst und vor allem Joey Belladonna hatten besonders viel Spaß, denn der Sänger rannte auf der Bühne hin und her als gäbe es kein Morgen. Oder eine Wespe war hinter ihm her… Man weiß es nicht, allerdings war es überwältigend zu sehen, mit welcher Leidenschaft die Musiker ihr Set durchzogen und das Publikum immer wieder aufs Neue unglaublich wirkungsvoll motivierten. Nach "Be All, End All" passierte jedoch etwas, was ich persönlich noch nie bei einem Konzert im Backstage erlebt hatte: Eine Umbaupause während des Auftritts. Die Band verschwand und in mehr oder weniger Windeseile wurde die Bühne für den zweiten Teil ihres Sets umgestaltet. Ob dies wirklich notwendig war oder ob die Band einfach eine Pause brauchte nach dieser actionreichen Show sei mal dahingestellt. Klar war auf jeden Fall, dass die Thrasher schnell wieder zurückkommen sollten. Dies gelang ihnen zwar nur mäßig, allerdings war all der Frust über die Unterbrechung schnell wieder vergessen, als die Amis wiederholt loslegten. Und im zweiten Teil ihrer Setliste hauten sie noch einige weitere Kassenschlager heraus, die die anwesenden Metalheads schier ausflippen ließen. Egal ob "Caught in a Mosh", "I Am the Law" oder " Efilnikufesin (N.F.L.)", bei jedem Song wurde lautstark mitgegrölt und gemosht was das Zeug hielt. Eben genau so, wie es bei einem erstklassigen Thrash Konzert sein sollte. Als Belohnung für die Hingabe des Publikums wurde als Zugabe "Antisocial" und ein äußerst gekonntes Cover von "Long Live Rock 'n' Roll" ausgewählt. Nichts hätte diesen denkwürdigen Abend besser beschließen können.

Setlist Set 1:

  • A.I.R.
  • Madhouse
  • Evil Twin
  • Lone Justice
  • Blood Eagle Wings
  • Fight 'Em 'Til You Can't
  • Breathing Lightning
  • Be All, End All

Setliste Set 2:

  • Among the Living
  • Caught in a Mosh
  • One World
  • I Am the Law
  • A Skeleton in the Closet
  • Efilnikufesin (N.F.L.)
  • A.D.I. / Horror of It All
  • Indians
  • Imitation of Life
  • Antisocial (Zugabe)
  • Long Live Rock 'n' Roll (Rainbow Cover) (Zugabe)

Text: Conny Pläsken