The European Apocalypse Tour 2018 – Kreator und Dimmu Borgir in München

Sobald die kalte Jahreszeit ins Land Einzug genommen hat, ist auch der Konzertkalender wieder gut gefüllt. Beinahe jedes Wochenende stehen sehenswürdige Gigs an, die man ungern verpassen möchte – erst recht, wenn sich Kreator wie gewohnt einen großen Namen ins Boot holen, um ihre Fans immer wieder zu überraschen. Nachdem sie auf der letzten Tour mit niemand geringeren als Arch Enemy unterwegs waren, war es wirklich schwer diese Kombination zu übertreffen. Doch es ist der deutschen Thrash Größe tatsächlich einmal mehr gelungen, denn es wurde kräftig in der Black Metal Kiste gewühlt und zum Vorschein kamen Dimmu Borgir, die als würdige Co-Headliner mit von der Partie sind. Um den Spaß noch weiter zu steigern, wurden zusätzlich Hatebreed und Bloodbath angerufen und fertig ist ein Line-Up vom Feinsten! Glücklicherweise stand auch München auf de Tourplan, weshalb das Zenith im Münchner Norden am 07. Dezember von Metalfans schier überrannt wurde.

Bloodbath

Pünktlich um 18 Uhr erschienen Bloodbath auf der Bühne und machten den zeremoniellen Auftakt des Abends. In gewohnt düsterer Aufmachung zeigten sich die Death Metaller aus Schweden vor einem erstaunlich gut gefüllten Zenith zu dieser frühen Stunde. Innerhalb von knappen 35 Minuten ballerten sie qualitativ hochwertig und zugleich stocksteif ein ausgewähltes Set heraus, das es in sich hatte. Schwere, galoppierende Riffs kombiniert mit der furchteinflößenden Stimme von Nick Holmes boten den Anwesenden ein erstklassiges musikalisches Erlebnis, dem ein bisschen mehr Show allerdings gutgetan hätte. Nichtsdestotrotz sind Bloodbath-Shows immer wieder eine wahre Freude, der Fans erst seit wenigen Jahren beiwohnen können. Bis 2015 waren ihre Auftritte extrem selten, da die Bandmitglieder in anderen Bands hauptsächlich tätig waren und zeitliche Komplikationen Bloodbath im Weg standen. Erst seit dem Sängerwechsel ist es für die Band möglich, selbst auf Tour zu gehen. Ein Grund mehr, warum es umso bedauerlicher war, dass die Schweden keinen längeren Slot bespielen durften.

Bloodbath im Zenith - die Kulturhalle in München
Bild: Manuel Miksche

Setlist:

  • Fleischmann
  • Let the Stillborn Come to Me
  • So You Die
  • Bloodicide
  • Outnumbering the Day
  • Chainsaw Lullaby
  • Eaten

Hatebreed

Weiter ging es mit niemand geringeren als Hatebreed, die sich von Anfang an hochmotiviert präsentierten, musikalisch allerdings einen relativ harten Stilbruch herbeiführten. Im Gegensatz zu Bloodbath nutzen die Männer rund um Jamey Jasta die ihnen zur Verfügung gestellte Bühne gut aus und brachten etwas mehr Dynamik in den Abend. Entsprechend wurde nicht lang gefackelt bis sich das erste Moshpit um sich schlagend vor der Bühne formierte. Jasta sah dies natürlich besonders gern und heizte das Publikum immer weiter an, sich gegenseitig die Köpfe einzuschlagen – „Destroy everything“ wurde hier tatsächlich wörtlich genommen. Die Interaktion mit seinen Fans war dem Amerikaner schon immer wichtig, weshalb er sich zwischendurch genug Zeit dafür nahm und dabei auch seiner Verehrung für Kreator Ausdruck verlieh. Hatebreed schafften an diesem Abend das, was einem Großteil der Hardcore-Bands misslingt: nämlich authentisch auf die Kacke zu hauen. Ihre schier greifbare Bühnenpräsenz und ihr unbändiger Wille bescherten den Metalheads eine beeindruckende Show, die nur ein sanfter Vorgeschmack auf den restlichen Abend sein sollte.

Hatebreed im Zenith - die Kulturhalle in München
Bild: Manuel Miksche

Setlist:

  • To the Threshold
  • Live for This
  • As Diehard as They Come
  • Looking Down the Barrel of Today
  • Doomsayer
  • Filth
  • This Is Now
  • Driven by Suffering
  • Beholder of Justice
  • A Call for Blood
  • Destroy Everything
  • I Will Be Heard

Dimmu Borgir

Eine Umbaupause später stand alles bereit für die Ankunft DER Norweger, die den Black Metal ihrer Zeit revolutioniert haben und sich damit viele Fans wie auch Feinde schufen. Dies mag auch erklären, warum diese eigenwillige Kombination einer Co-Headlining Tour überhaupt funktioniert. Dimmu Borgir machen sich Elemente der klassischen Musik und chorale Gesänge zunutze und kombinieren sie einzigartig mit schwarzmetallischer Musik. Dabei präsentieren sie sich klassisch mit Corpsepaint und inszenieren düstere und zugleich dramatische Welten. Genau diese spezielle Kombination bringt letztendlich die unterschiedlichsten Menschen zusammen und lässt diese die etwas umstrittenen norwegischen Musiker gemeinsam bejubeln. Und genau das passierte von der ersten Sekunde an, als Shagrath und seine Gefährten vor unheilvoller Szenerie auftauchten. Es war, als wäre alles andere, was zuvor war, wie weggewischt. Die Präsenz der Band und ihre Performance waren so stark, dass sie alles und jeden komplett vereinnahmten und in ihren Bann zogen. Da spielte es auch keine Rolle, ob neue Kassenschlager wie „Interdimensional Summit“ oder Allzeit-Klassiker wie „Puritania“ oder „Gateways“ gespielt wurde – das Publikum bejubelte die Band durchwegs, als gäbe es kein Morgen. Da gibt es nichts zu kritisieren oder zu meckern. Dimmu Borgir zeigten wieder einmal, dass sie vor vielen Jahren den richtigen Weg eingeschlagen haben und noch heute live überwältigend wie eh und je sind.

Dimmu Borgir im Zenith - die Kulturhalle in München
Bild: Manuel Miksche

Setlist:

  • The Unveiling
  • Interdimensional Summit
  • The Chosen Legacy
  • The Serpentine Offering
  • Gateways
  • Dimmu Borgir
  • Council of Wolves and Snakes
  • Puritania
  • Indoctrination
  • Progenies of the Great Apocalypse
  • Mourning Palace

Kreator

Nach Dimmu Borgir war es schwer vorstellbar, dass der bisherige Abend noch besser werden könnte. Doch Kreator wären heute nicht dort wo sie sind, wenn sie nicht immer wieder ein Ass aus dem Ärmel schütteln würden. Um die Spannung von Anfang an hochzuhalten, verdeckte ein Vorhang die Bühne, der zugleich als Projektionsfläche des Intros diente. Mit lautem Knall und jeder Menge Papierschnitzel wurde dieser zugleich gelüftet, während mit „Enemy of God“ der letzte Teil des Abends eingeläutet wurde. Ein wahrer Klassiker aus der Trickkiste der Deutschen, der sich in den vergangenen Jahren zu DEM Kreator Song schlechthin gemausert hat und Jubelchöre der anderen Art auslöste. Entsprechend erfreut war die Band von einer solch überwältigenden Begrüßung. Als hätten sie es bereits geahnt, haben sich die Musiker für diese Tour etwas ganz Besonderes ausgedacht: Am Merchandise stand eine Kreator-Fotowall bereit, durch die man seinen Kopf stecken konnte und dabei fotografiert wurde. Diese Fotos wurden dann während des nächsten Songs auf den Screens der Bühne gezeigt. Es sind genau diese Kleinigkeiten, die eben den Unterschied machen. Doch weiter im Text: Mille und Co. setzten bei dieser Tour wieder einmal auf das richtige Maß Ausgewogenheit. Neue Songs wie „Gods of Violence“ und „Satan is Real“ durften da für einen erfolgreichen Abend natürlich nicht fehlen. Aber auch Stücke des Vorgängeralbums wie auch ältere Klassiker waren mit von der Partie und brachten die Menge zum Beben. Der Aufruf seitens Mille zur Wall of Death war daher nur obsolet, da das Publikum augenscheinlich von Anfang an den Plan verfolgte, die „Flag of Hate“ ununterbrochen zu hissen. Wieder einmal mehr lieferten die Essener also ein wahres Meisterstück an Show ab, bei dem man sich nur vor ihrer Genialität verneigen wollte.

Kreator im Zenith - die Kulturhalle in München
Bild: Manuel Miksche

Setlist:

  • Enemy of God
  • Hail to the Hordes
  • Awakening of the Gods
  • People of the Lie
  • Gods of Violence
  • Satan Is Real
  • Mars Mantra
  • Phantom Antichrist
  • Fallen Brother
  • Flag of Hate
  • Phobia
  • Hordes of Chaos (A Necrologue for the Elite)
  • Violent Revolution
  • Pleasure to Kill

Text: Conny Pläsken