Review - The 9th Hour World Tour – Sonata Arctica im Backstage

An einem Donnerstag Abend versammelten sich einmal mehr einschlägige Metalheads in den heiligen Münchner Hallen des Metals, besser bekannt als Backstage. Warum? Weil sich an diesem 23. Februar Sonata Arctica zusammen mit Triosphere und Striker eingefunden hatten, um ein paar Metalherzen auf ihrer „The 9th Hour World Tour“ höher schlagen zu lassen.

Striker

Den Anfang machten die kanadischen Jungs von Striker vor einem spärlich gefüllten Werk. Fünf ambitionierte junge Männer, die meisten davon mit Wallemähne, die schon freudestrahlend die Bühne betraten. Da bekam man, noch bevor sie einen Ton spielten, Lust auf ihren Auftritt. Und der erste Eindruck täuschte nicht: Von der ersten Sekunde an gaben die jungen Kanadier Vollgas und zeigten, dass sie völlig zurecht ihren Platz auf dieser Tour bekommen haben. Eine Besonderheit der Heavy Metaller, die schnell auffiel, war, dass hier tatsächlich vier der fünf Bandmitglieder sangen – und das verdammt gut! Eine eingängige Stimme neben der anderen, die zusammen für einen sehr vielfältigen und perfekt harmonierenden Sound sorgten. Da steckte verdammt viel Power und Herzblut dahinter! Ihr Engagement und außerordentliches Talent zeigte sich jedoch nicht nur stimmlich, sondern auch an den Instrumenten. Die beiden Gitarristen rissen ein Brett neben dem anderen runter und ballerten Soli vom Feinsten heraus, dass einem direkt schwindlig werden konnte. Besonders stach allerdings ihr Drummer hervor, der voller Freude und Enthusiasmus trommelte, wie ich es schon lange nicht mehr gesehen habe. Eine Grinsekatze vom anderen Stern, dessen gute Laune direkt ansteckend war. Aber vom Entertainment verstanden die fünf sowieso viel – so sehr wie sie über die Bühne hüpften, kleine Späße untereinander abzogen und grundsätzlich gute Laune verbreiteten. Definitiv eine der besten ersten Vorbands, die ich seit Langem gesehen habe, die stimmlich, instrumental und auch mit ihrer Show auf ganzer Linie überzeugten. Absolut die heimlichen Headliner des Abends!

Triosphere

Weiter ging es mit den Power Metallern von Triosphere. Ein bisschen Female-fronted Metal schadet ja nie zwischendurch. Mittlerweile hat sich das Werk etwas besser gefüllt, weshalb die Power Metaller unter lauterem Applaus die Bühne betraten. Mit lauter Röhre zeigte Sängerin Ida Haukland schnell was sie drauf hatte – und das eben nicht nur am Bass. Man hatte den Eindruck, dass die Band an sich allerdings ein oder zwei Lieder brauchte, um in ihren Auftritts-Modus zu gelangen. Kaum hatten sie ihn gefunden, war ihre Energie endlich spürbar. Musikalisch erinnerte das ein oder andere Gitarrensolo etwas an Blind Guardian, auch wenn der Rest herzlich wenig Parallelen mit den Deutschen hatte. Etwas ruhigere Klänge stimmten sie etwa zur Mitte ihrer Setlist an und konnten damit tatsächlich punkten, da sie genau die richtige Mischung aus Traurigkeit, Schmerz und Kraft vermitteln konnten. Positiv zu vermerken ist außerdem der Umstand, dass Sängerin Ida Haukland auf ihre Stimme und nicht wie viele andere Sängerinnen auf ihren Körper setzt – der sich aber durchaus sehen lassen könnte. Aber weiter im Text... In den tieferen gesanglichen Lagen erinnert ihre Stimme etwas an die der Sängerin von Holy Hell, die ebenfalls mit einer äußerst stimmgewaltigen Röhre gesegnet ist. Am Ende ihres Gigs sackten die Norweger ihren wohlverdienten Applaus ein und machten den Weg für den Hauptact des Abends frei – Sonata Arctica.

Sonata Arctica

Nach einer etwas längeren Umbaupause als zuvor erschienen die sehnsüchtig erwarteten Finnen endlich auf der Bühne und ernteten so viel Applaus und Gejubel, wie man von einem etwas spärlich gefüllten Werk erwarten kann. Da wurde gar nicht lange herumgefackelt, sondern direkt losgelegt! Unter gewohnt mächtigen Gitarren/Keyboard Klängen, die zu Beginn noch etwas übersteuert waren, beschallten die Skandinavier ihr Publikum, das freudestrahlend und glücklich ihren Helden zujubelte. Sonata Arctica Konzerte sind an sich immer eine etwas heikle Angelegenheit – nicht immer überzeugend, was durchaus an einer falsch zusammengesetzten Setlist liegen kann. Dies war jedoch an diesem Donnerstag Abend nicht der Fall. In bester Form und stimmgewaltig wie eh und je wirbelte Tony Kakko, der Sänger der Band, über die Bühne. Lediglich beim Versuch headzubangen kam etwas Mitleid für ihn auf, da er schon seit geraumer Zeit seine längeren roten Haare gegen eine undefinierbare mittel-kurz Frisur eingetauscht hat, die auf der Bühne einfach nicht mehr so viel hermacht. Aber wenden wir uns wichtigeren Dingen zu als seinen Haaren, nämlich der Attitude des Bassisten, die stark ausbaufähig ist. Sieht man dem erfahrenen Musiker eine Weile zu, so kommen ernsthafte Zweifel auf, ob dieser Mann wohl jemals schon auf einer Bühne stand. Seine Versuche böse und mächtig zu erscheinen schlugen eher ins Gegenteil um und ließen ihn wie einen unsicheren Troll wirken. Musikalisch war hingegen nichts einzuwenden – hier lieferten die Power Metaller eine solide Show ab. Ein besonderes Highlight des Abends war „Tallulah“. Selten schafft es eine Ballade wirklich tiefe Emotionen auszulösen, aber hier war es definitiv soweit: Gänsehaut – und zwar minutenlang! Das kann sicherlich nicht jede Ballade. Doch Tony wusste ganz genau, wie er mit viel Gefühl und dennoch Kraft in der Stimme sein Publikum tief berühren konnte. Damit noch nicht genug wurde kurz darauf „Full Moon“ angestimmt. Ein ganz besonderer Klassiker der Band, der mittlerweile auch schon ein paar Jahre auf dem Buckel hat und immer wieder live überzeugt. Auch die weitere Zusammensetzung der Setlist ließ wenig Wünsche offen. Um den Abend ganz besonders im Gedächtnis zu behalten, rundeten Sonata Arctica ihren Auftritt mit „Don’t Say A Word“ ab – einer ihrer besten Ohrwürmer! Und das wurde natürlich vom Publikum dementsprechend honoriert: mit jeder Menge Applaus und Geschrei. Eine wirklich runde Sache, die die Finnen da musikalisch ablieferten (auch wenn bezüglich der Performance durchaus noch Luft nach oben ist). Da bekam man direkt Lust auf (etwas) mehr davon.

Setlist:

  • Closer to an Animal
  • Life
  • The Wolves Die Young
  • In Black and White
  • Tallulah
  • Fairytale
  • Full Moon
  • Among the Shooting Stars
  • No More Silence
  • Abandoned, Pleased, Brainwashed, Exploited
  • We Are What We Are
  • The Power of One
  • Misplaced (Zugabe)
  • I Have a Right (Zugabe)
  • Don't Say a Word (Zugabe)

Text: Conny Pläsken