Rage - The Devil Strikes Again Tour - Nachbericht

Es ist noch kein Jahr vergangen, seit Rage das letzte Mal in München auf der Bühne standen. Genauer gesagt war es im Januar diesen Jahres, als sie mit Helloween auf Tour waren. Kaum ein Jahr vergangen, stehen sie bereits wieder auf der Matte! Dieses Mal aber selbst als Headliner zu Ehren ihres neuesten Albums, das im Sommer auf den Markt gekommen ist. Mit im Gepäck hatten sie in München die Bands Monument und Darker Half.

Vor einer relativ leeren Backstage Halle eröffnete die Band Darker Half den Abend. Trotz ernüchternder Anwesenheit von Fans ließen sich die Australier nicht aus dem Konzept bringen und legten voller Elan los. Ihr Sound ist deutlich von klassischen Heavy Metal geprägt, der etwas melodischere Züge an der einen oder anderen Stelle annimmt. Eine Besonderheit der Band ist, dass nicht nur der Sänger, sondern auch der zweite Gitarrist und der Bassist vereinzelt Main-Parts der Songs singen. Der Hauptteil liegt aber dennoch beim Sänger der Band, der in höheren Passagen in Kombination mit ihrer Musik etwas an King Diamond erinnert, aber gleichzeitig Stimmvolumen verliert und schnell etwas dünn klingt. Die Gitarristen können mit ausgefeilten Soli und mitreißenden Melodien überzeugen, die beim dünn gesäten Publikum auf Anklang stießen. Als Animateur der Band stellte sich definitiv der Bassist heraus, da er gefühlt alles versuchte, um das Publikum anzuheizen – leider ohne großartigen Erfolg. Seine gute Laune ließ er sich dadurch allerdings nicht vermiesen und zog weiterhin seine Show durch. Gegen Ende ihrer Show coverten sie als Highlight ihres Auftritts den Iron Maiden Klassiker „Aces High“, der instrumental einwandfrei umgesetzt war. Stimmlich stieß der Sänger wieder stark an seine Grenzen, weshalb die hohen Töne dünn und unsauber klangen. In tieferen Lagen hatte er keine Schwierigkeiten und konnte mit einem beachtlichen Stimmvolumen auftreten. Für die hohen Töne sollte er möglicherweise noch einmal ein paar Gesangsstunden nehmen.

Nach den Australiern wurde es bereits etwas voller in der Halle, wobei man hier bei Weitem noch nicht von einer gut gefüllten Location sprechen konnte. Die zweite Vorband von Rage war an diesem Abend die britische Band Monument. Auch sie ordnen sich im Bereich des klassischen Heavy Metals ein und versuchten von Beginn an gut Stimmung zu machen. Bei den Briten fiel sofort ihre Haarpracht ins Auge. Schon lange habe ich keine Band mehr auf der Bühne gesehen, die so viel Lockenpracht auf einmal auf einer Bühne vereinte. Musikalisch war bereits nach dem ersten Song ein klarer Unterschied zur ersten Vorband zu erkennen, da der Sänger von Monument eine kräftige Stimme durch und durch besaß und diese auch gezielt einsetzte. Insgesamt konnte sich die Show von Monument durchaus sehen lassen, da sie genau wussten, wie man immer noch mit der klassischsten Form des Metals Stimmung machen und eine gute Show abliefert. Um etwas Abwechslung hineinzubekommen haben sie sich gedacht, dass sie doch mal einen Song zum Besten geben könnten, der rein instrumental gespielt wird. Dies war eine besondere, positive Erfahrung, da musikalisch nichts auszusetzen war und der Gesang dank ausgefeilter Melodien keineswegs gefehlt hat. Gleichzeitig war diese Erfahrung auch deswegen positiv, da auf diese Weise die anderen Musiker etwas mehr in den Mittelpunkt gerückt waren, der sonst mehr für den Sänger einer Band bestimmt ist. Den letzten Teil ihres Auftritts bestritten die Briten jedoch wieder gewohnt mit Sänger. Um ihre Zuneigung zu Deutschland zu untermalen, holte der Sänger beim letzten Song eine große Deutschlandflagge aus dem Nichts und zweckentfremdete sie als Schal. Ein überzeugender Auftritt von Monument, der allenfalls an mancher Stelle etwas mehr Würze vertragen hätte können.

Nach einer etwas sehr langen Umbaupause ging endlich die Musik aus, die Bühne bzw. besonders das Schlagzeug wurde in blutrotes Licht getaucht, es folgte ein kurzer Einspieler mit Kurzpassagen der besten Rage Songs und schon erschien die Band pompös auf der Bühne. Plötzlich stand der Großteil des Publikums nicht mehr im hinteren Drittel der Halle, sondern hatten sich nach vorne getraut. Auch die Anzahl der anwesenden Metalheads hat sich fühlbar erhöht – zur Freude des Headliners. Gleich von Beginn an legte die deutsche Band mit jeder Menge Power und gewohnt ausgefeilter Zungen Action von Frontmann Peter „Peavy“ Wagner los. Anscheinend war beim Publikum endlich das Eis gebrochen. Die Lücke vor der Bühne war komplett verschwunden und die Jubel Chöre wurden immer lauter. Aber bei einem Headliner wie Rage ist das wenig verwunderlich. Nachdem die Band anfangs etwas Gas gegeben hat, brachten sie mit ihrem dritten Song etwas mehr Gewicht und Bass ins Spiel, worauf das Publikum besonders ansprang und abging. So mancher langsamere, schwerere Song mit auffallend melodischen Parts hat noch niemandem geschadet. Nach den ersten Songs der Band war die Halle fast wie ausgewechselt. Wo auch immer die Menschen herkommen waren, endlich war so etwas wie Stimmung zu spüren, was sich bis zur letzten Sekunde der Show durchzog. Rage legten auf jeden Fall eine solide Show ab, die allerdings etwas mehr Action vertragen hätte können.

Text: Conny Pläsken