MTV Headbangers Ball München 2018 - Die 80er sind zurück!

Jedes Jahr findet eines der großen Konzert-Spektakel in Europa statt, nämlich der MTV Headbangers Ball. Große Namen werden immer wieder aufs Neue vereint, um der Metal-Community unvergessliche Abende zu bescheren. Zugegebenermaßen war der letzte Headbangers Ball eine eher interessante Mischung, die auf Heterogenität statt Homogenität im musikalischen Sinne setzte. Dieses Konzept hatte durchaus seinen Charme, allerdings ist so ein thematisches Konzept letztendlich doch charmanter als ein bisschen von allem. Zu diesem Schluss kamen wohl auch die Veranstalter, als sie bereits vor über einem halben Jahr beschlossen, dass der Headbangers Ball 2018 ganz unter dem Zeichen des Thrash Metal stehen sollte und somit fast eine Neuauflage des 2011 zuletzt veranstalteten Thrash Festes wurde. Das Line-up selbst war definitiv vom Feinsten, weshalb die Vorfreude auf diesen Abend schon seit Wochen bzw. Monaten groß war: Niemand geringeres als Suicidal Angels, Death Angel, Sodom und Exodus begaben sich an diesem Sonntag, den 16. Dezember 2018 in das Münchner Backstage, um das Ende ihrer Tour gebührend zu zelebrieren.


Suicidal Angels


Pünktlich wie die Maurer betraten die Jungs aus Griechenland die etwas vollgestellte Bühne und eröffneten den finalen Abend des MTV Headbangers Ball. Immer, wenn eine Tour zu Ende geht, kann man die Nostalgie förmlich riechen. So auch an diesem Sonntag Abend, der trotz allem eine anständige Traube an Metalheads in das Backstage in München gelockt hatte. Und dies sollte nicht unbelohnt bleiben. Nick Melissourgos, Gus Drax, Orpheas Tzortzopoulos und Angel Lelikakis zeigten schnell, aus welchem Holz sie wirklich gemacht sind, denn trotz noch verhaltenem Enthusiasmus seitens des Publikums und langsam schwindender Kräfte aufgrund 17 Shows an einem Stück, holten sie ein letztes Mal alles aus sich heraus und zeigten, dass sie wirklich für die Bühne geboren sind. Mit fliegenden Fingern, fliegenden Haaren und pfeilschnellem Gesang bewiesen sie einmal mehr, wie eingängig und rasant Thrash Metal aus Griechenland sein konnte. Besonders Frontmann Nick und Bassist Angel schafften es ein letztes Mal, ihrer Leidenschaft freien Lauf zu lassen. Auch wenn die dargebotene musikalische Qualität nicht gänzlich vom Publikum honoriert wurde, erschufen die Suicidal Angels doch die ideale Atmosphäre für den restlichen Abend, der noch Unglaubliches bereithalten sollte.

Suicidal Angels - MTV Headbangers Ball 2018 - MünchenBild: Manuel Miksche

Setlist:

  • Capital of War
  • Bleeding Holocaust
  • Front Gate
  • Eternally to Suffer
  • Bloodbath
  • Seed of Evil
  • Moshing Crew
  • Apokathilosis



Death Angel


Als nächstes stand niemand geringeres als Death Angel auf dem Plan - eine DER sagenhaften Thrash Metal Bands aus der sagenumwobenen Bay Area in San Francisco. Wenn man Mark Osegueda, Rob Cavestany, Ted Aguilar, Damien Sisson und Will Caroll auf der Bühne sieht, vergisst man recht schnell, dass es die Band bereits seit über 30 Jahren gibt. Natürlich versucht jede Band aus den 80ern noch immer ihrer Leidenschaft freien Lauf zu lassen, doch kaum einer Band gelingt dies so, wie Death Angel. Dies mag nicht nur an dem Elan liegen, den Mark nach 34 Jahren als Frontmann trotz immensen Bombay Saphire Konsums noch immer an den Tag legt, sondern ein besonders großer Teil geht an dieser Stelle ganz klar an das Herzstück der Band: an Rob. Selten wird man einen Lead Gitarristen finden, der in seinem Alter so voller Leidenschaft und Energie auf der Bühne steht und jeden Abend wieder performt, als wäre es sein letzter. Einzig allein ihm zuzusehen, ist jeden Cent des Tickets wert, denn lebendiger und authentischer kann es nicht mehr werden. Das i-Tüpfelchen ist jedoch noch immer die Dynamik zwischen Mark und Rob, die spätestens beim Song „Claws in so deep“ auch der Person in der letzten Reihe auffallen sollte. Es ist nicht nur die Art, wie sie gemeinsam performen, nein, es ist schlussendlich immer wieder der Moment, in dem sie zweistimmig singen und man meinen könnte, es würde die Zeit stillstehen und die Außenwelt nicht mehr existieren. Gänsehaut pur! Wer an dieser Stelle denkt, dass das ja keine Kunst sei, der hat diese Worte wohl noch nie in Zusammenhang mit einer Thrash Band gebracht, denn genau DAS ist die wahre Kunst, die tatsächlich niemand so perfekt beherrscht, wie Death Angel. Grundsätzlich setzten die Männer aus San Francisco bei dieser Tour mehr auf old school und sorgten so für eine gewisse Diversität im Vergleich zu vergangenen Shows. Nach insgesamt 50 Minuten war der Auftritt bereits wieder vorbei und hinterließ gefühlt absolute Zerstörung und ein überglückliches Werk. Wieder einmal eine Thrash Show, wie sie besser nicht sein könnte.

Death Angel - MTV Headbangers Ball 2018 - München
Bild: Manuel Miksche

Setlist

  • Evil Priest
  • Left for Dead
  • Claws in So Deep
  • Mistress of Pain
  • The Ultra-Violence / Thrown to the Wolves
  • Kill as One
  • The Moth



Sodom


Nach Death Angel hatte man das Gefühl, dass es jetzt eigentlich nur noch bergab gehen konnte, da die Jungs aus der Bay Area einfach dermaßen genial waren! Doch so konnte man sich täuschen. Trotz komplett ausgetauschter Band war das Publikum Feuer und Flamme, Tom Angelripper und sein Gefolge live in Action zu sehen. Das muss man Sodom auch wirklich lassen, sie haben sich mit ihrem schweren und doch ungemein schnellen Sound unsterblich gemacht. Sie gehen nicht in der Masse aller anderen Thrash Metal Bands unter, sondern stechen mit ihrem groovigen Sound und der unverkennbaren Stimme von Angelripper stets heraus. Dazu kommt, dass Tom Angelripper einen Sexappeal an den Tag legt, von dem sich sicherlich noch so mancher Frontmann eine Scheibe abschneiden könnte. Seine haarige, nackte Plauze involvierte das Publikum ungemein und bescherte sicherlich sowohl Mann als auch Frau die ein oder andere schlaflose Nacht. Spaß beiseite - die Deutschen rissen an diesem finalen Abend einige Häuser ab und versetzten ihre Fans spätestens mit "Agent Orange" und "Remember The Fallen" in Sodom-typische Ektase. Ein wahres Fest, das alle Anwesenden ideal auf den Headliner des Abends vorbereitete.

Sodom - MTV Headbangers Ball 2018 - München
Bild: Manuel Miksche

Setlist:

  • Procession to Golgatha
  • Blasphemer
  • Sodomy and Lust
  • Partisan
  • Agent Orange
  • One Step Over the Line
  • Conflagration
  • Outbreak of Evil
  • Tired and Red
  • Remember the Fallen
  • Bombenhagel

Exodus

Ein bisher unglaublicher Abend neigte sich langsam dem Ende, doch der Hauptact stand den Münchnern noch bevor und versprach wie immer Großes! Auch wenn Exodus in den vergangenen Jahren gefühlt zweimal im Jahr auf Tour waren, so war doch jeder einzelne Abend ein unglaubliches Ereignis, das man so schnell nicht vergessen sollte. Und genau so sollte dieser Abend auch werden. Stark starteten sie in ihren allerletzten Auftritt der Tour mit ihrem Alltime-Classic „Bonded by Blood“, der zur Band wie die Faust aufs Auge passt. Aggressiv, blitzschnell und dennoch melodisch rissen Steve „Zetro“ Souza, Jack Gibson, Kragen Lum (Live-Ersatz für den fehlenden Gary Holt), Lee Altus und Tom Hunting das Werk langsam aber sicher ab und wurden dabei von einer hungrigen Meute unterstützt. Was zuvor bei Death Angel bereits funktioniert hatte, sollte auch bei Exodus seine Wirkung zeigen: Ihr Fokus auf vorrangig ältere Songs zeigte zum einen die Zeitlosigkeit ihrer Stücke und zum anderen, warum Exodus heute dort sind, wo sie sind. Schon immer haben die Musiker aus der Bay Area ihren Sound einzigartig gemacht, indem sie den typischen schnellen Thrash Elementen gewisse melodische Züge verliehen haben und dies mit einer ungemein fiesen Stimme abrundeten. Ein wahrer Segen für die Thrasher also, dass Zetro seit ein paar Jahren wieder in der Band mitmischt und ihr so wieder zu altem Glanz verhelfen konnte. Doch zurück zum Thema: Trotz Faszination der älteren Songs haben auch aktuelle Stücke ihre Daseinsberechtigung. Bestes Beispiel war „Body Harvest“, der nicht nur zu kollektiven Mitgegröle anregte, sondern letztendlich in wallenden Chören ausartete, wie man es selten in diesem Genre zu hören bekommt. Aber auch die weitere Setlist bot dem wahren Fan alles, was sein Herz begehrte: Von „Impaler“ über „A Lesson in Violence“ bis „Blacklist“ war alles dabei. Letzteres sorgte natürlich wieder für die übliche Begeisterung, da „Blacklist“ wohl in geheimen Absprachen zwischen Fans zu DEM Song von Exodus auserkoren wurde, den man einfach auswendig können muss oder direkt heimgehen kann. Insgesamt zeigten sich die Männer aus dem sonnigen Kalifornien trotz anstrengender Tour in Bestform und überzeugten mit ihrer Professionalität aber noch mehr mit ihrer Liebe zur Musik, die man in jeder dargebotenen Sekunde spüren konnte. Letztendlich konnten somit alle vier Bands dieser Tour den Anwesenden einen unvergesslichen Abend bescheren, der wirklich alle Thrash Herzen höherschlagen ließ und somit der perfekte Tour-Abschluss des MTV Headbanger Balls 2018 war.

Exodus - MTV Headbangers Ball 2018 - München
Bild: Manuel Miksche

Setlist

  • Bonded by Blood
  • Exodus
  • And Then There Were None
  • Body Harvest
  • Impaler
  • Fabulous Disaster
  • Piranha
  • A Lesson in Violence
  • Blacklist
  • Motorbreath (Metallica cover)
  • The Toxic Waltz
  • Strike of the Beast

Text: Conny Pläsken