Kissin' Dynamite auf ihrer »Europe In Ecstasy« Tour im ausverkauften Backstage Werk in München

Dem geneigten Beobachter bot sich am vergangenen Freitag vor dem Backstage in München ein nicht allzu häufiger Anblick: Menschen sämtlicher Couleur von jung bis alt standen bis weit vor dem Gelände des Kulturzentrums Schlange und warteten geduldig auf Einlass in das Werk. Der Grund dafür: Kissin' Dynamite riefen zu einem Abend voller klassischem Heavy Metal der 80er - und die Massen sind gefolgt. Und so stehen kurz vor 20 Uhr mehr als 1000 Menschen im ausverkauften Backstage Werk und warten sehnsüchtig auf den Auftritt der fünf Schwaben.

JOHN DIVA & THE ROCKETS OF LOVE

Doch zunächst machen die US-Amerikaner JOHN DIVA & THE ROCKETS OF LOVE den Anfang und beschwören mit ihren Songs irgendwo zwischen Glam Rock und Hair Metal sowie den farbenfrohen Outfits den Geist von Mötley Crüe, Whitesnake, Ratt & co. auf der Bühne und heizen dem erwartungsvollen Publikum bereits ordentlich ein. Besonders bei Gassenhauern wie "Rock'n Roll Heaven" erinnern Southern Rock Riffs und Stadion-Rock Refrains an Lynyrd Skynyrd oder Kid Rock. Besonders Frontmann John Diva zeigt dabei neben seinem beachtlichen Gesangstalent auch eine gehörige Prise Charisma, mit der er die Menge schnell in der Hand hat. Drummer Lee Stingray ist sichtbar in seinem Element und hat an seinem Instrument offenbar so viel Spaß, dass das Zuschauen eine wahre Freude ist. Der Rest der Band bleibt dabei leider etwas statisch, in ihren Performances dabei jedoch grundsolide. Für Bewegung auf der Bühne sorgt jedoch lediglich John Diva. Hinsichtlich Sound und musikalischer Leistung zeigen sich JOHN DIVA & THE ROCKETS OF LOVE zwar wenig innovativ, jedoch technisch auf einem sehr hohen Niveau. Und so gelingt es den Kaliforniern, während ihres Auftritts gehörig für Stimmung zu sorgen und das Publikum so perfekt für den Rest des Abends einzustimmen. Nach knapp 45 Minuten bleibt der Eindruck einer zwar überraschungsarmen, jedoch verdammt unterhaltsamen Performance, die für gute Laune sorgt.

John Diva & The Rockets Of Love - Backstage Werk München
Foto: Manuel Miksche

KISSIN’ DYNAMITE

Doch nun folgt der Moment, auf den das Publikum gewartet hatte: Kissin' Dynamite betreten die Bühne und bringen den Saal schon mit ihrem Opener "I've got the fire" zum Kochen, was die Menge den fünf Schwaben bereits nach diesem ersten Song mit tosendem Applaus quittiert. Und so setzt sich der gesamte Abend fort. Voller Energie und Freude an ihren Songs spielt das Quintett sich und das Publikum in Rage und feuert routiniert und professionell eine Setlist ab, die es in sich hat. Dabei ist der Band zu jedem Zeitpunkt die Begeisterung und der Spaß anzusehen, die sich sofort auf die Menge überträgt. Hinter der herausragenden Gesangsleistung von Sänger Hannes Braun braucht sich auch der Rest der Band keinesfalls verstecken - während die Gitarristen Jim Müller und Ande Braun ihren Sechssaitern abwechselnd fette Riffs und mal treibende, mal gefühlvolle Soli entlocken, sorgen Bassist Steffen Haile und Drummer Andi Schnitzer mit tadelloser Leichtigkeit für druckvolle Rhythmen und absolute Tightness.
In der Mitte des Sets lassen sich die Sleaze Rocker von Exit Eden-Mitglied Anna Brunner verstärken, deren Auftritt jedoch dem Gig im Gesamten nichts wirklich wertvolles hinzufügen kann. Umso mehr fällt auf, mit welcher Mühelosigkeit die Schwaben das Publikum im Griff haben - besonders Frontmann Hannes Braun hat sichtlich Freude daran, der Menge wieder und wieder immer lautere Jubelchöre zu entlocken. Der gesamte Auftritt wirkt wie ein dynamisches Geben und Nehmen zwischen dem Publikum und der Band. Letztere zeigt sich sichtlich gerührt und attestiert den Zuschauern, "die beste Crowd dieser Tour bisher" zu sein. Die lässt sich nicht lumpen und fordert gleich mehrere Zugaben ein, welche das Fünferpack nur zu gerne gibt - wodurch sich das Konzert gegen Ende jedoch leider etwas in die Länge zieht. Insgesamt spielen die Schwaben ganze zwei Stunden, können jedoch angesichts der sehr rockigen Songauswahl nicht durchgängig für ausreichend Abwechslung sorgen. Besonders in der letzten halben Stunde wirken die Songs und die Zugaben ein bisschen wie mehr vom Gleichen. Ein etwas abgespeckteres Set und eine Rückbesinnung auf das alte Sprichwort "Gehen, wenn's am schönsten ist" hätten den Auftritt im Gesamten noch viel stärker wirken lassen.
Angesichts der Bombenstimmung, der unglaublich starken Performance und der sichtlich gut gelaunten Band tut dieses Manko dem durchweg positiven Eindruck des Abends jedoch keinen Abbruch. Und mal Hand auf's Herz- wer so gefeiert wird, darf den Moment auch gerne einmal ein wenig länger auskosten. KISSIN' DYNAMITE haben hier auf jeden Fall bewiesen, dass sie das Backstage Werk völlig zu recht ausverkauft haben.

Kissin' Dynamite - Europe In Ecstasy Tour 2019 - Backstage Werk
Foto: Manuel Miksche

Setlist:

  • Intro
  • I've Got The Fire
  • Somebody's
  • MSP
  • Love Me
  • She Came
  • DNA
  • Sex
  • Ecstasy
  • Sleaze Deluxe
  • Breaking
  • Heart Of Stone
  • Waging War
  • Steel
  • Six Feet
  • King

Zugabe:

  • Still Around
  • You're Not Alone
  • Colours

Text: Richard Mehlhose