Nachdem sich die Alternative Metal- und Core-Szene im letzten Jahrzehnt immens ausgebreitet hat und entsprechend eine Vielzahl an Bands hervorbrachte, ist es mittlerweile gar nicht mehr so einfach, besondere Bands zu finden, die etwas machen, was nicht schon jemand vor ihnen gemacht hat. Eine der wenigen Bands, die aber eben aus der großen Menge heraussticht, ist Infected Rain aus Moldawien, die derzeit auf Tour sind und an diesem Donnerstag, den 05. Juli 2018 auch dem Club im Backstage München einen Besuch abgestattet haben.

Towers & Bridges

Bevor es aber mit den Headlinern losging, hatten die Münchner von Towers & Bridges die ehrenvolle Aufgabe, den Abend zu eröffnen. Mir persönlich war die Band zuvor noch kein Begriff, weshalb es umso spannender war, was die sechs jungen Männer zu bieten haben. Ohne großes Tamtam legten die Musiker los und knallten dem Publikum direkt eine Prügelmaschine an Song um die Ohren, sodass schnell klar war, wohin die Reise gehen sollte. Anscheinend war auch dem Publikum Towers & Bridges noch nicht wirklich ein Begriff, da erst nach und nach etwas Bewegung in die Menge kam. Die Münchner Metalcore Band gab zumindest alles, um die Anwesenden zu unterhalten und von sich zu überzeugen. Sänger Antun gab sich typisch dem Genre und stampfte und poste, dass sich die Balken bogen. Seine Growls und Screams saßen ebenso wie seine Tritte, jedoch waren beim Clear-Gesang mehr als nur einmal auffallende Wackler zu hören, die sicher nicht beabsichtigt waren. Auch der Rest der Band gab sein Bestes, wobei man merkte, dass noch eine gewisse Routine fehlte. Alles in allem ein durchschnittlicher Auftritt der Münchner, der wenig Markantes innehielt und sich dadurch auch nicht wirklich von vergleichbaren Bands unterscheidet.

Infected Rain

Nach einer anscheinend allgemeinen Raucherpause, für die fast der ganze Club nach draußen verschwand, ging es relativ zügig mit den Headlinern des Abends weiter. Der Club füllte sich entsprechend schnell wieder, als Sängerin Lena und ihre Bandkollegen die Bühne eroberten. Grundsätzlich muss man zunächst der Band seinen Respekt aussprechen, da sie es ohne Label geschafft haben, drei Alben zu veröffentlichen und ihre Bekanntheit seit 2008 stetig zu erweitern. Zurecht, denn Infected Rain gehören tatsächlich zu den wenigen Bands aus dem Alternative Metal Bereich (und Einzugsgebiet), die es verstanden haben, Musik personalisiert auf sich zuzuschneiden, ohne dass direkte Assoziationen zu anderen Künstlern aufploppen. Auch wenn die regional betrachteten Jinjer im ersten Moment ähnlich wirken würden, da auch Frontfrau und Alternative Metal, unterscheiden sich beide Bands markant voneinander, sodass keinerlei direkte Verbindung hergestellt wird. Infected Rain haben es genau verstanden, wie man sein Publikum auf den Punkt unterhält und das, obwohl sie nur eine kleine Bühne zur Verfügung hatten. Zum einen hat die gesamte Band eine tolle Show abgeliefert und entertaint bis zum Umfallen (besonders der Bassist, der sich jeder Gefühlslage körperlich hingegeben hat), zum anderen hat Frontfrau Elena alias Lena Scissorhands bewiesen, dass sie zurecht diese Rolle einnimmt, da sie sowohl Charisma als auch Talent und die entsprechende Ausstrahlung hat, ihr Publikum zu unterhalten. Und dass sie sich gerne Handys aus der ersten Reihe schnappt und sich während des Auftritts damit selbst filmt, ist nur ein kleiner Teil davon.

Ihre mitreißende Performance und fast schon dramatischen Posen machen neben ihrer unglaublich wandelbaren Stimme die Performance vorrangig aus. Von Screamen über Shouten und zauberhaften Clear Gesang - in ihrem Repertoire ist alles enthalten. Dass da das Publikum abgeht ohne Ende und Circle Pit wie auch Wall of Death veranstalten, wenn Lena dies forderte, verstand sich von selbst. Musikalisch bediente sich die Band ebenfalls vielseitiger Elemente, die am Schluss diesen einmaligen Sound erzeugten. Definitiv eine empfehlenswerte Band, die sich hoffentlich bald wieder nach Deutschland verirrt.

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Text: Conny Pläsken