Hatesphere & Co. – ein Konzertabend der etwas anderen Art

Es war Montag Abend – selbstverständlich der allerbeste Abend für Konzerte. Die Parkplätze vor den Konzerthallen gähnten genüsslich vor lauter Leere. Selbst der Security am Einlass witzelte, dass er dank des unglaublichen Ansturms auf dieses Konzert kaum zur Ruhe komme – und legte uns die Einlassbändchen mit einer Seelenruhe an. Der Backstage Club ist zwar zugegebenermaßen eine der kleineren Locations für Konzerte, aber über fehlende Konzertgäste kann auch der Club nicht hinwegtäuschen.

Mit etwas Verspätung eröffneten um 20.05 Uhr die Jungs von Kause 4 Konflikt den Abend. Vor ungefähr 10 bis 15 Leuten zeigten sie wahre Größe. Ihr Wille und ihre Motivation, eine gute Show abzuliefern, waren bei der Band trotz der Handvoll Konzertbesucher ungebrochen. Musikalisch lieferten sie ein ordentliches Stück ab. Anfangs faszinierte die Band mit ihrer eigenen Mischung aus Core mit teilweise thrashigen Elementen, den sie Offensive Thrash WarCore nennen. Nach ein paar Songs flaute die anfänglich gewonnene musikalische Euphorie etwas ab, da auch der eigenwilligste Stil schnell etwas gewöhnlicher klingen kann. Als Opener lieferten sie dennoch eine gute Show ab.

Nachdem sich die erste Vorband unter das Publikum gemischt und sich auch der ein oder andere Besucher mehr eingefundenen hatte, legte die zweite Vorband des Abends los. Schnell wurde klar, dass es sich bei Deep In Hate ebenfalls nicht um eine gewöhnliche Band handelt. Selbst bezeichnen die Franzosen ihren Musikstil als Dark Oppressive Modern Death Metal – ein Subgenre des Death Metals, das genauso abstrus klingt, wie es sich von der Bezeichnung her anhört. Man kann nicht sagen, dass der Auftritt gut oder schlecht war. Im Gedächtnis blieb vielmehr die andauernde Verwunderung über das, was das Publikum zu hören bzw. zu sehen bekam. An Bewegung mangelte es der Band sicherlich nicht auf der Bühne. Der Bassist drehte mit Vorliebe auf der Stelle seine Kreise und stampfte hin und wieder fröhlich oder eher wütend vor sich hin. Einer der Gitarristen konzentrierte sich vornehmlich auf einen auf und ab bewegenden Move, der auf die Dauer zum Grinsen anregte. Auch die Mimik der Band wirkte mehr eingeübt als authentisch. Es gab rege Wechsel zwischen bedrohlichem Zähne fletschen, misanthropischen Fratzen und bleckenden Zungen, was eine eher amüsante Wirkung hatte. Musikalisch boten Deep In Hate eine große Bandbreite an Genre Schnipseln an, die sie in ihre Musik einfließen lassen. Für eingefleischte Fans war dies wohl ein bemerkenswerter Auftritt, für alle anderen eher gewöhnungsbedürftig. Auch diese Künstler ließen sich von den fernbleibenden Besuchern nicht irritieren, sondern nutzten dies für sich, als der Sänger gegen Ende den Auftritt vom Publikum aus beendete und von diesem direkt Feedback zum Gig einholte. So seltsam dieses Konzert auch war, so unterhaltsam war es auf eigenartige Weise dennoch!

Eine gefühlte Ewigkeit später war es endlich soweit: die Jungs von Hatesphere stürmten die Bühne des Clubs. Nachdem mittlerweile beide Vorbands im Publikum verweilten und sich möglicherweise noch einmal fünf Personen mehr durch die Eingangstür geschlichen haben, konnte der Hauptact des Abends verhältnismäßig vor vollem Haus spielen. Die Dänen ließen sich von diesem Umstand jedoch nicht beirren und zogen ihr Ding von Anfang an durch. Qualitativ war eine deutliche Steigerung zu spüren und zu hören. Esben Hansen und seine Jungs sorgten für eine überzeugende Performance. Esben bestach dabei nicht nur mit seinem stimmlichen Talent, sondern auch mithilfe seiner fiesen Fratzen sowie seinem bangenden Haupt und wackelnden Bauch. „Wir sind Hatesphere aus Dänemark und ihr seid München aus Bayern“ bestätigte nur noch die direkt gehegte Sympathie mit der Band und sorgte für einen Schmunzler zwischendurch. Musikalisch bewegen sich die Dänen innerhalb des Thrash und Death Metals. Die Kombination der beiden Genres gelingt ihnen immer wieder hervorragend. Zeitweise erwischt man die Band dabei, wie sie auch Einflüsse des Doom Metals in ihren ganz speziellen, eigenen Sound miteinfließen lassen (eigentlich hätte ein Blick auf die Kleidung des Sängers für dieses Urteil auch schon gereicht). Neben klassischeren Songs gaben die Dänen auch Songs ihres aktuellen Albums „New Hell“ zum Besten und begeisterten damit ihre Fans vollends. Während des Auftritts von Hatesphere war die musikalische Energie und Anspannung im Club so ausgeprägt, dass man es schier vergaß, in einer fast leeren Konzertlocation zu sein. Dabei sind es genau diese Abende, diese Konzerte, die etwas Besonderes sind. Es braucht keine überfüllte Halle, damit ein gewisser Zauber in der Luft liegt, sondern lediglich eine verdammt geile Band und eine Handvoll motivierter Besucher. So wurde aus einem anfangs etwas traurig wirkendem Abend letztendlich ein tolles Konzert, das bestimmt noch lange im Gedächtnis bleiben wird.

Text: Conny Pläsken