Frauenpower und düstere Klänge – Delain, Evergrey und Kobra and the Lotus in München

Mittlerweile wird es anscheinend zum jährlichen Ritual, dass die Gothic Rocker von Delain auf Tour sind und dabei auch einen Abstecher nach München machen. 2015 spielten sie im November in der Backstage Halle. Seitdem haben sie wohl einen großen Karrieresprung hingelegt, da 2016 ihr Konzert im Backstage Werk bei vollem Haus stattfand. Mit von der Partie waren dieses Mal Kobra and the Lotus und Evergrey.

Kobra and the Lotus

Den Startschuss erteilten an diesem Freitagabend die Kanadier von Kobra and the Lotus, die wir zuvor zu einem Interview mit der bezaubernden Frontfrau Kobra Paige angetroffen haben. Im Interview berichtete Kobra uns bereits, wie sehr sie sich auf diesen Abend freue und welch eine Ehre es für sie sei, mit Bands wie Evergrey und Delain aufzutreten. Zu Beginn des Abends war das Werk durchaus gut besucht und wartete gespannt auf das Erscheinen der Band. Dieses Mal ganz in Gold gekleidet erschien Kobra auf der Bühne und läutete den Abend ein. Mit ihrer Mischung aus klassischem Heavy Metal gepaart mit etwas orientalischen Einflüssen, die Kobra mithilfe ihres Gesang einfließen lässt, verzauberten die Kanadier das Publikum. Female-fronted-Metal Bands haben es nicht immer einfach, weshalb Kobra and the Lotus umso mehr aus der Masse hervorstechen. Mit einer Frontfrau, die eine bombastische Stimme hat und es gleichzeitig nicht nötig hat, durch besonders knappe Outfits auf sich aufmerksam zu machen und einer musikalisch höchst professionellen Band machten KATL sehr positiv auf sich aufmerksam. Zusätzlich schafften sie es mit ihrem sehr eigenen musikalischen Stil die Anwesenden zu überzeugen und für gute Stimmung zu sorgen. Mit Songs von ihren ersten Alben wie auch von ihrer kommenden Scheibe „Prevail“ (VÖ: 2017) leiteten sie den Abend ein und machten innerhalb von 30 Minuten definitiv Lust auf mehr!

Evergrey

Nach etwas Heavy Metal zur Einstimmung folgten die Schweden von Evergrey. Stilistisch etwas schwer einzuordnen kann man sie sich als eine Mischung von Dark Metal mit Power Metal Einflüssen und etwas Progressive vorstellen, die ihren ganz eigenen Stil pflegen und sich selbst dem Melodic Dark Power Metal zuschreiben würden. Die Band kann mittlerweile auf eine 24-jährige Bandgeschichte zurückblicken, was sie mit ihrem aktuellen Album „The Storm Within“, das 2016 erschienen ist, honorierten und einzelne Songs natürlich auf der aktuellen Tour zum Besten gaben. Die Stimmung im Publikum ließ auf jeden Fall darauf schließen, dass einige Fans anwesend waren und die neuen Songs, die mit viel Gefühl und Melodie versehen wurden, sehr gut ankamen. Evergrey verstehen es eben mit einer Kombination aus Power, Gefühl und eingängigen Songtexten das Publikum direkt anzusprechen. Mit jedem neuen Song nahmen sie ihr Publikum mit auf eine Reise durch ihre Welt voll Schmerz und Hoffnung, aus der man nur ungern wieder entfliehen mochte. Insgesamt boten Evergrey an diesem Abend ein wirklich düster schönes Erlebnis, das sich sehen lassen konnte!

Delain

Nach Kanada und Schweden sollte es an diesem Freitag weiter international bleiben, weshalb die Niederländer rund um Sängerin Charlotte Wessels die Bühne betraten: Delain! Das Geschrei und Gekreische war beim Betreten der Frontfrau wie zu erwarten ohrenbetäubend. In einschlägigen Kreisen sind Delain natürlich keine unbekannte Band, jedoch konnten sie mit ihrem aktuellen Album „Moonbathers“ und dem remasterten Album „Lucidity“ noch einmal einen gewaltigen Karrieresprung hinlegen, wenn man bedenkt, dass sie im Jahr zuvor noch in der Halle gespielt haben und nun das gesamte Werk füllen konnten. Wer Augen im Kopf hatte, kam an diesem Abend nicht drum herum einen genaueren Blick auf Charlottes Outfit zu werfen, die bekanntlich meist an der einen oder anderen Stelle etwas freizügiger sind. Dieses Mal entschied sie sich für schwarze Overknee Stiefel, deren Absatz etwas sehr klumpig aussagen, gepaart mit einem gold-bronzefarbenen Pailettenkleid, an dem sowohl oben als auch unten an Stoff gespart wurde. So kam es dazu, dass die Fotografen im Fotograben selbst ohne weitere Mühen ausgiebige Blicke auf ihren Body, den sie unter ihrem Kleid trug, werfen konnten. Das ist das Resultat, wenn man kurze Kleider anhat und dennoch gerne den Fuß auf die Monitor Box stellt. Nicht nur weiter südlich war der Ausblick gut, auch nördlich gab es viel zu sehen, präsentierte sie dem Publikum ein gut gefülltes Dekolleté, bei dem man befürchten musste, dass es sich bei jeder Bewegung selbstständig machen würde. Aber genug zu Äußerlichkeiten. Musikalisch waren Delain anfangs durchaus unterhaltsam und abwechslungsreich. Die Musikerinnen und Musiker sorgten für gute Stimmung und legten eine ordentliche Show ab. Auch beim Publikum stieß ihre Show auf großen Anklang. Es wurde lauthals mitgesungen und applaudiert bis die Ohren dröhnten. Mit der Zeit verlor die Band allerdings etwas von ihrem Zauber und mutierten gefühlt zu einer von vielen Bands, die sich dem düsteren Rock verschrieben haben. Auch bei der Performance gab es nichts Neues mehr zu entdecken. Charlotte lief ihren gewohnten Weg von der einen Seite der Bühne zur anderen, stellte jedes Mal aufs Neue ihr Bein auf einen der Monitore, damit auch die letzte Reihe freie Sicht hatte und bangte ein bisschen mit. Was anfangs noch spannend wirkte, wurde im Verlauf des Konzerts eine eher fade Angelegenheit, die nicht mit ihren Mitstreitern mithalten konnte.

Setliste:

  • Hands of Gold
  • Suckerpunch
  • The Glory and the Scum
  • Get the Devil Out of Me
  • Pendulum
  • Army of Dolls
  • The Hurricane
  • April Rain
  • Here Come the Vultures
  • Fire with Fire
  • Danse Macabre
  • Sleepwalkers Dream
  • Stay Forever
  • The Gathering
  • Pristine
  • Mother Machine (Zugabe)
  • Don't Let Go (Zugabe)
  • We Are the Others (Zugabe)

 

Text: Conny Pläsken