Eine Legende on Tour – Udo Dirkschneider

Es sind mehr als nur ein paar Jahre vergangen seit Udo Dirkschneider die berühmte deutsche Heavy-Metal Band Accept verlassen hat. Seitdem ist er mit seiner eigenen Band U.D.O. unterwegs, die sich demselben Genre widmet. Nach jahrelangen Konzert-Touren, auf denen regelmäßig neben den U.D.O. Songs auch Accept Klassiker gespielt wurden, hat Udo Dirkschneider nun die Schnauze voll und kündigte vor Tourbeginn an, dass dies die letzte Tour sein werde, auf der er Accept Songs spielen wird. Dieser bedauerliche, aber gleichzeitig nachvollziehbare Umstand war wohl mit dafür verantwortlich, dass große Teile der Tour fast ausverkauft waren. Am 31. März machten U.D.O., die für diese spezielle Tour unter dem Namen Dirkschneider auftraten, auch im Backstage Werk in München Halt. Mit dabei waren Palace und Anvil.

Palace
Pünktlich um 19 Uhr startete der Opener-Act Palace, der seine Wurzeln in Speyer hat. Der Sound war von Anfang an so bombastisch, dass einem schier die Ohren wegflogen. Der Bass war jedoch etwas zu laut, sodass die Stimme des Sängers während der ersten Songs etwas unterging. Palace legten eine klassische Heavy-Metal-Show hin. Zwischen schnellen und majästetischen Gitarren Klängen ertönen auch melodische und Mid-Tempo Passagen, die durchaus zum Kopfnicken animierten. Das Münchner Publikum war an diesem Abend möglicherweise vom Arbeitstag oder anderen Verpflichtungen noch etwas erschöpft, da trotz guter Musik die Stimmung im Werk fehlte. Das metallische Gefolge stand eher festgewachsen herum, anstatt ein bisschen das Haupthaar zu schwingen. Dieser Umstand könnte möglicherweise auch dem etwas höheren Altersdurchschnitt zuzuschreiben sein. An Palace lag es sicherlich nicht, denn dank den vier Herren waren die Lungenflügel so richtig in Wallung gekommen!

Anvil
Vor Beginn der Urgesteine rund um Steve „Lips“ Kudlow füllt sich das Werk sichtbar. Mittlerweile war es ja auch schon kurz vor 20 Uhr, da müssten sich auch die letzten Besucher von ihrer Arbeit losgerissen haben. Auch Anvil legten pünktlich mit voller Power los – leider benötigte auch hier das Publikum wohl eine längere Aufwärmphase, da nur ein paar wenige Köpfe nickend zu sehen waren. Stimmgewaltig fegten die Alt-Heavy-Metaller über die Bühne und ließen Old School wie New School Herzen wahrlich höher schlagen. Ein besonderes Highlight des Auftritts war, als der Sänger einen Vibrator zückte und ein nennen wir es mal vibrierendes Solo hinlegte. Zu solch einem anregenden Spiel ist sicherlich nicht jeder Gitarrist imstande! Schlussendlich taute das Publikum glücklicherweise etwas mehr auf und zelebrierte die Hymne “Metal on Metal“ fröhlich mit. Da durfte eine ordentliche Portion Applaus natürlich nicht fehlen. Die Aufforderung nach einer Zugabe konnte leider nicht mehr erfüllt werden, da der Zeitslot der Band bereits ausgereizt war. Aber seien wir mal ehrlich: Der Großteil des Publikums war hauptsächlich wegen Dirkschneider da, weshalb also noch länger Vorbands spielen lassen?

Dirkschneider
Als nach einer längeren Umbaupause das Licht ausging und sich Dirkschneider endlich ankündigte, wurde es im übervollen Werk still. Man konnte bereits Silhouetten der Musiker wahrnehmen, als grelle blaue Scheinwerfer gefolgt von hellem blinkendem Licht die Show eröffneten. Fast schon heroisch kam Udo selbst auf die Bühne, womit der ganze Spaß begann! Es war, als wäre das gesamte Publikum plötzlich aufgetaut, da es in Jubelgeschrei ausbrach, was ihm zuvor kaum zuzutrauen war. Der Großteil war wie vermutet nur wegen Dirkschneider da, was unter den Umständen, dass es nach diesem Abend keinen Udo Dirkschneider und Accept Songs an einem Konzert gemeinsam mehr geben wird, durchaus nachvollziehbar! Doch wieder zum Konzert zurück. Eigentlich braucht man nicht viele Worte, um den Abend zu beschreiben: Unglaublich, oberaffengeil oder gigantisch reichen da völlig aus! Musikalisch reiht sich ein Highlight und ein Klassiker an den anderen, sodass die Begeisterungsstürme kaum abrissen. So verdammt geil die Songs und die Band auch sind, dementsprechend heisser wurde es von Minute zu Minute im Werk. Man vergaß völlig, dass noch März war. Trotz gefühlten 50 Grad und von der Decke tropfendem Schweiß ließ sich das metallische Publikum vom Genuss der Musik nicht abhalten. Zwischen den Songs gab es klassischerweise kurze Breaks, in denen die einzelnen Mitglieder der Band ihr Können unter Beweis stellen konnten und auch dafür tosenden Applaus ernteten. Anschließend wurde es dafür mit Hits wie “Princess of the Dawn“, “Restless and Wild“ und “Midnight Highway“ belohnt. Neben der musikalischen Hammer-Show ist auch die ausgeklügelte Lichtshow zu erwähnen, die den gesamten Auftritt perfekt untermalt hatte. Als Zugabe legten die Männer rund um Udo unter anderem “Metal Heart“ drauf, das von einem saftigen Gitarrensolo auf einer mehr als erwähnenswerten, geilen Zebra-Gitarre zum Besten gegeben wurde. Von der Wucht des Songs und dem Feeling, das im Werk in der Luft lag ganz zu schweigen! Bei „Fasst as a Shark“ legten sich die Gitarristen noch einmal gewaltig ins Zeug und begeisterten mit einem synchron gespielten Solo, das nicht von schlechten Eltern war. Natürlich durfte auch der Klassiker „Balls to the Wall“ nicht fehlen, wofür das Publikum seine letzten Reservern mobilisierte und alles gab. Dieser Konzertabend war ein einzigartiges Meisterwerk mit einem Metal-Giganten am Mikro, welcher schon jetzt in die Geschichte eingeht. Es bleibt nur noch zu sagen: Fucking damn geiler Abend, bei dem man froh und stolz sein darf, dabei gewesen zu sein.

Text: Conny Pläsken

Toursetlist Dirkschneider:

  • Starlight (Accept)
  • Living for Tonight (Accept)
  • Flash Rockin‘ Man (Accept)
  • London Leatherboys (Accept)
  • Midnight Mover (Accept)
  • Breaker (Accept)
  • Head Over Heels (Accept)
  • Neon Nights (Accept)
  • Princess of the Dawn (Accept)
  • Winterdreams (Accept)
  • Restless and Wild (Accept)
  • Son of a Bitch (Accept)
  • Up to the Limit (Accept)
  • Wrong is Right (Accept)
  • Midnight Highway (Accept)
  • Turn Me On (Accept)
  • Screaming for a Love-Bite (Accept)
  • Monsterman (Accept)
  • Losers and Winners (Accept)
  • TV War (Accept)
  • Metal Heart (Accept) (Zugabe)
  • I’m a Rebel (Accept) (Zugabe)
  • Fast as a Shark (Accept) (Zugabe)
  • Balls tot he Wall (Accept) (Zugabe)
  • Burning (Zugabe)


Alle weiteren Shows der „Back To The Roots“-Tour 2016:

Special Guest: ANVIL
Support: PALACE (11. März - 7. April)

Apr 01, 2016 D-Burglengenfeld - VAZ
Apr 02, 2016 D-Memmingen - Kaminwerk
Apr 03, 2016 CH-Pratteln - Z7
Apr 05, 2016 E-Madrid - La Riviera
Apr 06, 2016 E-Pamplona - Sala Totem
Apr 07, 2016 E-Barcelona - Razzmatazz 2


Support: BURNING ROME (9. bis 12. April)

Apr 09, 2016 I-Brescia - Circolo Colony
Apr 12, 2016 NL-Tilburg - Dudok


Support: I.C.O.N (13. - 19. April)

Apr 13, 2016 GB-Manchester - Academy
Apr 14, 2016 GB-Newcastle - Riverside
Apr 15, 2016 GB-Sheffield - The Corporation
Apr 16, 2016 GB-Buckley - Tivoli
Apr 17, 2016 GB-Norwich - Waterfront
Apr 19, 2016 GB-London - O2 Academy Islington


Support: DYING GORGEOUS LIES (21. bis 24. April)

Apr 21, 2016 D-Hamburg - Markthalle
Apr 22, 2016 D-Heidelberg - Halle 02
Apr 23, 2016 D-Geiselwind - Music Hall
Apr 24, 2016 D-Berlin - Postbahnhof