Dark Easter Metal Meeting 2016 - Der Osterhase auf der Suche nach seinen schwarzen Eiern

Mit dem diesjährigen Dark Easter Metal Meeting kann die Veranstaltungsreihe ein kleines, aber erwähnenswertes Jubiläum feiern: Seit 2012, also nunmehr fünf Jahren, verwandelt sich das Backstage jedes Jahr am Ostersonntag in eine Anlaufstelle für Anhänger des Black-/Dark-/Death- und Doom-Metals. Von anfangs rund 400 Besuchern, die sich alle im Werk tummelten, wuchs das Dark Easter Metal Meeting über die Zeit auf drei Locations (Werk, Halle und Club) im Backstage an und war 2015 sogar ausverkauft. Der Erfolg der Veranstaltung in dieser relativ kurzen Zeit ist wirklich nicht zu verachten. 2016 lief der Kartenvorverkauf zwar nicht so reibungslos an wie im Vorjahr, war aber dennoch nicht zu verachten. Zusätzlich zu den Konzerthallen gab es 2016 erstmals zwei Imbissstände, was die lange Warterei durchaus entzerrte und einen kleinen Metalmarkt, der zum Stöbern einlud. Das Line-Up setzte sich aus folgenden Bands zusammen:

MY DYING BRIDE + ROTTING CHRIST + GOD DETHRONED + DORNENREICH + BÖLZER + MGŁA + EREB ALTOR + ROOT + SEAR BLISS + THE VISION BLEAK + SAILLE + OPHIS + OUTRE + VELNIAS + AETHERNAEUM + COMMANDER + EWIGEIS

Die heiligen Pforten des Backstage öffneten sich bereits um 14 Uhr, um die Düsternis in all ihrer Variation den ganzen Tag lang zu zelebrieren. Leider war mir (und nicht nur mir) diese Uhrzeit zu früh, weshalb ich mich etwas später auf den Weg machte.

The Vision Bleak (Halle)
Pünktlich zu Beginn der deutschen Dark-Metaller von The Vision Bleak stand ich allerdings auf der Matte und musste feststellen, dass das Backstage im Vorjahr um diese Uhrzeit deutlich voller war. Aber nun zum Konzert: The Vision Bleak legten mit ihrem 40-minütigen Auftritt los und fokussierten sich auf ihr aktuelles Album „The Unknown“, das im Vorjahr erschienen ist. Die Akzeptanz seitens des Publikums war dabei recht unterschiedlich, was allerdings an den unterschiedlichen Stilen der neuen Songs liegen könnte. Trotz der neuen Einflüsse hat The Vision Bleak mittlerweile etwas an ihrem Zauber verloren, weshalb sie auf CD fast mehr überzeugen als live. Die Show und ihr Auftreten waren lediglich mittelmäßig und versetzten einen nicht in die mystische Ekstase, die zu erwarten gewesen wäre.

Bölzer (Werk)
Weiter ging es mit etwas Black-/Death-Metal aus der Schweiz: Bölzer. Für die Band war es der allererste Auftritt in München, weshalb der ein oder andere Fan besonders aufgeregt sein durfte. Dieser Umstand erklärte auch, warum sich das Werk kurz vor Beginn wie von Zauberhand füllte. Mit etwas Verspätung starteten auch Bölzer in den schwarzen Vorabend. Mithilfe von blauem Licht, Nebelschwaden und etwas zu viel Weihrauch wurde der Auftritt der schweizer One-Man-Show (eigentlich gab es auch einen Drummer, der allerdings innerhalb des Nebels verschwand) ausgeschmückt. Eindrucksvoll und gleichzeitig etwas abgedroschen gab die Band Song für Song zum Besten. Dabei bewegte sich Sänger Okoi Thierry Jones alias KzR gefühlt keinen Zentimeter. Im Gedächtnis blieb besonders der eigenwillige, aber passende Gesang, der sich aus einer Mischung von Growls und etwas unangenehmen, völlig außerhalb des Taktes befindlichen Sprech-Gesang-Gejaule zusammensetzte. Für einige mag das andächtig und trve wirken, für andere etwas zu puristisch und mit der Zeit ermüdend. Dennoch stieß die Band beim Publikum durchaus auf Anklang, weshalb Bölzer mehr als nur ein wenig Applaus ernteten.

Root (Halle)
Für etwas Abwechslung sorgten im Anschluss die Tschechen von Root, die eher dem Black-/Dark-Metal zuzuordnen sind. Im Gegensatz zu ihren Vorgängern fuhren die Tschechen ein ansehnliches optisches Repertoire auf. Lange, wallende Kutten und ein düster verzierter Gehstock, mit dem zuweilen in der Luft herumgefuchtelt wurde, verhalfen zu einem gar sakralen Gesamtbild. Schon allein daran war zu bemerken, dass es sich hierbei und eine der großen Black-Metal Bands aus Osteuropa handelt. Musikalisch boten sie eingängige, schwere Melodien, die sich passend in den Gesamteindruck fügten. Insgesamt ein wirklich gelungener Auftritt der Band, der allerdings an der einen oder anderen Stelle etwas mehr Abwechslung vertragen hätte können.

God Dethroned (Werk)
Nachdem sich die bisherigen Auftritte sehr an düsteren Klängen orientiert hatten, wurde es mit God Dethorned anschließend deutlich härter. Die niederländischen Death-Metaller brachten im Vergleich zur vorherigen Band im Werk deutlich mehr Bewegung auf die Bühne. Zusätzlich war das Bühnenbild mit zwei umgedrehten Kreuzen versehen, was ihrer Kulisse den Feinschliff verpasste. Das Publikum, das übrigens zahlreich das Werk bevölkerte, ließ sich von Anfang an von der Stimmung mitreissen und zeigte deutlich, dass ihnen die härteren Klänge gefielen. Abwechslung boten God Dethroned zwischendurch durch Mid-Tempo Passagen, die ihren speziellen Sound harmonisch abrundeten und auffallend zum Headbangen animierten. Insgesamt also ein wirklich gelungenes Konzert, das entsprechenden Jubel vom Publikum ernten konnte.

Dornenreich (Halle)
Weiter ging es in der Halle mit einem österreichischem Folk-Black-Metal Klassiker, der mittlerweile sein 20-jähriges Jubiläum zu zelebrieren hat: Dornenreich. Eingefleischte Fans der Band wissen, dass Dornenreich in der Vergangenheit neben normalen Konzerten zwischendurch gerne auch die ein oder andere Akustik-Tour zum Besten gegeben hatten. Um auch bei diesem Auftritt, der bedeutend kürzer ausfiel als bei normalen Konzerten, das Beste aus ihrem Repertoire wiederzugeben, starteten sie direkt mit der Akustiknummer „Drang“. Einerseits war es mehr als erfreulich, dass der Anfang so sanft und andächtig gestaltet wurde, allerdings war anschließend nochmals eine kurze Umbaupause nötig, die verhältnismäßig aufwändig war. Das Publikum störte dies allerdings nicht weiter, da sie dem ersten Song eine ordentliche Portion Applaus schenkte. Nach der Pause spielten Dornenreich ihre gewohnten Klassiker, zu denen u.a. „Flammenmensch“ gehörte. Trotz etwaiger Sound-Unannehmlichkeiten, die nicht den Bandmitgliedern zuzuschreiben waren, meisterten sie ihr 50-minütiges Set gut und sorgten für viel Jubel und Begeisterung vor der Bühne.

Rotting Christ (Werk)
Die nächste Band war definitiv ein Highlight des Abends und das nicht nur, weil sie 2010 das letzte Mal in München auf der Bühne stand. Die Griechen von Rotting Christ fingen pünktlich auf der Hauptbühne, die mit passenden Bühnenbildern verziert wurde, zu spielen an. Das Publikum wurde von Anfang an von der schweren und kraftvollen Musik der Black-Metaller mitgerissen. Rotting Christ lieferten genau das ab, was man von ihnen erwartet hatte: eine eindrucksvolle Show, die von einer fesselnden musikalischen Darbietung begleitet wurde. Da war es wenig verwunderlich, dass die anwesenden Metaller voll dabei waren und ihre Begeisterung nicht nur sichtbar, sondern auch spürbar war. Mit dem Auftritt von Rotting Christ erreichte dieser Tag ein neues Level, was spätestens jetzt deutlich machte, dass die diesjährige Veranstaltung nicht mit der Qualität und dem Erfolg im Vorjahr mithalten konnte. Erst jetzt konnte dieses gewisse Feeling, das sonst beim Dark Easter Metal Meeting in der Luft lag, transportiert werden, was sehr bedauerlich war, da Rotting Christ bereits die vorletzte Band im Werk war.

My Dying Bride (Werk)
Den Abschluss im Werk machten My Dying Bride, die berühmten Doom-Deather aus England. Ihnen wurde keine leichte Aufgabe zuteil, da sie an das Niveau, das Rotting Christ zuvor im Werk bewiesen hatte, anknüpfen mussten. Trotz ihrer Bekanntheit keine leichte Sache, da nach einer Fuhre Death-Metal ein etwas schwermütigerer Doom eine schwierige Ausgangslage hat. Dies war anfangs auch merklich spürbar, ließ sich das Publikum etwas träge auf die düsteren Klänge ein. Von Aufgeben war allerdings keine Rede. Ganz im Gegenteil, My Dying Bride ließ sich nicht unterkriegen und bekam das Publikum doch noch auf ihre Seite. Klassische Songs wie „My Body, A Funeral“ oder „She Is The Dark“ versetzten das Werk schlussendlich doch in eine träumerische Schwermütigkeit. Zurecht haben die Engländer ihren Platz als Headliner ergattert, schafft es doch nicht jede Band am Ende eines sehr abwechslungsreichen Tages diese Menge an Menschen in eine doomige Stimmung zu bringen, ohne dass es in Langeweile ausartet. Ein gelungener Ausklang auf der Hauptbühne also!

Wie bereits erwähnt zeigte sich das Dark Easter Metal Meeting in diesem Jahr etwas schwächer als gewohnt. Positiv hervorgehoben werden können vereinzelte Auftritte am Nachmittag und definitiv das Ende des Abends, der Rest wäre allerdings durchaus austauschbar gewesen, was möglicherweise die durchwachsene Zahl an Gästen erklären würde. Damit soll allerdings nicht der Sinn und die Daseinsberechtigung der Veranstaltung gemindert werden, da das Dark Easter Metal Meeting sich zu einem hervorstechendem Event etabliert hat, das aus der Münchner Metal-Szene nicht mehr wegzudenken ist. Kritik könnte weiter noch am Preis der Abendkasse geübt werden, da der stolze Eintrittspreis von 50 € mittlerweile zu einer kleinen Hürde für die ein oder andere Person geworden sein könnte. Dennoch war der Tag und Abend kein Reinfall, da ein paar Konzerte sehr positiv im Gedächtnis blieben. Bleibt für 2017 zu hoffen, dass die Veranstalter einen ähnlichen Erfolg verzeichnen können wie bereits 2015.

Text: Conny Pläsken