Beyond the Black auf „Lost in Forever“ Tour 2017 - Nachbericht München

Da eine Tour manchmal einfach nicht ausreicht, hatten sich die deutschen Durchstarter von Beyond the Black wohl gedacht es könnte nicht schaden, eine zweite Runde nachzulegen. Aus diesem Grund touren die Symphonic Metaller fast 2 Jahre nach Erscheinen ihres aktuellen Albums wiederholt und besuchten dabei erneut das Backstage Werk in München. Als Support waren dabei Kobra and the Lotus und Beast in Black mit von der Partie.

Beast in Black

Während die offizielle Information Beginn um 8 Uhr war, erschien eine halbe Stunde früher etwas aus dem Nichts der Drummer von Beast in Black auf der Bühne, welchem seine Bandkollegen sogleich folgten und etwas unverhofft begannen. Aber wie es eben um halb 8 Uhr abends so ist, hatte das Werk noch keine große Besucherzahl zu verzeichnen, weshalb die Finnen vor einer eher lauen Menschenmenge performen mussten. Vielleicht war es auch besser so, denn auf diese Weise blieb einem Großteil der eher schauderhafte erste Act erspart. Die Band, die vom Ex-Gitarristen von Battle Beast ins Leben gerufen wurde, hat sich dem Power Metal mit Symphonic Einflüssen verschrieben und nimmt diese Richtung wohl etwas zu ernst. Klischeehaft von der ersten bis zur letzten Sekunde präsentierten sie sich - egal ob es um ihre Musik oder ihre Show ging. Flache und wenig einfallsreiche Melodien gepaart mit ebenbürtigen Texten und fast schon zu vorhersehbaren Keyboardpassagen jagten Song für Song. Natürlich durfte dabei übertriebenes Gepose über die gesamte Show hinweg nicht fehlen. Untermalt wurde das Ganze dann noch von hohem, heroischen Gesang, wobei hier die Töne bei weitem nicht treffsicher waren. Insgesamt fehlte es sowohl etwas an Charakter als auch an Einfallsreichtum. Dafür könnte es gerne eine ganze Spur weniger dick auftragen sein, da so das eigentliche Talent der Musiker zu sehr überschattet wurde. 

Kobra and the Lotus

Im Anschluss ging es mit den Kanadiern von Kobra and the Lotus weiter, die sogleich eine ungemeine Wohltat für die Ohren waren. Kobra und ihre Männer haben einfach ein Talent dafür, jegliche Konzerthallen zum Beben zu bringen, was nicht allein auf das Konto ihres basslastigen Sounds geht. Zum einen hat die Band diesen einzigartigen Sound, der mit Elementen des klassischen Heavy Metals und gleichzeitig von etwas orientalische Einflüssen geprägt ist und somit unglaublichen Wiedererkennungswert hat. Eintönig sind sie dabei keinesfalls, denn sie spielen mit einer Präzision wie auch Leidenschaft, die an keinem der Besucher spurlos vorbeizog. Zum anderen hat die Band eine unverwechselbare Stärke, nämlich ihre Sängerin Kobra Paige. Die Frontfrau mit dem goldenen Haar und einer Stimme, für die sie sicher viele beneiden, passt zur Musik einfach wie die Faust aufs Auge. Mit ihrer Röhre, der nach oben keine Grenzen gesetzt sind, begeisterte sie auf ganzer Linie und riss die Mengen vollends mit sich. Dass sie dabei auch noch eine verdammt gute Figur abgibt und immer wieder aufs Neue mit ausgefallenen Bühnenoutfits glänzt, ist nur noch das i-Tüpfelchen zum Glück. Female-fronted Metal 1. Klasse! Ein durch und durch perfekter Auftritt der Kanadier, der wieder einmal zeigt, dass man noch viel von dieser Band hören wird.

Beyond the Black

Abgerundet wurde der Abend schlussendlich von den Headlinern Beyond the Black, die sehnsüchtig von ihren Fans erwartet wurden. Klassisch und nicht anders zu erwarten tischten die Deutschen als ersten Song den Titeltrack ihres aktuellen Albums „Lost in Forever“ auf, der schon zu Beginn lautstarke Jubelchöre auslöste. Dass die Band ihre Auftritte mittlerweile schon perfektionieren konnte, ist dabei kein Wunder. Bereits 2016 waren sie mit diesem Album auf Tour und haben die Setliste lediglich um ein paar wenige neuere Tracks erweitert, die auf der neueren Version des Albums enthalten sind. Gerade deshalb wäre es schön gewesen, wenn sie für etwas Abwechslung beispielsweise beim Bühnenbild oder dem Outfit ihrer Frontfrau Jennifer Haben gesorgt hätten. Musikalisch hat sich die Band inzwischen gut aufeinander abgestimmt und überzeugte somit live durch und durch mit starken und zugleich voluminösen Melodien, die von Jennys sanfter und doch kräftiger Stimme getragen wurden. Dabei schafften sie es, dass man sich regelmäßig mitten in den Soundtrack von Fluch der Karibik oder ähnlichen Filmen versetzt fühlte. Ausbaufähig sind hingegen Jennys Ansagen, die noch immer weniger durchdacht und eher unbeholfen wirkten. Auch die Interaktion zwischen den Bandmitgliedern ist noch ausbaufähig, da hier jeder eher für sich seine Show durchzog und zwischendurch mehr gewollt als spontan gemeinsam gepost wurde. Lichttechnisch sind die Mannheimer dafür ganz weit vorne, denn kaum eine Band kann unter derart perfekt abgestimmten Lichtverhältnissen performen wie Beyond the Black. Genau das trägt noch zusätzlich dazu bei, dass die Symphonic Metaller für ohrenbetäubenden Jubel sorgten, der auch völlig verdient war. Eine tolle Show, die hoffentlich beim nächsten Mal mit einem neuen Album stattfinden wird.

Text: Conny Pläsken