Berserker Tour 2019 – Amon Amarth, Arch Enemy und Hypocrisy in München

Nachdem man Amon Amarth zuletzt eher auf Festivals als auf Konzerten zu Gesicht bekommen hat, war es wieder an der Zeit für eine Europa Tournee. Ganz im Zeichen ihres neuen Albums „Berserker“ fanden sich die Melodic Death Metaller am 15. November im restlos ausverkauften Zenith in München ein und brachten mit Arch Enemy und Hypocrisy zwei große Namen mit, die diesen Abend durchaus interessant machten.

Grundsätzlich gibt es bei Konzerten dieser Größenordnung immer klare Vor- und Nachteile. Ein Vorteil ist, dass man nicht ewig auf die Hauptacts warten muss, da im Grunde jede der Bands ein Headliner für sich ist. Ein deutlicher Nachteil ist jedoch, dass dann genau eine Band wie Hypocrisy 30 Minuten Spielzeit zugeschrieben bekommt, was nicht nur absurd klingt, sondern auch ist. Nichtsdestotrotz machten die Death Metaller das beste aus der Situation und knüppelten eine halbe Stunde lang vor sich hin. Vielleicht war es die Uhrzeit, die Spieldauer oder es war einfach nicht ihr Tag – Hypocrisy lieferten jedenfalls nicht so ab, wie man es von ihnen gewohnt war. Der Funke wollte dieses Mal einfach nicht überspringen.
Dieses Phänomen übertrug sich glücklicherweise nicht auf Arch Enemy, die wie immer eine astreine Show ablieferten. Nachdem ihr aktuelles Album „Will to Power“ schon allseits bekannt ist, konzentrierten sich die Musiker dieses Mal intensiver auf eine ausgewogene Setlist, die in gewohnter Perfektion von Alissa und Konsorten zum Besten gegeben wurde. Dieses Mal im Fledermaus-Gewand unterwegs hüpfte die blauhaarige Sängerin motiviert auf der Bühne umher und sorgte sicherlich bei einigen Fotografen für wunde Finger. Auch wenn sich ihre Posen und Moves grundsätzlich von Show zu Show wiederholen, präsentiert sie sich immer wieder aufs Neue als Entertainment-Profi, der die grölende Menge voll im Griff hat. Dazu die pointierten musikalischen Ausführungen von Amott und Co. – und fertig ist ein weiteres Meisterstück der Schweden.
Schwedisch sollte auch der Rest des Abends werden: Nach über 30 Minuten Umbaupause wurde endlich das überdimensionale Berserker-Banner gelüftet und Amon Amarth eroberten im Sturm die Bühne. Ganz und gar ungewohnt war es, einmal NICHT „The Pursuit of Vikings“ als ersten Song zu hören, wurde das doch in den letzten Jahren fast zu ihrem Markenzeichen, auf das man sich verlassen konnte. Doch Veränderung hat grundsätzlich noch nie geschadet, weshalb auch „Raven’s Flight“ unter Jubel vom Publikum angenommen wurde. Insgesamt zeigten die Schweden, dass sie richtig Bock auf diese Tour haben, weshalb sie ein höchst imposantes Programm aufgefahren haben: Fast die gesamte Bühne wurde von einem riesigen Wikingerhelm mit großen Hörnern verziert, an Feuer sollte es nicht mangeln und zu guter Letzt bekamen die Musiker zwischendurch von einer mystisch-unheimlichen Figur Besuch, die etwas von einem Krampus hatte, der einen Wikinger zum Frühstück verspeist hat. Dass dieses Spektakel von einer grandiosen Show und musikalischen Höchstleistungen untermauert wurde, muss eigentlich gar nicht groß erwähnt werden, denn Amon Amarth liefern immer beste Qualität ab, was dieser imposante Abend im Zenith wieder einmal unter Beweis stellte. Hut ab!

Amon Amarth - Berserker World Tour - Zenith München

Text: Conny Pläsken