Axel Rudi Pell – Game of Sins Tour 2016 - Nachbericht

Mit dem mittlerweile 17. Studioalbum „Game of Sins“ im Gepäck machten sich Axel Rudi Pell und sein Gefolge im Frühjahr 2016 auf dem Weg, um einige Mähnen in Wallung zu bringen. Unglücklicherweise mussten zu Beginn der Tour einige Termine verschoben werden, da Axel selbst an einer Virusgrippe erkrankte. Darunter fiel auch das Konzert in München, welches allerdings bereits am 18. April nachgeholt wurde. München hatte im Vergleich zu Nürnberg direkt Schwein gehabt, da Nürnberg sein Nachholkonzert erst im Herbst bekommt. Mit dabei auf der „Game of Sins Tour“ ist die Band Mob Rules, die aus Wilhelmshaven stammt und sich dem guten alten Power Metal verschrieben hat.

Zu Beginn der Vorband war das Werk im Backstage überraschend gut gefüllt. Der erste Eindruck der Menge bestätigte vorherige Befürchtungen was den Altersdurchschnitt  betraf: 50+ war hier angesagt. Eine Erklärung für dieses Phänomen konnte ich allerdings nicht finden – hat man es doch bei anderen Alt-Heavy Metal Bands auch mit einem gemischteren Publikum zu tun. Bevor ich allerdings zu sehr vom Thema abschweife zurück zur Vorband: Mob Rules legten keine schlechte Performance hin, auch wenn es sich um eine etwas sehr farblose Art von Power Metal handelte. Hervorstechend waren zum einen die außergewöhnliche Stimme des Sängers Klaus Dirks, der einen Song nach dem anderen röhrte, die rote Glitzer-Gitarre, die jeden Glam-Metaller zutiefst eifersüchtig gemacht hätte und zum anderen – und das war wohl DER Hingucker überhaupt – die ungewöhnliche Haarpracht des Keyboarders Jan Christian Halfbrodt. Das war die dichteste, lockigste, wallendste Mähne, die ich jemals gesehen habe. Imaginäre Vergleiche mit einem Wischmop ließen sich bei diesem Anblick schier nicht vermeiden (ob es wohl Zufall ist, dass die Band Mob Rules heißt?!). Da war es wenig verwunderlich, dass der Fokus bei der Vorband nicht immer auf der Musik lag. Mit der Zeit bekam man sogar latentes Mitleid mit Mob Rules, da die 6-köpfige Band vermeintliche Platzeinbußen hatten, da die Hälfte der Bühne für Axel Rudi Pell abgehängt war. Da sollte man eigentlich meinen können, dass die Band besonders für die ersten besonders gut sichtbar war, wenn sie sich kaum bewegen konnte. Warum dennoch ein Herr aus dem Publikum in der sechsten Reihe mit einem Fernglas die Männer auf der Bühne verfolgte weiß niemand. Vielleicht hätten wir ihn fragen sollen… Insgesamt war der Auftritt der deutschen Power-Metaller nichts desto trotz ein angenehmer Einstieg in den Abend.

Um 21.20 Uhr ist es dann endlich soweit: Die Hintergrundmusik erlosch, die Bühne erstrahlte in blauem Licht und volksmusikalische Töne erklangen als Intro, bevor der Sänger Johnny Gioeli die Bühne stürmte und das Publikum zu kreischen begann. Auch nach 18 Jahren als Sänger bei der Band hat Gioeli nichts von seiner Wirkung insbesondere auf das weibliche Publikum verloren. Mit sichtlich viel Spaß und Feuer im Arsch rennt er von der einen zur anderen Seite der Bühne und reißt das Publikum mitunter durch seinen Enthusiasmus mit. So sieht wahre Hingabe für den Heavy Metal aus! Geile Stimme und geile Show kann man da nur sagen. Anzukreiden ist allerdings die Länge der Songs, da Saitenhexer Pell es oft etwas zu gut mit der Länge der instrumentalen Parts der Songs gemeint hat. Das Publikum ließ sich scheinbar wenig davon aus der Ruhe bringen, jubelte es ununterbrochen vor sich hin. Ein besonderer Gänsehaut-Moment des Abends war, als Axel Rudi Pell neben den härteren Songs auch eine Ballade raushauten, bei der die Qualitäten eines Johnny Gioeli besonders zum Vorschein kamen. Selten ist ein Metal-Sänger in der Lage so viel Spannung und Emotionen in seine Stimme und seine Gesten zu legen wie er. Da die Band eher weniger für ihre kurzen Songs bekannt ist, durfte unter anderem ein Keyboard Solo untermalt von lilafarbenen Licht nicht fehlen. Beim Titeltrack des neuen Albums „Game of Sins“ ließ sich die Band nicht lumpen und ließen es einmal mehr ordentlich krachen. Nach einem daran anschließenden Drum-Solo, bei dem Bobby Rondinelli ordentlich auf seine Drums eindrosch, wäre es wünschenswert gewesen, wenn Songs wie „Mystica“ nicht unendlich in die Länge gezogen worden wären, da sich dadurch die ein oder andere Müdigkeitserscheinung nicht vermeiden ließ. Zum Schluss gaben Axel Rudi Pell nochmal alles und damit meine ich wirklich alles wenn man daran zurück denkt, dass der Sänger zur Freude der Damen in der ersten Reihe einer Auserwählten einen dicken Kuss aufdrückte. Ein eindrucksvoller, erfolgreicher Abend mit jeder Menge Highlights und einer guten Portion Old School Heavy Metal also!

Text: Conny Pläsken

Setlist:

  • Fire
  • Fool Fool
  • Nasty Reputation / Strong As A Rock
  • Oceans of Time
  • The Clown Is Dead
  • Burning Chains
  • Keyboard Solo / Game of Sins / Drum Solo
  • Mystica
  • Falling Star
  • The Line
  • Edge of the World/Keyboard – Guitar Duel/Call her Princess
  • The Masquerade Ball/Casbah (Zugabe)
  • Rock the Nation (Zugabe)