Under The Red Cloud - Amorphis in München

Seit Anfang März ist die finnische Metal-Größe Amorphis auf großer Europatour mit ihrem neuen Album „Under The Red Cloud“, das im September 2015 bei Nuclear Blast erschienen ist. Mit im Gepäck haben die Finnen die Griechen rund um Poem und die niederländische Band Textures. Das Werk im Münchner Backstage wurde am 08. April eine von vielen Locations der Tour.

Um kurz vor 21 Uhr betraten die Niederländer von Textures die Bühne und konnten einem recht gut gefüllten Werk entgegenblicken. So unterschiedliche der Sound im Vergleich zu den nachfolgenden Amorphis war, so unterschiedlich waren auch die Songs von Textures. Zu Beginn legten sie mit einer Metalcore-Nummer vor, die mehr abgedroschen als einfallsreich war. Kaum hatte man die Band bereits abgeschrieben, schoben sie mit ihrem zweiten Song eine Nummer hinterher, die melodisch anfing und mit eingängigem Geprügel endete. Das Ganze garnierten die Niederländer mit einer Prise Einfallsreichtum, sodass auch Kritiker des Metalcores Gefallen daran fanden. Die Freude über diese Kehrtwende dauerte jedoch nicht lange. Kurz gesagt: Textures schaffte es, eine interessante Mischung aus tollen, vielschichtigen Songs, die durch die emotional aufgeladene Stimme von Daniel de Jongh forciert wurden,  und langweiligen, vorhersehbaren Stücken, die den klassischen Metalcore Stempel aufgedrückt bekommen können, abzuliefern. Wenig verwunderlich also, dass nach dem Auftritt der Band ein sehr zwiegespaltenes Gefühl zurückblieb, das auch lange danach anhielt.

Nach einer Umbaupause, während der das Bühnenbild mit einem übergroßen Cover des aktuellen Albums geschmückt wurde, betraten die Finnen rund um Tomi Joutsen die Bühne, auf der sie bereits sehnsüchtig von ihrem metallischen Publikum erwartet wurden. Passend zum Titel des neuen Albums wurde die Band anfangs noch von gleißendem, rotem Licht umhüllt, welches die Magie der neuen Songs passend unterstrich. Musikalisch überzeugten die Finnen von Anfang an, auch wenn „Under The Red Cloud“, wie bereits seine Vorgänger, unter deutlich sanfteren Klängen ertönt. Obwohl die Finnen auch nach etlichen stilistischen Veränderungen in der Lage sind ihr Publikum zu begeistern, ist es dennoch schade, dass eine einstige eher dem Death-Metal verschriebene Band mittlerweile eher an eine etwas härter klingende Melodic-/Dark-Metal Band erinnern. Trotzdem stürmten Amorphis mit jedem Song die Menge und ernteten eine ordentliche Portion Applaus. Gegen Ende griffen die Finnen in ihre Song-Kiste und ballerten – zur Freude aller Anwesenden – auch noch ein paar ältere, deutlich härtere Stücke heraus und bewiesen damit, dass sie trotz stilistischer Veränderungen immer noch in der Lage sind, zu ihren Wurzeln zurückzukehren. Insgesamt konnte Amorphis mit ihrer vollen Spannweite überzeugen und hinterließ einen begeisterten Metal-Haufen in München.

Text: Conny Pläsken

Setlist:

  • Under The Red Cloud
  • Sacrifice
  • Bad Blood
  • Sky Is Mine
  • The Wanderer
  • On Rich And Poor
  • Drowned Maid
  • Dark Path
  • The Four Wise Ones
  • Silent Waters
  • My Kantele
  • Hopeless Days
  • House of Sleep
  • Death Of a King (Zugabe)
  • Silver Bride (Zugabe)
  • The Smoke (Zugabe)