Nova Rock Festival 2017 – das Burgenland rockt!

Kaum zu glauben, wie schnell ein Jahr tatsächlich vergehen kann… Pünktlich im Juni läuten wieder einmal die Festival Glocken und verschlugen uns ins schöne Burgenland. Es war Nova Rock Zeit! In diesem Jahr konnte das österreichische Rock-Festival einen stolzen Rekord vermelden: Es wurden über 225.000 Tickets verkauft. Darin enthalten waren natürlich auch Tagestickets. Aber dennoch eine stattliche Summe an Tickets, die sich sehen lassen kann. Ein Festival, das unaufhaltsam wächst und in seiner Beliebtheit einfach nicht abreißt. Dementsprechend standen wieder große Namen auf dem Programm wie Linkin Park, System of a Down, Green Day oder Blink 182. Spannende und eindrucksvolle Tage lagen dementsprechend vor uns, auf die wir uns schon sehr freuten!

Mittwoch

Die Sonne schien, die Laune war in Hochform – was soll da noch schiefgehen? Richtig, nichts! Der erste Tag des Festivals stand unter besten Voraussetzungen und begann ohne weitere Vorkommnisse bei strahlendem Sonnenschein und jeder Menge Staub.

Airbourne

Für uns startete das Festival mit Airbourne auf der Blue Stage. Eine ansehnliche Menge an Festivalbesuchern hatte – trotz des strahlenden Sonnenscheins, der gerne zu sinnloser Trinkerei irgendwo im nirgendwo verführt – ihren Weg zur Bühne gefunden. Pünktlich hauten die Australier in die Saiten und zogen ihr Hard Rock Programm durch. Starke Parallelen zu einschlägigen Bands, die unter vier Buchstaben bekannt sind, sind nicht zu leugnen. Die Ähnlichkeiten des Sounds sind einfach unüberhörbar. Ob es daran lag oder dass es sich bei diesem Sound um eine eher fade 0815 Hard Rock Nummer handelte, die keinerlei aus dem anderen Brei herausstach, oder ob es andere Gründe dafür gab – lediglich ein geringer Teil des Publikums ließ sich so richtig in Fahrt bringen und bejubelte Airbourne. Unter Stimmungskanonen stellt man sich durchaus etwas anderes vor… Definitiv ausbaufähig.

Steel Panther

Stilecht wie eh und je betraten die Glam Metaller aus den USA als fünfte Band des Festivals die Blue Stage und fanden eine ordentlich jubelnde Menge an Fans vor. Die Stimmung war für diese verhältnismäßig frühe Zeit unglaublich aufgeheizt, was sicherlich nicht nur am Bilderbuch-Wetter lag. Einige der Anwesenden hatten sich – wie sollte es auch anders sein – angemessen in Schale geworfen und erwarteten ihre Vorbilder standesgemäß. Die Männer ließen auch nicht lange auf sich warten und hatten ihre allbekannte Setliste am Start, bei der keine Wünsche offen blieben. Natürlich durften klassische Sprüche der Band nicht fehlen… Dementsprechend forderten sie das weibliche Publikum – wie sonst auch – dazu auf, ihr Oberteil zu lüften und ihre Brüste zu enblößen und am besten nicht nur in Richtung der Band, sondern auch zum Publikum, so dass alle doch was davon haben. Dieses Mal schlugen sie auch vor, dass die Frauen doch ihre Finger in bestimmte Regionen einführen könnten („put finger in your vagina“). Wer an dieser Stelle der Meinung ist, dass das zu weit geht, der irrt, denn die Menge jubelte und grölte! Und natürlich sind die österreichischen Frauen die schönsten überhaupt und Nova Rock ist das beste Festival der Welt… Danke Steel Panther, mal ganz was Neues ;-) Insgesamt auf jeden Fall ein gelungener Auftritt, der für das zu erwartende Amüsement sorgte und die ein oder anderen Brüste zum Vorschein brachte.

Five Finger Death Punch

Mittlerweile ist die Sonne langsam den Horizont hinunter gekrochen und die Luft kühlte gemächlich ab. Umso größer wurde wohl das Bedürfnis der Festivalbesucher, sich gegenseitig zu wärmen, da es selbst am Rand der Bühne unglaublich eng und voll wurde, so dass man nur mit Glück noch Ausschnitte der Band zu Gesicht bekam. Ein großes Fragezeichen schwebte ja über dem Auftritt der Kalifornier, da die Gerüchteküche hinsichtlich der Sänger-Lage förmlich überkochte. To Moody or not to Moody – das war hier die Frage… Würde Ivan Moody wieder mit der Band auftreten? Die Frage konnte sich recht schnell klären lassen: Ivan Moody scheint draußen zu sein, denn auf der Bühne erschien der Sänger nicht. Stattdessen nahm Tommy Vext erneut die Sänger-Rolle ein. Erklärungen gab es nicht großartig. Moody solle sich nicht so wohl fühlen, weswegen Vext den Platz beim Festival einnahm. Eine doch eher flache Erklärung für ein komplexes Thema. Aber nun gut, Details dazu werden sicherlich in den kommenden Tagen bzw. Wochen öffentlich. In gewohnter Manier schmetterten 5FDP einen Kassenschlager nach dem anderen ihren Fans um die Ohren, die sichtlich in Begeisterungsstürme für die eigentlich etwas eintönigen Alternative Metaller ausbrachen. Schnell bildete sich nicht nur ein Circle Pit, sondern quer verteilt über die Menge wohl einige gleichzeitig, weswegen enorm viel Staub aufgewirbelt wurde und man mit Glück noch auf die Bühne sehen geschweige denn atmen konnte. Ihre Wirkung haben die Amis definitiv nicht verfehlt und eine ansehnliche Menge glücklich gemacht. Bleibt nur spannend, wie das Sänger-Drama weitergeht…

 Linkin Park

Chester Bennington wird „jedem in seine scheiß Fresse hauen“, der seiner Band Kommerz vorwirft. Damit sorgte der Linkin Park Sänger vor gut einem Monat für die ein oder andere Schlagzeile und wehrte sich damit gegen etliche Vorwürfe, die Band würde sich zu sehr dem derzeitigen Musiktrend und Mainstream anpassen und von ihrem ursprünglichen Stil abweichen. Abwehrversuche oder die Wahrheit? Der Auftritt auf dem Nova Rock würde hoffentlich etwas Klarheit in die Thematik bringen. Gespannt warteten wir mit unzähligen weiteren Fans vor der Blue Stage auf die Band. Anders als erwartet rockten die Amis nicht ab, sondern ließen gleich zu Beginn befremdliche Chart-ähnliche Töne erklingen, die ganz und gar nicht an Linkin Park erinnerten. Das musste wohl vom neuen Album sein, dem im Allgemeinen nichts Gutes nachgesagt wurde. Nichtsdestotrotz feierte ein Großteil der Anwesenden den musikalischen Start der Band und sangen mit was da Zeug hielt. Von einem negativen Image der Band war hier inmitten der Menge wenig zu spüren. Dennoch war gefühlt die erste Hälfte der Setlist alles andere, als was man sonst von Linkin Park gewohnt war. Techno-Pop mit ein paar laschen Gitarrenklängen. Das wars. Die breite Masse schien damit allerdings weniger ein Problem zu haben. Eingefleischte Linkin Park Fans konnten trotzdem ihren Augen und Ohren kaum glauben. In was für eine Richtung hatte sich die Band „weiterentwickelt“? Eine fragwürdige wenn man mich fragt… Gegen Ende wurden dann aber endlich die Klassiker ausgepackt, die dann sicherlich auch die Übrigen zufriedengestellt haben. Insgesamt haben die Nu Metaller eine wirklich gute Performance hingelegt, die sich sehen lassen konnte, auch wenn musikalisch viel Fragwürdiges dabei war. Insgesamt kamen also alte wie auch neue Fans bei dem Auftritt auf ihre Kosten.

Donnerstag

Der zweite Festival Tag auf den Pannonia Fields startete ähnlich wenn nicht noch heißer als der Mittwoch. Pralle Sonne bei viel weniger Wind knüppelte bereits vor Konzertbeginn einige Besucher nieder. Musikalisch war auch an diesem Tag einiges geboten, sodass jeder auf seine Kosten kommen sollte.

Devildriver

Unser Tag startete nachmittags mit Devildriver auf der Red Stage. Trotz der unsäglichen Hitze haben sich einige Metalheads vor der Bühne versammelt, um bei kühlem Bier, praller Sonne und viel nackter Haut zu harter Musik abzugehen. Schattenplätze waren dabei sehr begehrt und gleichzeitig rar gesäht. Aber wer wird sich schon von so ein paar Sonnenstrahlen abschrecken lassen? Devildriver auf jeden Fall nicht. Mit voller Wucht und reichlich Power stürmten sie die Bühne. Groove und Bums waren dabei natürlich inklusive. Voll motivert performten sie vor einigen tausend Besuchern und machten damit das Nachmittagsprogramm bereits zu einem Highlight.

Suicidal Tendencies

Fast parallel dazu hauten die Amerikaner von Suicidal Tendencies auf der Blue Stage in die Saiten. Wirklich bedauerlich war, dass zwei so verdammt geile Bands gleichzeitig auf den beiden Hauptbühnen spielten, sodass man idealerweise nur Teile jedes Konzerts mitbekommen konnte. Wer eine gelungene Mischung von Hardcore und Thrash Metal um die Ohren geschlagen bekommen wollte, der war hier genau richtig. Die Amis rund um den Sänger Mike Muir wussten genau, wie sie ihr schmelzendes Publikum bei Laune hielten und prügelten einen geilen Song nach dem anderen heraus. Kein Wunder, dass die Band als ein Urgestein des modernen Thrash’s gilt und nach wie vor eine unglaublich wirkungsvolle Kraft besitzen. Gerne mehr davon!

The Dillinger Escape Plan

Bleiben wir erstmal bei härteren Klängen und widmen uns den Männern aus New Jersey. Wer Beständigkeit und Harmonie erwartet, der war hier definitiv am falschen Ort. Denn The Dillinger Escape Plan ist einfach anders als alle anderen Bands. Wenn es um Actionreichtum, Bewegung und Spaß auf der Bühne geht, dann konnten die Amis bisher am meisten punkten. Genauso bei Themen wie Abwechslungsreichtum. Was in der einen Sekunde Core wie aus dem Buche war, wurde in der nächsten Sekunde von melodischen Klängen, die das Ohr umschmeichelten, abgelöst. Hier bekam man deutlich mehr, als der ein oder andere vielleicht erwartet hatte. Nicht umsonst ist es wirklich schwer, die Jungs in eine musikalische Schublade zu stecken. Für manche handelt es sich um Mathcore, für die anderen um Chaoscore. Wahrscheinlich ist beides richtig, aber darum geht es nicht, sondern darum, dass die Coreler eine wirklich gute und höchst eingängige Show ablieferten, die mächtig Laune machte.

Gojira

In härten Gefilden bewegten wir uns weiterhin, da sich die Franzosen von Gojira auf der Red Stage die Ehre gaben. Mit ihrem klassischen Death Metal Sound bildete die Band eine deutliche Minderheit auf dem Festival, was es umso spannender machte, wie das Publikum wohl auf sie reagieren würde. Wer Gojira kennt, weiß, dass es bei ihren Auftritten keine Enttäuschungen gibt, da die Franzosen es verstehen durch und durch abzuliefern – ganz egal ob auf einem Festival, als Vorband oder als Headliner auf Tour. Dies konnten sie heute wiederholt unter Beweis stellen. Ihr ganz eigener Sound, der recht eingängig ist und auch bis zu Nicht-Metal-Fans durchdringt, vereinnahmte das Publikum in Sekundenschnelle. Bissige Riffs zusammen mit schnellenden Drums flogen allen nur so um die Ohren und brachten gut Bewegung in die Menge. Vielleicht nicht jedermanns Geschmack, aber dennoch ein richtig starkes Stück. Gerne mehr davon!

Alter Bridge

Nach den Franzosen von Gojira wurde es etwas ruhiger. Wir kehrten dem Metal den Rücken und widmeten uns erstmal etwas Rockigerem. Alter Bridge standen auf dem Plan und lockten immer mehr und mehr Leute vor die Bühne. Der Anfang gestaltete sich zunächst noch interessant, da der Sound der Amerikaner nicht dem durchschnittlicher Rockbands gleicht, sondern etwas mehr Leidenschaft und Herzschmerz in sich trägt. Spätestens beim dritten Song wurde die anfängliche Euphorie allerdings wieder etwas abgeschwächt, da der Sound zum einen sehr an Creed erinnert (kein Zufall, ich weiß) und zum anderen eine ganz spezielle Stimmung benötigt, um richtig zu wirken. Insgesamt lieferte die Rock-Band ein gutes Ergebnis ab, das auf ganzer Länge gut ankam, dem jedoch die besondere Würze fehlte, um wirklich positiv in Erinnerung zu bleiben.

Good Charlotte

Nach diesem etwas ruhigeren Act war Abwechslung bitter nötig. Es war also genau der richtige Zeitpunkt für die Punk-Rocker von Good Charlotte. Die auf Gute-Laune spezialisierten Musiker starteten ihren Auftritt direkt mit einem ihrer erfolgreichsten Kassenschlager: The Anthem. Dass die Menge jubelte, hüpfte und der Dreck nur so aufgewirbelt wurde, war schon vorhersehbar. Songs wie „The Anthem“ ziehen einfach immer, da sie dieses spezielle „wir sind auf der Highschool-wir sind alle so jung und cool und gut drauf-lasst uns feiern-wir sind die Tollsten“-Gefühl vermitteln. Eine solide Mischung aus neueren und älteren Songs folgte darauf und ließ die Begeisterung nicht abreißen, auch wenn die Ansagen des Sängers Joel Madden etwas mehr Enthusiasmus vertragen hätten können. Langweilig wurde es dennoch nicht, da die Band ihr Standardprogramm mit hüpfen und grätschen an den Tag legten. Passt halt einfach wie die Faust aufs Auge und macht wirklich Spaß!

A Day To Remember

Mit guter Laune ging es direkt weiter, denn es war Zeit für A Day To Remember. Die Fans standen schon bereit und warteten nur darauf, mit ihren Lieblingen richtig abzugehen. Mit Erfolg! Die Band, die aus Jeremy McKinnon, Kevin Skaff, Neil Westfall, Joshua Woodard und Alex Shelnutt besteht, versteht es, ihre Fans und weitere Anwesende um den Finger zu wickeln und mit melodischen Songs zu unterhalten. Dies gelingt deshalb, da die Amerikaner aus dem beschaulichen Florida nicht nur Metalcore spielen, sondern auch deutliche Alternative Einschläge in ihrer Musik erkennbar sind, was ihren Sound noch eingängiger macht. Ein wirklich solider Auftritt.

Pendulum live

Etwas aus dem Raster fiel die Band Pendulum, die für einen extremen Genre-Wechsel sorgten. Aber mal ehrlich, zwischen so viel Alternative, Rock und Metal kann ein bisschen Drum and Bass nicht schaden. Das Besondere an der Band ist, dass sie es nicht nur bei elektronischem Sound belassen, sondern eigenwillig E-Gitarren miteinfließen lassen. Auf diese Weise kreieren sie ihren einzigartigen Sound, der als Alleinstellungsmerkmal von Pendulum gilt. Für alle, die bisher noch nie mit den Musikern in Berührung gekommen sind, war es besonders spannend, wie ihr Soundkonzept live umgesetzt werden würde. Den Anfang machte ein Song, für den Gesang noch nicht notwendig war. Die Bass Parts waren sehr intensiv und verleiteten gemeinsam mit ihren einzigartigen Melodien schnell zum Tanzen. Schloss man während ihrer Performance die Augen, so musste man unweigerlich an diverse Filme aus dem Sci-Fi-Bereich denken, zu denen ihre Musik perfekt passen würde. Mitreissend und auf ihre eigene Art spannend waren die Songs auf alle Fälle. Als es weiter im Programm ging, kam auch etwas Gesang ins Spiel. Dennoch war kein Song wie der andere. Ihre eingangs hohe Spannungskurve konnte die australisch-britische Band jedoch nicht durchhalten. Fans der Band feierten ihren Auftritt ohne Ende, alle anderen waren etwas hin- und hergerissen. Was zu Beginn noch eingängig und interessant klang, verlor doch schneller als gedacht seinen Reiz.

In Flames

Mit etwas Verspätung und vor vollem Haus bzw. vollem Feld (wie auch immer man das auf einem Festival nennen kann) erschienen In Flames auf der Bühne. Dass das Publikum aufgeregt war und dementsprechend aus den letzten Löchern pfiff, versteht sich von selbst. Es ist immer so eine Sache, wenn In Flames auftreten, da die Ansprüche hoch angesetzt sind. In der Vergangenheit konnten die Melodic Death Metaller immer volles Rohr abliefern. Sollte es dieses Mal auch wieder so sein? Die Frage wurde schnell beantwortet: natürlich! Wo In Flames drauf steht, ist auch In Flames drin, das heißt Qualität, Leidenschaft und ordentlich Dampf unterm Hintern. Und genau so bestritten sie ihren Auftritt auf dem Nova Rock Festival und begeisterten damit das Publikum, das die Band gebührend feierte. Sowohl an der Lichtshow als auch am Enthusiasmus wurde nicht gespart, um alle Anwesenden mehr als nur zufrieden zu stellen. Ein äußerst würdiges Konzert zu dieser Uhrzeit.

Blink 182

Headliner dieses Tages und letzte Band auf der Blue Stage war niemand geringerer als Blink 182. Trotz kurzzeitiger Auflösung der Band vor einigen Jahren haben die Punk-Rocker kein bisschen an Beliebtheit oder ihrer Fanbase verloren. Nicht umsonst tummelte die absolute Mehrheit der Festivalbesucher um kurz vor Mitternacht vor der Bühne und wartete sehnsüchtig auf das Trio. Los ging es mit einigen neuere Songs, die direkt zu fröhlichem Getanze und großen Staubwolken dank dem trockenen Wetter führten. Natürlich durften die populärsten Klassiker (z.B. „What’s my age again“, „All the small things“) aus den späten 90er Jahren nicht fehlen, da genau diese Songs waren, die die Band damals groß gemacht haben. Besonderes Augenmerk galt allerdings dem schmucken Bühnenbild. „FUCK“ zierte in überdimensionale leuchtenden Buchstaben den Hintergrund der Bühne und vermittelte damit eine eindeutige Botschaft. Sowohl die Fans wie auch die Band selbst hatten jede Menge Spaß beim Auftritt und beschlossen damit gut gelaunt den Abend auf der Blue Stage.

Slayer

Den Abschluss des Tages bestritten die einzigartigen Slayer aus Kalifornien, die vor einer etwas schwierigeren Aufgabe standen. Da Blink 182 parallel auf der Blue Stage spielten und sich gefühlt das gesamte Publikum dort vor der Bühne befand, mussten die Thrash Metaller ein deutlich kleineres Publikum in Fahrt bringen. Sollte für die alten Hasen aber kein Problem sein. Als die Lichter ausgingen und das Intro angestimmt wurde, war sofort klar, dass es wie schon so oft ein unvergesslicher Slayer-Abend werden sollte. Kräftige, beißend schnelle Riffs gepaart mit Ohrwurmtauglichen Melodien fetzten den Metalheads in der Menge nur so um die Ohren, dass einem direkt schwindlig werden konnte. Song für Song präsentierte die Band eine musikalische Qualität und ein gewisses Maß an Perfektionismus, dass einem das Herz höher schlagen musste! Egal ob alte oder neue Songs, Slayer hatten ihr Publikum voll im Griff und ließen schnell vergessen, dass sie doch vor einer kleineren Menge performen mussten. Besondere musikalische Highlights waren natürlich die Klassiker, die allseits geschätzt und geliebt werden. „Season in the Abyss“, „Angel of Death“ und besonders „Raining Blood“ sind einfach zeitlose Klassiker, bei denen kein Kopf oder Fuß mehr stillhalten kann. Ein wahres Tagesfinale der Superlative, das die Thrasher hier abgeliefert haben. Besser geht es fast nicht mehr!

Freitag

Tag 3 am Nova Rock startete etwas feuchter als die vorangehenden Tage, denn der ein oder andere Schauer kühlte die aufgeheizte Luft etwas ab. Der Erfrischungsfaktor hielt jedoch nicht lange an, da die Sonne erstmal die Oberhand behielt, dafür von einigen stärkeren Windböen begleitet wurde. Musikalisch sollte es an diesem Freitag etwas ausgewogener auf den Bühnen werden, das heißt mehrere Bands derselben Stilrichtung am Stück. Als Headliner des Tages standen System Of A Down auf dem Plan. 

Sleeping With Sirens

Unser Tag begann musikalisch mit der verhältnismäßig jungen Band Sleeping With Sirens. Die Burschen aus dem warmen Orlando dürften sich bei den derzeitigen Temperaturen richtig wohl fühlen und gaben dementsprechend von Anfang an Gas. Obwohl die Band erst 2009 gegründet wurde, haben sie schon ein paar Besetzungswechsel hinter sich gebracht. Lohnend allerdings, da sie in der aktuellen Zusammensetzung wirklich toll miteinander harmonieren – und das spürte auch das Publikum! Musikalisch sind die Amis dem Post-Hardcore zuzuordnen. Wer sich jetzt denkt „schon wieder eine von diesen Bands“, der irrt, denn Sleeping With Sirens haben ihrem Sound ihre ganz persönliche Note verpasst. Anstatt der typischen Breakdowns, die eigentlich kaum von dieser Stilrichtung wegzudenken sind, verzichten sie größtmöglich darauf. Daneben sticht die Stimme von Sänger Kellin Quinn heraus, da er im Tenore di grazia-Bereich singt, das heißt, dass er neben dem klassischen Tenor recht beweglich in seiner Stimmführung ist und mit eleganter Phrasierung glänzt. Eine sehr interessante und für die Ohren angenehme Kombination aus Härte und Sanftheit. Was bei dieser Band (wie auch bei den weiteren beiden Core Bands) noch anzumerken wäre, sind die kreischenden und sehr textsicheren Teenie-Damen in den ersten Reihen, die sich ihren Platz dort hart erkämpft hatten, um ihre Lieblingsbands so nah wie möglich erleben zu können.

Pierce The Veil

Kommen wir von der einen zur nächsten Post-Hardcore Band. Nach Sleeping With Sirens waren ihre Kollegen und Freunde von Pierce The Veil auf der Blue Stage dran. Die eben bereits angesprochenen Damen aus der ersten Reihe waren noch nicht müde und kreischten munter weiter, als Vic Fuentes, Jaime Preciado, Tony Perry und Mike Fuentes die Bühne betraten. Die seit mittlerweile 2007 bestehende Band hat im Gegensatz zu Sleeping With Sirens noch keinen Besetzungswechsel durchgemacht. Gut gelaunt und zu allen Schandtaten bereit wickelte das Quartett ihre jungen Fans in der ersten Reihe wie auch alle weiteren immer mehr um den Finger. Charme hat allerdings nicht nur ihr Auftritt, sondern auch der Musikstil der in San Diego gegründeten Band, der von ihren Fans gerne auch liebevoll Mexicore genannt wird. Die Anspielung auf ihre Herkunft muss an dieser Stelle wahrscheinlich nicht weiter ausgeführt werden.

Of Mice & Men

Aller guten Dinge sind drei, weshalb es nach Pierce The Veil noch nicht vorbei war mit dem guten alten Core. Of Mice & Men standen als nächstes auf dem Programm der Blue Stage. Eine Band mit einem auf den ersten Blick sehr ansprechendem Namen, der definitiv neugierig macht. Die Idee dafür entstammt dem gleichnamigen Buch „Of Mice and Men“ von John Steinbeck aus dem Jahr 1937, in dem es um zwei Wanderarbeiter strebend nach einem besseren Leben geht. Der klassische American Dream eben. Auch diese Band existiert verhältnismäßig noch nicht besonders lange. Gegründet wurde die amerikanische Post-Hardcore Band 2009 in Costa Mesa von ihrem ehemaligen Sänger Austin Carlile (vormals Attack Attack!-Sänger). Trotz der eher noch kurzen Zeit ihres Bestehens konnte die Band international bereits 15 Millionen Tonträger verkaufen, was eine wirklich beachtliche Anzahl ist und nur ansatzweise auf ihre Fanbase schließen lässt. Seit 2017 ist das Gründungsmitglied und gleichzeitig der ehemalige Sänger Carlile jedoch nicht mehr Teil der Band, da er sich nach jahrelangen Herzproblemen und diversen Operationen aus dem Musikbusiness zurückziehen musste. Bereits 2011 zog er sich für einige Jahre aus der Band zurück und kehrte 2016 für ein Jahr wieder zurück. Trotz seiner Bemühungen war es für ihn nicht möglich, wieder langfristiger Bestandteil von Of Mice and Men zu sein, weshalb er sich in diesem Jahr endgültig zurückzog. Seither hat Aaron Pauley seinen Platz würdevoll eingenommen. Bei ihrem Auftritt am Nova Rock Festival merkte man auf jeden Fall nichts davon, dass Pauley erst seit einigen Monaten Teil der Band ist. Harmonie und Dynamik war eindeutig zwischen den Bandmitgliedern spürbar und wirkten sich positiv auf ihre musikalische Darbietung aus.

Kreator

Nach dieser geballten Ladung an Metalcore gab es endlich etwas musikalische Abwechslung. Zwei Männer, die leuchtende rote Fackeln in der Hand hielten, eröffneten mit dem Intro von „Hordes of Chaos“ im Hintergrund feierlich den Auftritt von Kreator. Es ist immer sehr sympathisch, wenn das erste bzw. die ersten beiden Lieder eines Sets nicht vom aktuellen Album sind. Mit „Hordes of Chaos“ haben sie einen unglaublich starken und noch relativ jungen Klassiker gewählt, der es einfach und schnell schafft, das Publikum in die gewünschte Kreator-Stimmung zu versetzen. Einziges Manko war, dass das Nova Rock Festival nicht unbedingt die passende Zielgruppe an Besuchern hat, die sich innig für die Thrash Metaller begeistern können. Der harte Kern an Fans fand sich vor dem ersten Wellenbrecher ein und trieben die Stimmung vorne ordentlich in die Höhe. Im hinteren Bereich der Menge fanden sich etliche Leute ein, die dem Konzert allerdings mehr schlecht als recht folgten – vollkommen zu Unrecht! Denn die deutsche Größe des Thrash Metals lieferte wieder einmal eine sagenhafte Show ab, bei der man sich nur vor Ehrfurcht verneigen konnte. Der Zauber der Band liegt nicht in ihrer ausgeprägten Interaktion und Bewegung auf der Bühne – das Ganze läuft doch immer eher statisch ab – sondern vielmehr in ihrer Leidenschaft, die sie perfekt mittels ihrer Instrumente und Stimmen transportieren können. Mille & Co. haben es über die Jahre geschafft, ihren ganz eigenen Stil im Thrash Metal zu finden, der ihren Sound einzigartig und besonders macht. Eigentlich ist es bei ihren Konzerten nicht einmal notwendig, die Augen offenzuhalten. Schließt man sie, so entführen einen die Männer aus dem Pott in die Welt des Kreators und man kann dabei zusehen, wie er gegen das Böse auf der Welt kämpft und welche Schlachten er zu schlagen hat. Öffnet man die Augen doch mal zwischendurch, so kann man sich an einigen perfekt inszenierten Feuer- und Rauchsäulen erfreuen, die nicht nur bei „Satan Is Real“, sondern auch bei „Violent Revolution“ punktgenau zum Einsatz kamen. Auffällig war, dass nach den ersten Songs immer mehr Zuschauer auftauten und sich zunehmend aktiv an der Musik erfreuten. So war es ein Leichtes, die Menge zu mehr als nur einem Circle Pit zu animieren. Schade ist nur, dass Mille dafür immer die gleichen Sprüche auf Lager hat. Eine Sache hat sich allerdings geändert: Wurde der Song „Pleasure To Kill“ in den vergangenen Jahren immer mit Sprüchen wie „Are you ready to kill each other?“ oder der deutschen Variante davon „Seid ihr bereit euch gegenseitig umzubringen?“ angesagt, so haben es sich Kreator in diesem Jahr wohl anders überlegt, da sie darauf bereits bei ihrem Tour-Gig in München verzichteten – genauso wie heute auf dem Nova Rock. Welche Gründe es dafür auch immer gibt, etwas Abwechslung kann nicht schaden! Nach rund 70 Minuten beschloss die Band ihren Auftritt unter einer Konfetti-Kanone und Rauchsäulen. Auch wenn dieser Auftritt nicht für die Mehrheit der Festivalbesucher von Interesse war, blieben dennoch einige glückliche Gesichter zurück. Kreator bewiesen wieder einmal mehr, warum sie mit an der Spitze der deutschen Metallandschaft stehen.

Prophets of Rage

Wer von Kreator nur mäßig begeistert war, der konnte möglicherweise was mit den folgenden Artists anfangen: Prophets of Rage. Wo soll man bei dieser Band nur anfangen? Gegründet wurde sie erst letztes Jahr. Wie es dann sein kann, dass so eine „junge“ Band einen solchen Platz in der Running Order einnehmen kann? Die Antwort ist ganz einfach: Die Band besteht aus Künstlern von namhaften Bands. Wir hätten hier Rage Against The Machine mit Tom Morello, Tim Commerford und Brad Wilk, Cypress Hill mit B-Real sowie Public Enemy mit Chuck D und DJ Lord im Angebot. Wem das zu kompliziert ist, der kann auch einfach nur von der Supergroup sprechen, wie sie sich auch gerne nennen. Zur Einstimmung stellten sich alle Bandmitglieder gemeinsam auf die Bühne und streckten wild entschlossen ihre Fäuste in die Luft, während das Intro durchlief. Diese einfache Geste symbolisierte in gesellschaftlich und politisch schwierigen Zeiten die Bedeutung von Zusammenhalt und Stärke. Einer von vielen Ursachen für die Gründung der Band war die umstrittene Präsidentschaftskandidatur in den USA im letzten Jahr, weshalb schnell klar wurde, warum der Gitarrist auf der Rückseite seiner Gitarre die klare Botschaft „FUCK TRUMP“ befestigt hatte. Es geht den Männern um Statements und bürgerliche Gegenwehr gegen all die Ungerechtigkeiten, die in den USA teilweise an der Tagesordnung sind. Mithilfe ihrer Songs, die stilistisch eine perfekte Mischung aller drei Bands darstellte, versucht die Band eine noch breitere Masse anzusprechen und damit möglicherweise zum gesellschaftlichen Wandel beizutragen. Bekannte Cover dürfen dabei natürlich nicht fehlen. „Jump“ oder „Killing in the name of“ sind nur zwei Beispiele dafür. Der interessante Stilmix traf auf jeden Fall den Nerv des Publikums und sorgte trotz teils schwereren Regenschauern für Partystimmung und Spaß.

System Of A Down

Der Regengott war den Festivalbesuchern leider nicht sonderlich positiv gestimmt, da bereits während Kreator und Prophets of Rage teils mehr, teils weniger Regentropfen von Himmel gefallen sind. Und auch bei Headliner des dritten Tages besserte sich die Wetterlage nicht. Ganz im Gegenteil schien es, als würde jetzt alles was irgendwie möglich ist, vom Himmel herab geschüttet werden. Die Festivalbesucher waren davon allerdings weniger beeindruckt. Bestens ausgestattet sammelten sie sich in Scharen vor der Blue Stage zusammen – und mit Scharen war wirklich das gesamte Areal vor der Bühne gemeint. Dementsprechend leer war es parallel auf der anderen Hauptbühne bei den Beginnern. Aber zurück zu SOAD… Obwohl die in Kalifornien gegründete Alternative Metal Band seit 2005 kein neues Album herausgebracht haben, funktionieren sie nach wie vor als Publikumsmagnet. Ob es daran liegt, dass ihr Sound so speziell ist, dass nie eine andere Band auch nur ansatzweise Ähnliches produzieren konnte, das genauso oder auch nur annähernd so erfolgreich war, oder dass der Grund ihre raren Auftritte überhaupt sind, weiß man nicht. Klar ist aber, dass der Name System Of A Down nach wie vor funktioniert. Man kann sagen, dass Serj Tankian, Daron Malakain, Shavarsh Odadjian und John Dolmayan alles richtig gemacht haben. Die Band bringt Menschen mit unterschiedlichsten Musikgeschmäckern zusammen, die dann gemeinsam lauthals die Musiker feiern. Ging man während dem Konzert durch die Menge, war es völlig egal, ob man weiter vorne oder hinten war – jeder, aber wirklich jeder sang lauthals mit. Am Schluss war die Menge fast noch lauter als die Band selbst. Diese besondere Stimmung verdankt die Band ihrer eigenen Experimentierfreudigkeit, die sie Ende der 90er Jahre selbst ins Leben gerufen hatten. Scheinbar genau die richtige Zeit für im ersten Moment etwas abstrus erscheinende musikalische Kompositionen. Da hätten wir eine Art Sprechgesang gepaart mit opernhaften Zügen, eine höhere Stimmlage, die sich gerne auch in sowas Ähnlichem wie Gequietsche ausdrückt, ruhige Gitarrenklänge, die von schnellen und zugleich harten, weniger melodiösen Parts abgelöst werden. Ebenso steht die Band ab und an auf direkte Kunstpausen, die kurzzeitig für Irritationen sorgen. Und natürlich bleibt man innerhalb eines Liedes nicht bei einer dieser Stilrichtungen, sondern mischt am besten alles wild durcheinander, sodass es nie langweilig wird. Und damit nicht genug beschäftigen sich ihre Songs prägnant und dennoch eingängig mit politischen Themen, die die US-amerikanische Regierung aufs schärfste kritisieren. Das sind System Of A Down. Und genau so lieben ihre Fans die Band. Nicht umsonst grölen Zehntausende bei Alltime-Hits wie „Aerials“, „Radio“, „Chop Suey!“, „Needles“, „Hypnotize“ oder „Toxicity“ lauthals mit. Da war Gänsehaut garantiert! Im Grunde war es fast egal, welche Songs performt wurden, das Publikum flippte jedes Mal aufs Neue aus und strahlte überglücklich. Ein unglaubliches Konzert mit schier greifbarer Stimmung, das jegliche Regentropfen in den Hintergrund rückte und als DAS Highlight des bisherigen Festivals hervorging.

Samstag

Je mehr die Stimmung Tag für Tag anstieg, umso schlechter wurde das Wetter. Tag 4 und damit auch der finale Tag des Nova Rock Festivals lag unter einer dichten Wolkendecke und orkanartigen Windböen. Von solchen Lappalien lässt sich jedoch kein anständiges Publikum abhalten. Es gibt kein schlechtes Wetter, sondern nur schlechte Kleidung. Auf dem heutigen Programm standen Bands wie Eskimo Callboy, Simple Plan, Black Star Riders, Epica, Hatebreed, Green Day und der Late Night Act The Hoff.

Simple Plan

Wir starteten am späteren Nachmittag auf der Blue Stage. Im Vergleich zum Morgen hatte sich das Wetter nicht wirklich gebessert, das hieß Zähne zusammenbeißen und durch. So sahen das auch viele andere, die fröhlich Bier-schlürfend umhertollten und sich ihres Lebens freuten. Da bot sich der Auftritt von Simple Plan direkt an. Diese Art von Punk Rock, Pop Punk, Pop Rock oder wie auch immer sie sich selbst am liebsten einordnen, beinhaltet fast immer eine Gute-Laune-Garantie. Darin inkludiert ist natürlich auch eine gewisse Art von Bühnenshow, die die Kanadier Pierre Bouvier, David Desrosiers, Jeff Stinco, Chuck Comeau und Sébastien Lefebvre schon lange perfektioniert haben. Damit sind gemeint straighte Jumps, Jumps mit angezogenen Beinen, coole Moves mit der Gitarre und so weiter. Trotz klassischer Show ohne besondere Einlagen stieß ihr Auftritt auf positive Resonanz. Highlights waren natürlich Songs wie „Shut Up!“, „Welcome To My Life“ oder „I’d Do Anything“.

Black Star Riders

Einmal Genre-Wechsel – kein Problem! Wer während Simple Plan von der Blue zur Red Stage gewandert war, der hatte wohl Lust auf eine Portion Hard Rock. Dort angekommen musste man allerdings erstmal feststellen, dass das Interesse an Hard Rock bei den Festivalbesuchern nur mäßig ausgeprägt zu sein schien. Das Gelände vor der Bühne wirkte auf den ersten Blick wie ausgestorben. Auf den zweiten Blick fand man durchaus eine Traube an Menschen vorm ersten Wellenbrecher. Überragend war das aber trotzdem nicht. Lag es vielleicht daran, dass viele nicht wussten, wer die Black Star Riders eigentlich sind? Wer sich schon einmal mit Hard Rock beschäftigt hat, dem wird die Band Thin Lizzy sicherlich ein Begriff sein. 2012 entschied ein Teil der Band neue Songs unter neuem Namen aufzunehmen, was jedoch nicht das Ende von Thin Lizzy bedeutete. Die bereits in die Jahre gekommenen Männer hauten trotz Wind und Wetter in die Saiten und entertainten mit, wie sollte es auch anders sein, der klassischsten Art von Hard Rock. Was gut gemeint war, war an diesem Samstag leider nur mäßig umgesetzt. Der Funke wollte einfach nicht überspringen, egal was auf der Bühne passierte. Und das war auch eher wenig. Nicht gerade ihr bester Auftritt.

Epica

Weiter im Programm ging es mit einer 20 Minuten Verspätung vor Epica. Nicht gerade angenehm bei den Temperaturen, aber kann man nicht ändern, wenn es wohl technische Probleme auf der Bühne gab. Dann konnte es aber endlich losgehen. Nacheinander erschienen Mark Jansen, Isaac Delahaye, Rob van der Loo, Coen Janssen, Arjen van Weesenbeek und Sängerin Simone Simons auf der Bühne. Letztere war in das klassische kleine Schwarze mit durchsichtigen Ärmeln gehüllt, das mit interessanten dickeren Lederfransen auf den Schultern verziert war. Wenn eine Sängerin von Female-fronted Bands das tragen konnte, dann sie! Die vorhergehende Verzögerung hatte sich wohl ausgezahlt, da der Sound der Niederländer perfekt war. Simone Simons war ebenfalls von der ersten Sekunde an voll bei der Sache und glänzte mit ihrer engelsgleichen Stimme, die perfekt mit ihrer Mischung aus Symphonic, Power und Gothic Metal harmoniert. Untermalt wurde die Show zusätzlich mit einigen Pyro-Effekten, für die die ersten Reihen bei diesen kalten Temperaturen sicherlich dankbar waren.

Hatebreed

Während Rancid sich auf der Blue Stage austobten und sich um die Punk-Fans kümmerten, wurde es auf der Red Stage langsam Zeit für Hatebreed, die entsprechen auch mit Verspätung ihr Set eröffneten. Zu sagen, es war vor der Bühne wenig los, wäre gelogen, allerdings hätte es durchaus mehr sein können. Nach wiederholter Warterei stürmte Sänger Jamey Jasta im gewohnten am Rap angelehnten Style die Bühne. Bei Auftritten der Hardcore Band wird das Rad zwar nicht jedes Mal neu erfunden, feine Unterschiede gibt es jedes Mal aber dennoch. Dieser Auftritt zählte jedoch nicht zu ihren stärksten. Anstatt des mitreißenden Flairs, der zum moshen animiert, war es heute nur Gerappe/Geschrei mit harten Riffs ohne Ausstrahlung. Wirklich schade, da man es von Hatebreed schon anders erlebt hat.

Green Day

Bock auf eine große, laute Party? Dann war man bei Green Day genau an der richtigen Adresse! Als Einstimmung auf die Band erschien ein Mann, ich bezeichne ihn mal als Hasenführer, auf der Bühne, der einen taumelnden rosa Riesenhasen im Schlepptau hatte und ans vordere Ende schubste. Kaum war der Mann wieder verschwunden, hüpfte das Plüschtier zu „Hey Ho, Let’s Go!“ von den Ramones über die Bühne und animierte die Menge so gut er konnte. An der Stelle, wo eigentlich das Schwänzchen sein sollte, befand sich lediglich ein pinkes Kreuz, was das Wedeln mit dem Schwänzchen durchaus erschwerte. Darüber verzierte der Schriftzug „Tré Cool“ seinen Rücken. Zum gänzlichen Amusement zog der rosa Riesenhase dann noch eine kleine Version von sich selbst aus seinem Mund, die er dann in die Menge warf. Beim Herausziehen machte er lustige Würgegeräusche, um die ganze Sache noch realistischer zu gestalten. So schnell wie er kam, wurde er von seinem Hasenführer auch wieder abgeholt und machte damit Platz für Green Day. Das Trio (Billie Joe Armstrong, Mike Dirnt, Tré Cool), das sich bei Live-Auftritten immer in ein Quartett (Jason White) verwandelt, kam gut gelaunt aus dem Hintergrund und verschwendete keine Sekunde. Billie Joe stimmte direkt den ersten Song an und wurde schier von Jubelgeschrei überrollt. Gegen Ende des ersten Songs inszenierte der Sänger noch eine nette Spontaneinlage. Er forderte dazu auf, dass eine Person aus dem Publikum auf die Bühne kommen solle. Wenig später hüpfte ein Mann mit schwarzem Hemd und roter Krawatte auf die Bühne, umarmte Billie Joe zunächst und freute sich wie ein kleines Kind. Einen kurzen Part des Songs und einige Jubelrufe durfte er natürlich auch übernehmen, bevor er vom Sänger dazu aufgefordert wurde, in die Menge zum Crowdsurfen zu hüpfen, dem er natürlich auch brav Folge leistete. Die ganze Aktion wirkte zwar wirklich authentisch und spontan, war aber nicht das erste Mal so bei einem Green Day Konzert zu beobachten. Doch weiter im Text. An sich hatten es die Punk-Rocker wirklich leicht, denn die Menge feierte die Band durchwegs, als gäbe es kein Morgen. Noch dazu verleitet ihre Musik einfach zu guter Laune und Party. Und genau in diesen Bereichen sind die Rebellen eh Zuhause. Neben älteren Klassikern wie „Holiday“, „Boulevard Of Broken Dreams“ und „American Idiot“ wurden natürlich auch Songs vom aktuellen Album „Revolution Radio“ zum Besten gegeben. Im Grunde war es aber gefühlt egal, was performt wurde, ob andere Instrumente wie beispielsweise ein Saxophon zum Einsatz kamen oder ob zwei- oder zwanzig Mal Knalle während des Konzerts ertönen, die wirklich durch Mark und Bein gingen – die Fans feierten ihre amerikanischen Helden ohne Ende. Trotz der bombastischen Stimmung, konnte der Auftritt von Green Day nicht ganz an die Qualität von System Of A Down einen Tag zuvor herankommen. Nichtsdestotrotz ein äußerst angemessener Auftritt für den vierten und letzten Headliner des Nova Rock Festivals.

Sabaton

Da hatten die Leute auf der Red Stage aber Gas gegeben, denn Sabaton konnten der Running Order entsprechend pünktlich anfangen. Wie zu erwarten vor einem etwas mageren Publikum, aber immerhin deutlich mehr als die Black Star Riders zu verzeichnen hatten. Standesgemäß leiteten die schwedischen Power-Metaller rund um Joakim Brodén ihren Auftritt mit dem Song „Ghost Division“ ein. Dies passiert wahrscheinlich nicht nur zufällig, denn dieser Song hat auf eine mysteriöse Art und Weise eine nennen wir es anregende Wirkung auf das Publikum. Man kommt einfach in die richtige Sabaton-Stimmung. Auffällig bei diesem Auftritt war allerdings das deutlich abgespeckte Bühnenbild. Normalerweise verzieren sie den Hintergrund gerne mit Panzer oder Kanonen. Dieses Mal reichte anscheinend eine normale Show. Ansonsten war alles beim Alten. Brodén trug wie immer seine Piloten-Sonnenbrille, die sein Markenzeichen geworden ist. Und natürlich durften die weiten Hosen im Schneetarn-Military Look bei der Band nicht fehlen. Man braucht schließlich eindeutige Erkennungsmerkmale! Durch die etwas gediegenere Show war es dieses Mal sogar möglich, sich ausnahmsweise etwas mehr auf den Drummer zu konzentrieren, der viel Spaß daran hatte, seine Sticks sehr kunstvoll herumzuwirbeln. Endlich war seine Stunde gekommen! Der Rest der Show war klassisch Sabaton. Brodén wirbelte viel mit den Fäusten in der Luft herum und stampfte so einige imaginäre Pfähle in den Boden. Musikalisch war es Standard-Niveau. Das Problem bei den Schweden ist einfach, dass das erste Mal live immer besonders eindrucksvoll ist, es danach aber nie mehr so toll wird, wie es am Anfang war. Aber lassen wir die Kirche mal im Dorf, Sabaton müssen sich für ihren Auftritt wirklich nicht schämen.

The Hoff (Late Night Act)

Wer dachte, nach Sabaton und Green Day sei Schluss, der hatte sich aber getäuscht! Während im Anschluss an die Punk-Rocker das berühmte Feuerwerk als krönender Abschluss des Festivals gezündet wurde, begann langsam aber sicher die Völkerwanderung von der einen zur anderen Bühne, denn das eigentliche musikalische Highlight des gesamten Festivals stand noch aus. Es war Zeit für den Late Night Act, der in diesem Jahr zwar kein neues Gesicht, dafür ein allseits gerngesehenes ist: The Hoff! Es ist schwer, die richtigen Worte dafür zu finden, warum genau der Auftritt von David Hasselhoff so besonders und interessant ist. Ich denke, im Grunde spricht das allerdings für sich selbst. Trotz 2,5 Std. Green Day live hatten wohl fast alle noch anwesenden Festivalbesucher so richtig Bock auf den Befreier der Deutschen und drängelten und quetschten sich neugierig ein letztes Mal vor die Red Stage. Als Intro erschienen 4 junge Frauen an überdimensionalen Trommeln, die zu einer vom Band abgespielten Musik, in der Trommeln vorkamen, versuchten synchron mitzuhalten. Das Problem daran war jedoch, dass es ein paar Soundschwierigkeiten gab und das Band immer wieder etwas hängen blieb und kratzige Geräusche zu hören waren, die sicherlich nicht beabsichtigt waren. Dadurch verzögerte sich die Musik etwas und die werten Damen kamen teils etwas aus dem Konzept. Übrigens wurde die gesamte Show vom Band abgespielt, das heißt so etwas wie Musiker befanden sich nicht auf der Bühne. Es gab nur The Hoff und einige Frauen, die um ihn herumtanzten und der Show die nötige Würze verleihen sollte, da er es selbst nicht mehr wirklich konnte. Man muss aber auch sagen, dass der gute Herr mittlerweile Mitte 60 ist und sich dementsprechend nicht mehr so bewegen kann, wie er es früher mal konnte. Trotz der abgespielten Musik sang der Hasselhoff zusätzlich live mit, was besser gelang als erwartet. Man hat ja mit allem gerechnet, da er in den letzten Jahren nicht unbedingt für die besten Schlagzeilen gesorgt hatte… Um die Emotionen bei seinem Auftritt noch ein bisschen höher kochen zu lassen, erzählte er eine herzerwärmende Geschichte von einem kleinen österreichischen Mädchen, das er einst vor vielen Jahren kennenlernte und das ihn darüber aufklärte, dass sein Song „Nightrocker“ in Österreich auf Platz 1 der Charts stand. Auf diese Weise erfuhr er, dass es dieses Land überhaupt gibt. Was danach folgte, muss jetzt nicht explizit ausgeführt werden, außer dass auf den beiden Monitoren anstatt Großaufnahmen des Künstlers live lieber alte Aufnahmen mit ihm in Knight Rider, usw. gezeigt wurden. Selbstironie hat er wohl noch der gute, alte David. Als krönendes Highlight spielte er natürlich noch zum Schluss den Song, auf den alle sehnsüchtigst gewartet hatten: „Looking For Freedom“. Ein zeitloser Klassiker mit Feier-Garantie, der The Hoff auf ewig verfolgen wird und der bei den meisten Deutschsprachigen direkte Assoziationen mit der Mauer hervorruft. Da hatte die Nova Rock Crew wirklich eine ideale Wahl für den Late Night Act getroffen und sowohl Hasselhoff selbst als auch das Publikum schienen sehr zufrieden mit der Situation zu sein. Bleibt spannend, ob Otto und die Friesenjungs im kommenden Jahr diesen Auftritt des Late Night Acts noch übertrumpfen können.

Das Festival – ein Rückblick

4 Tage, unzählige Bands, 225.000 Besucher und natürlich The Hoff – das war das Nova Rock 2017. Bier und Schweiß ebenso wie Sonne, Staub und Wind gab es in Unmengen. Wettertechnisch gesehen waren es nicht die besten Voraussetzungen für das Festival, aber sicherlich auch nicht die schlechtesten. Zumindest hatte man den Eindruck, dass die Rekordzahl an Besuchern mit jeder Situation klarkam. Für das zusätzliche Entertainment auf dem Festivalgelände sorgten erneut ein Riesenrad und ein weiteres Fahrgeschäft sowie der Bungee-Jumping Tower. Neben dem Standard-Partyzelt gab es als Neuheit eine Silent Disco, in der zwei DJs auflegten und man sich mithilfe von Kopfhörern aussuchen konnte, zu welcher Musik man feiern möchte. Kulinarisch war auch 2017 wieder einiges geboten, wenn auch der ein oder andere tolle Stand aus dem Vorjahr verschwunden war. Nichtsdestotrotz war die Auswahl für ein Festival wieder einmal bemerkenswert. Von Indisch, Spanferkel, Schnitzel und Knoblauch-Garnelen bis hin zu gefüllten Paprika mit Petersilienkartoffeln war alles dabei. Natürlich gab es auch die Klassiker wie Pizza, Asia-Futter oder Käsespätze. Für jeden Geschmack war etwas dabei! Auch trotz verstärkter Sicherheitskontrollen riss die Stimmung nicht ab. Die Besucher konnte sich gut mit den neuen Bestimmungen abfinden. Musikalisch gab es auch nichts zu meckern, denn jeder kam auf seine Kosten. Insgesamt also wieder einmal ein sehr erfolgreiches Festival, das jetzt schon Lust auf die nächste Runde in 2018 macht. See you in Nickelsdorf again!

Text: Conny Pläsken