Nova Rock 2013 - Rückblick

Es war ein Nova Rock das mit den gesehenen live performances lange in den Köpfen haften bleiben wird und nach wie vor für Staunen sorgt. RAMMSTEIN und KISS lieferten mörderisch gute Shows ab. Das hat man in der Art selten zuvor gesehen. Spätestens als sich RAMMSTEIN nach dem Konzert explizit noch einmal mit den Worten "Danke, ihr wart geil" verneigte, war klar, das war keine alltägliche Darstellung und auch kein alltägliches Publikum. "Mein Teil", "Links 2 3 4", "Wiener Blut", "Pussy" oder "Sonne", ein rundum Best-Of Rammstein Paket das seinesgleichen sucht.
KISS war hier in keinster Weise unterlegen. Die Urgesteine zogen eine beeindruckende Show mit vielen Special Effects auf und hielten über die gesamte Spielzeit das Publikum in Atem. Paul Stanley, seines Zeichens Mitbegründer im Jahre 1973 und gleichzeitig Frontmann, lies es sich nicht nehmen Mittelpunkt des Auftritts zu werden. Ein Flug über das Publikum und unter das Bühnendach auf die riesige Spinne die hier den ganzen Tag über tronte, sorgten für den nötigen Wow-Effekt. Besonderes Highlight der Show war natürlich die funkensprühende Gitarre und die dadurch ausgelösten Explosionen. Für schmunzeln sorgte die Aussage: "We play something new". Wobei "new" hier das Jahr 1983 beschreibt, ein Spaß, den die Legenden sich nicht hatten nehmen lassen. Zwei Headliner, zwei unterschiedliche Shows und einzigartig auf ihre Weise mit sehr viel Pyro und Krawumm. Stark.
KINGS OF LEON waren, mit Verlaub, ein ungewöhnlicher Headliner am letzten Abend und es war klar, dass man sich im Vergleich zu den Vortagen auf Kontrastprogramm einstellen musste. Aber dennoch lieferte die Band der Followills eine mehr als solide Performance. Klarer Sound, kein Metal aber dennoch ein perfekter Ausklang nach einem heißen und anstrengenden Festival. Jeder tropfen Schweiß und jeder Millimeter verbrannte Haut wurde mit einem gigantischen Abschlussfeuerwerk (das Beste und beeindruckendste der letzten Jahre) pünktlich und unter tobenden Applaus um 0.05 Uhr belohnt.

Weiter muss man festhalten, dass es nach dem kleinen Witterungsdurchhänger 2012 mit Temperaturen um 30 Grad wieder angenehm runtergebrannt hat. Einen großen Respekt an alle Bands und Künstler, die bei diesen hochsommerlichen Grädern nahezu durch die Bank grandiose Auftritte hingelegt haben. Auf den Bühnen ist es durch Lichter und Co noch mal deutlich wärmer als unten im Publikum, dennoch kam wirklich jeder auf seine Kosten, niemand wurde enttäuscht! Hut ab! Gleiches gilt natürlich auch für die Security und alle Helfer die rund um die Uhr im Einsatz waren, um das Nova Rock zu dem zu machen was es letztlich geworden ist. Danke!
Nova Rock 2013 Anti-Flag
Nova Rock 2013 KoRn

Auch die vielen anderen Bands, die leicht im Schatten der großen Headliner gespielt haben, darf man nicht vergessen. Das diesjährige Line-Up war gespickt mit Hochkarätern. So gabs von KoRn, Volbeat, Sportfreunde Stiller, P.O.D., Caliban, Testament, Kreator, Cradle Of Filth, Parkway Drive, Papa Roach, BFMV, Five Finger Death Puch, Airbourne, Anti-Flag, Sabaton oder Within Temptation eins auf die Mütze. Das rockigste Festival Österreichs hatte viel zu bieten.
Ähnlich erstklassig zeigte sich auch die Speisekarte. Schnitzelburger, Döner, ungarisches Gulasch im Cipo, Nudeln, Pizza oder auch die Festival-Subway-Filiale und viele weitere Stände wurde rege besucht, die Preise waren schwer in Ordnung. Essen und Österreich plus Festival, dass das passt, beweist das Nova Rock jedes Jahr aufs Neue.

Einzig in der Organisation ist an manchen Stellen noch viel nachzuholen. Hier sind zum Beispiel die deutschen Festivals in selbiger Größenordnung weiter.
Camping und Parking nebeneinander wäre absolut notwendig und wünschenswert. Dass es am Gesetz scheitert (wie mir gesagt wurde) ist wohl kaum der Fall. Das Metalfest hat vorgemacht dass es geht.
Wenn man über den Haupteingang endlich drin ist, muss man einmal um das halbe Gelände bis man auf die Campingflächen kommt. Die Wege kann man durchaus verkürzen. Zudem haben die Tore gut zwei Stunden früher geöffnet - was zugegeben nicht schlimm sondern gut ist - aber dann zweieinhalb Stunden am Pressecontainer warten zu müssen bis dieser öffnet ist beinahe eine Frechheit. Dass die Presse nicht gleichberechtigt behandelt wird finde ich nicht in Ordnung. Wir tragen das Festival nach außen. Keine Stoffbänder, kein geregelter Einlass, kein VIP Zelt/Tribüne und offiziell ist auch auf dem Presseparkplatz kein Camping erlaubt. Hier kann man sich noch einiges von einem Summer Breeze oder Wacken Open Air abschauen.
Die Securities sollten besser über Durchgangsberechtigungen unterrichtet werden. Es waren einige dabei die uns den Durchgang von der einen Seite zur Bühne versperrt haben, aus der anderen Richtung durfte man aber den selben Weg nutzen. Das ist Meckern auf hohem Niveau, dennoch gibt es hier Verbesserungsbedarf.
Alle großen Festivals bieten Duschen rund um die Uhr an, das Nova Rock nicht. Von 7-19 Uhr haben die Waschstraßen hier geöffnet, was jedesmal zu gigantischen Warteschlangen am Einlass führt. Zumal eine Dusche in der Nacht viel mehr Sinn macht, da man dann keine Bands verpasst und nicht gleich wieder durchgeschwitzt am Zelt ankommt. Ein großes Plus ist hier, dass Sauberkeit nichts extra kostet!
Die beiden Bühnen sind ca. 700m getrennt. Andere Festivals wie Wacken machen es vor, wie man Bühnen näher und ohne Soundüberschneidungen aufstellen kann.
Für das Eintrittsgeld und die vorhandene Geländefläche kann durchaus an den genannten Punkten mehr Professionalität gezeigt werden. Nicht nur durch das Line-Up locken, sondern auch die Wohlfühlatmosphäre verbessern.

Trotzdem hat das Nova Rock den besonderen Reiz der Extreme und bietet Jahr für Jahr mit den weltweit angesagtesten und besten Bands unterschiedlicher Genres einzigartiges für unsere Gehörgänge.

In diesem Sinne, Regenrinne. Rock 'n' Roll. 2014 wird das Nova Rock 10 Jahre alt, noch größeres wird erwartet. Wir sind gespannt und sehen uns mit Sicherheit wieder zwischen dem 13. und 15. Juni 2014.

Live Report:

Für viele ging es bereits schon im Laufe des Mittwochs los in Richtung ungarische Grenze in das beschauliche Nickelsdorf. So auch für uns. Nach einem gut zwei stündigem Nachttrip durch Wien, machten wir uns gegen 5 Uhr am Donnerstag Morgen auf den Weg, um die letzten gut 70 Kilometer hinter uns zu lassen. Im schönen neuen Bundesland Österreichs, dem Burgenland, ist man es gewohnt schöne, heiße Sommer zu erleben. So knallte bereits in den frühen Morgenstunden und vorallem nach den vergangenen Flut- und Regenwochen die Sonne gehörig vom Himmel. Erstmal angekommen waren schon einige hundert Besucher auf dem vorsorglich eingerichteten Übergangsparkplatz anzutreffen. Gegen halb 7 wurden dann die fest vorgesehenen Parkplätze freigegeben. Das Festival nahm seinen Lauf.
Sauber einsortiert in den ersten Reihen in Eingangsnähe mussten wir noch ein paar kurze Stündlein auf den Einlass warten. Um 9 Uhr zur besten Frühstückszeit war es endlich so weit. Ganze zwei Stunden früher als offiziell beschrieben war. Aber das hat natürlich niemanden interessiert.
Ein Teil der Truppe kämpfe sich recht schnell durch das große Eingangszelt, während wir noch läppische zwei einhalb Stunden vor dem Pressecontainer auf unser Bändchen hofften. Um halb 12 war auch das geschafft, was eigentlich um 10 Uhr oder im idealfall ebenso um 9 Uhr hätte passieren sollen. Wir waren drin.

Am Vorabend passierte also nicht sehr viel. Stimmungssteigernde Hopfengetränken befeuchteten die ausgetrockneten Kehlen und kühlte den ersten Sonnenbrand von innen. Dann gings auch schon pünktlich gegen Mitternacht ins Bett. Man will ja fit sein für Rammstein und Co.

Gesagt getan, um 8 Uhr waren schon die ersten wieder oder immer noch auf den Beinen. Schön die erste Dusche zischen und mit dem Bier die Zähne spülen. So muss dat. Zwischen 14 und 15 Uhr am Freitag wurden dann auch die Stages eröffnet. Das war eine Aufgabe für Heaven's Basement gefolgt von Hellyeah auf der Blue und The Ghost Inside auf der weiter entfernten Red Stage. Im Pressezelt traf man sich indes mit Chris#2 und dem Drummaster Pat Thetic von Anti-Flag auf "an Ratsch" und plauderte über Unicorns, dem veganischen Trend und natürlich das 20 jährige Jubiläum der Band.
Anschließend wurde es etwas hektischer. Das Programm war straff und übersät mit kraftvollen Acts. So ging es ab zu P.O.D., Testament, Kreator, Anti-Flag, Five Finger Death Punch, Sabaton, Within Temptation und Airbourne, um nur einen Großteil zu nennen. Immer im Wechsel zwischen den Main Stages. Gegen 23.35 Uhr war es dann endlich so weit. Seit der letzten Rammstein Show auf dem Nova Rock sind inzwischen schon wieder drei Jahre vergangen. Es wurde also höchste Zeit neue Maßstäbe zu setzen. Die Berliner Jungs ließen ihren Versprechen Taten folgen. Eine wahrlich meisterhafte Rammstein Performance. Ein Best-Of Programm bestehend aus:

  • Ich tu dir weh
  • Wollt ihr das Bett in Flammen sehen?
  • Keine Lust
  • Sehnsucht
  • Asche zu Asche
  • Feuer frei!
  • Mein Teil
  • Ohne dich
  • Wiener Blut
  • Du riechst so gut
  • Benzin
  • Links 2-3-4
  • Du hast
  • Bück dich
  • Ich will

Zugaben:

  • Mein Herz brennt
  • (Piano Version)
  • Sonne
  • Pussy
  • Ohne dich (Piano Version)


Das Ganze natürlich in Rammstein Manier mit jeder Menge Krach, Pyroeffekten, Feuerwerk und einem einzigartigen Publikum das besonders gut drauf war. Dies merkte auch Till Lindermann und verneigte sich zum Ende hin mit den Worten "Danke, ihr wart geil". Seine Mannen taten es ihm gleich. Das erlebt man nicht alle Tage!
Schade, dass es gegen 1 Uhr Nachts schon zu Ende war. Der Kopf begriff noch gar nicht, dass die Show schon vorbei ist, der Wow-Effekt hängt heute noch drin. Nur gut, dass es die Party Area gab. Hier konnte man sich erholen, Leute kennen lernen und einen kühlen Drink genießen. Das beste Partyprogramm bis 5 Uhr früh auf zwei Areas und mehreren Bars.

Nach rund drei weiteren Stunden schlaf, weckte einen die Hitze sanft im Zelt. Triefend vor Schweiß und noch leicht geistig verwirrt, stapfte man zur morgendlichen Dusche. Hellen Verstandes ging es zurück zum Zelt. Bierzeit.
Wer musikinteressiert ist und auf Festivals geht um möglichst viel mitzunehmen, wurde auch am zweiten Tag nicht enttäuscht. Die Kilometer spulten nur so runter während man die weiten Wege zwischen den Stages mehrmals täglich in Kauf nahm. So durfte man sich auf Konzerte von The 69 Eyes, Amaranthe oder Dragonforce freuen. Leider gab es bei diesen Dreien Aufbau- bzw. Soundprobleme und man konnte nur den halben Auftritt so wirklich genießen. Doch was man hörte überzeugte auf voller Linie. Wie schon am Tag zuvor, waren das einwandfreie Auftritte mit klarem, knackigen Sound und super Darstellungen. Wer jetzt denkt das waren alle Highlights, täuscht sich gewaltig. Der späte Nachmittag und auch der Abend hatte noch Parkway Drive, Amon Amarth, HIM und Deichkind im Programm. HIM enttäuschte mich persönlich ein wenig. Die Hits waren von den CDs bekannt aber der Liveauftritt war so ziemlich der einzige der den Erwartungen nicht gerecht wurde. Man sah einen leicht in die Jahre gekommenen Ville Valo der scheinbarst gesanglich nicht mehr die Energie und Kraft ins Mikro brachte die man sich gewünscht hatte. Auch showtechnisch eher eine solide Leistung. Den Fans und vorallem den Mädels der ersten Reihe hat es trotzdem bestens gefallen ;-)
Abschließend durften die bereits 1973 gegründeten und auch schon in die Jahre gekommenen Hard-Rocker von Kiss auf die Blue Stage. Ein Traum vieler Besucher ging hiermit in Erfüllung. Es gibt wenige Bands auf diesem Planeten, die eine solch Energie geladene Show voller Überraschungsaktionen und Effekten aufziehen, wie die maskierten Mannen aus New York. Wie man den Bildern entnehmen kann, tronte bereits den ganzen Tag über eine mit dutzenden Scheinwerfern versehene Gerüstkreation in Form einer Spinne unter Bühnendach. Diese wurde auch zwischenzeitlich zum Mittelpunkt der Show, als sich Sänger Paul Stanley senkrecht nach oben katapultierte und mit einem lauten Knall oben unter dem Dach, sozusagen auf dem Kopf der Spinne, im Rauch wieder auftauchte. Seine funkenschießende Gitarre sorgte immer wieder für Explosionen auf der Bühne. Gigantisch was die Jungs in die Luft jagten. Um dem Publikum so nahe wie möglich zu sein, "flog" der Kiss Frontmann an Seilen über die Besucher hinüber zum Mischturm und spielte von dort aus weiter. Gestern schossen noch Rakaten von Rammstein an den Seilen entlang über das staunende Publikum gut fünf Metern über den Köpfen.
Nach knapp zwei Stunden musste auch dieses Schauspiel leider das zeitliche segnen und so ging es heiß diskutierend und begeistert nach einem langen Tag Richtung Zelt.

Der letzte Tag begann wie die vorherigen auch. Früh geweckt durch die unausstehliche Hitze im Zelt machte man sich bereit für den inzwischen ersehnten Abschlusstag. Die Füße taten schon weh, die Luft war ein wenig raus und man mochte nicht mehr von Band zu Band oder von Bühne zu Bühne laufen, sondern genoss lieber ein kühles Getränk, was auch verständlich ist. Dennoch war es vor den Bühnen derart voll, dass man selbst als Pressevertreter nicht mehr in den ersten Wellenbrechen kam. Der war nämlich schon vor Konzertbeginn dicht und gesperrt, sodass die Sicherheit der Besucher gewährleistet war. Auf uns wartete ein beeindruckendes Abschiedslineup: Caliban, Dir En Grey, Steve Wilson, Asking Alexandria, Paramore, Papa Roach, Bullet For My Valentine, Sportfreunde Stiller, KoRn und Volbeat als Red Stage Headliner. Parallel gab sich auf der Blue Stage der eigentliche aber dennoch ungewöhnliche Main Act die Ehre. Kings Of Leon, ihres Zeichens in fester Hand der Followill Brüder, verabschiedeten die rund 60000 Besucher mit einer mehr als soliden, abwechslungsreichen Show in die Nacht. Beendet wurde das Nova Rock 2013 pünktlich um 0.05 Uhr mit einem beeindruckenden Feuerwerk. Unter Goldregen der vom Himmel viel empfand man zum einen Freude über das was war und darüber, dass es nach vier Tagen endlich ein Ende nahm aber andererseits auch Traurigkeit, dass es schon vorbei ist.
Was bleibt ist die Erinnerung an viele großartige Bühnenshows. Einige davon wird man so schnell nicht wieder oder vielleicht sogar nie wieder sehen, geschweige denn vergessen. Das war absolutes Top Level was uns hier geboten wurde!

Text: Manuel Miksche