Megadeth Dystopia Tour 2016 – Nachbericht München/Tonhalle

Mittlerweile können wir bereits von Jahren sprechen – Jahren, die es her ist, dass die Mitbegründer des Thrash-Metals die Hallen der bayerischen Hauptstadt zum Beben gebracht haben. Lediglich fünf Deutschlandtermine standen bei den Amerikanern auf dem Tourplan, wovon einer glücklicherweise München war. Nachdem sie bereits Anfang des Jahres ihr aktuelles Album „Dystopia“ released hatten, war es auch mehr als an der Zeit ihre Fans rund um den Globus zu erfreuen und beschallen. Auf ihrer Dystopia Tour 2016 hatten die Alt-Thrasher jüngeres Gemüse aus Denver im Gepäck.

Havok – eine Thrash-Metal Band, die 2004 von David Sanchez und seinen Männern gegründet wurde – hatte die ehrenvolle Aufgabe die Tonhalle in München am hiesigen Donnerstag zu unterhalten. Keine schwere Aufgabe hinsichtlich der Massen an Menschen, die die ausverkaufte Halle selbst unter der Woche überrannten. Obwohl der Großteil sicherlich wegen den Großmeistern des Thrashs anwesend war, ließen sich die Anwesenden voll und ganz auf das Warm-up Paket der jüngeren Amis ein. Zurecht, denn Reece Scruggs & Co. legten so dermaßen los, dass förmlich nur eine Staubwolke überblieb. Die Geschwindigkeit auf einem hohen Level, musikalisch schier nicht zu stoppen und gesanglich in den unterschiedlichsten Sphären unterwegs ballerten die Männer aus Denver einen nach dem anderen Song raus und überzeugten auf ganzer Linie. Es ist mehr als fraglich, woher sie nur diese Energie und Macht hervorzaubern konnten, mit der sie die gesamte Halle in Wallung brachten. Höchsten Respekt vor David Sanchez, Reece Scruggs, Nick Schendzielos und Pete Webber, die ihr Handwerk definitiv verstehen und genau wissen, wie sie Thrash wahrlich zum Leben erwecken können.

Setlist:

  • Point of No Return
  • No Amnesty
  • From the Cradle to the Grave
  • Claiming Certainty
  • Covering Fire
  • Fatal Intervention
  • Time Is Up
  • D.O.A.
  • Give Me Liberty...or Give Me Death

Im Anschluss an die unglaublich eindrucksvolle Einstimmung in den Abend betraten DIE Männer die Bühne, die von wirklich jedem einzelnen der Anwesenden sehnsüchtig erwartet wurden: Megadeth! Für die einen war dieser Abend ein ganz besonderer, weil sie endlich die Großmeister das erste Mal live erleben durften, für die anderen war es nicht das erste Mal, aber durchaus eine erneute, lohnenswerte Erfahrung. Deutlich gealtert, aber dennoch motiviert betraten Dave Mustaine, Kiko Loureiro, David Ellefson die Bühne in der Tonhalle München und legten gleich von Beginn an ein ordentliches Tempo vor. Mit von der Partie war natürlich der Song „Tornado of Souls“, der gleich an dritter Stelle herausgeballert wurde und für besonderen Jubel innerhalb der Menge sorgte. Aber auch der weitere Song-Verlauf, der von unterschiedlichsten Songs aus verschiedenen Zeiten geprägt wurde, stieß auf deutlich positiven Anklang im Publikum. Songs wie „Symphony of Destruction“ und „Sweating Bullets“ durften dabei nicht fehlen. Obwohl man an der ein oder anderen Stelle deutlich mehr Show von Dave Mustaine erwarten hätte können, war der gesamte Auftritt definitiv gelungen. Seine Bandkollegen schafften dennoch den Sprung und brachten etwas mehr Leben auf die Bühne. Da kann Mastermind Mustaine seine Soli noch so eindrucksvoll und präzise herunterrattern – seinen sonstigen Bewegungen zufolge wäre es durchaus sinnvoll gewesen, ihm einen Stuhl zu besorgen, auf dem er sich während seines Auftritts in Ruhe austoben hätte können. Mit wenig und zutiefst unverständlichen Ansagen zogen die Amis ihr Programm straff und zeitig durch und beschlossen damit verhältnismäßig früh den Thrash-Abend vom Feinsten ohne großes Tamtam zu beenden. Hut ab lieber Dave, was du in deinem Alter noch so alles auf die Beine bzw. Bühne bringst. Insgesamt ein sehr gelungener und toller Abend, wer einen Blick hinter die Kulissen werfen wollte.

Setlist:

  • Hangar 18
  • The Threat Is Real
  • Tornado of Souls
  • Poisonous Shadows
  • She-Wolf
  • Wake Up Dead
  • In My Darkest Hour
  • Post American World
  • Sweating Bullets
  • Trust
  • Fatal Illusion
  • Dawn Patrol
  • Dystopia
  • Symphony of Destruction
  • Peace Sells
  • Holy Wars... The Punishment Due (Zugabe)

Text: Conny Pläsken