Kreator auf „Gods of Violence“-Tour 2018 - Review Music Hall Innsbruck

Über ein Jahr ist es schon wieder her, dass das aktuelle Kreator-Album veröffentlicht wurde und dabei direkt an die Spitze der deutschen Charts schoss. Der Erfolg ihres Jünglings ist trotzdem noch immer ungebrochen, da sie mittlerweile ihre zweite Europa-Tournee angetreten haben. Mit auf ihrer Liste stand dieses Mal die Music Hall im beschaulichen Innsbruck, das bisher noch nicht oft in den Genuss der Essener Musiker gekommen war. Umso erfreulicher deshalb, dass das Konzert ausgerechnet an einem Freitag (06.04.2018) stattfand. Support erhielten Kreator gleich von mehreren Seiten: Insanity Alert, Black Inhale und Schirenc Plays Pungent Stench.

Black Inhale

Da wir einen etwas weiteren Anfahrtsweg hatten, kamen wir leider nicht mehr in den Genuss der ersten Vorband, sondern konnten unsere Zelte pünktlich zu Black Inhale aufschlagen. In österreichischen Metalkreisen hat sich die Band bereits in den vergangenen Jahren einen Namen gemacht – ganz im Gegensatz zu Deutschland, wo sie eher noch unentdecktes Terrain sind. Und das vollkommen zu Unrecht! Auch wenn man bei der Band vielleicht zwei bis drei Songs braucht, um mit ihrer ganz eigenen Interpretation von Thrash Metal warm zu werden, so wird es umso heißer, hat man diese Hürde übersprungen. Schlo, Glutzi, Boris und Markus haben nicht nur musikalisch ganz schön was auf dem Kasten, sondern haben auch ein Gespür dafür, was ihr Publikum braucht. Und das geben sie ihm dann natürlich auch, nämlich eine Show, die sich mehr als sehen und natürlich hören lassen kann. Einen besonderen Anteil daran hat allerdings Sänger und Frontmann Schlo. Nicht genug damit, dass seine Stimme viel Charakter innehat, teilweise sogar etwas an James Hetfield erinnert und damit hohen Wiedererkennungswert besitzt. Auch äußerlich macht er durchaus was her und sorgt damit für lautes Gekreische unter den Damen in den vorderen Reihen (und wahrscheinlich auch über die Grenzen Innsbrucks hinaus). Obwohl sich Black Inhale einer etwas moderneren Art des Thrash Metals verschrieben haben, so hört man doch deutlich heraus, dass Metallica maßgeblichen Einfluss auf ihre Arbeit hatten. Eine spannende Band also, die mit ihrem unglaublichen Talent nicht umsonst die Music Hall zum Beben gebracht hat.

Black Inhale als Support für Kreator in der Music Hall in Innsbruck

Schirenc Plays Pungent Stench

Nach einer blitzartigen Umbaupause gaben sich die Death Metaller mit dem ungewöhnlichen Namen Schirenc Plays Pungent Stench die Ehre. Dem ein oder anderen mag Pungent Stench als Band ein Begriff sein, die sich 2007 aufgelöst haben. Für die Szene war dies ein herber Schlag und die Rufe nach einer Neuauflage wurden immer lauter. Glücklicherweise wurden diese vom ehemaligen Sänger und Gitarrist Schirenc bald erhört. Er ließ die alten Songs in neuer Besetzung und neuem Namen wiederaufleben. Da dieses Konzept so erfolgreich funktionierte, behielt er es bei und machte fortan als Schirenc Plays Pungent Stench weiter. Musikalisch stechen die Wiener definitiv aus der Menge der Death Metal Bands heraus. Ihr dröhnender, basslastiger Sound ist in dieser Intensität durchaus ungewöhnlich und hat trotz der Geschwindigkeit der Riffs etwas Doomiges an sich. Aufgrund der Größe der Bühne bot sich für das Publikum ein interessanter Anblick, da die drei Männer im Grunde nicht einmal die Hälfte der Bühne ausfüllten. Noch dazu kam, dass Sänger Schirenc und Bassist Danny wohl etwas bewegungsfauler waren. Da wurde anstatt die gesamte Bühne für sich und seine Performance zu nutzen nur ein kleiner Radius in Anspruch genommen, in dem man seine Kreise zog. Bei Danny jedoch weniger verwunderlich, da er mit seinen ausgeprägten Kotletten und seinem Holzfällerhemd bilderbuchmäßig aus einer Rockabilly Band stammen könnte, bereit sich jederzeit an den Kontrabass zu begeben. Seine abschließende Entblößung des Oberkörpers war eher obsolet und könnte zukünftig gerne unterlassen werden. Doch ungeachtet von Äußerlichkeiten lieferten die Österreicher eine solide Show ab, die zwar nicht die breite Masse ansprach, umso mehr aber wahre Fans begeisterte.

Kreator

Während der Umbaupause bekam man bereits einen Vorgeschmack auf die Show, da man bestens auf das imposante, düstere Bühnenbild blicken konnte, das von Kirchfenster-artigen Bildschirmen rechts und links umgeben war. Alles, was zum absoluten Glück demnach noch fehlte, war Kreator. Als „Mars Mantra“ dann endlich ertönte, gingen sogleich die ersten Jubelchöre los. Warum sich die Band derzeit so auf das Intro des Vorgängeralbums anstatt ihres aktuellen Albums eingeschossen haben weiß zwar niemand, ist aber auch nicht so schlimm, da „Phantom Antichrist“ ebenfalls wie „Gods of Violence“ ein sensationelles Album ist. Trotz etwas zu dunkel geratener Lichtverhältnisse während der ersten Hälfte der Show lieferten die Essener ohne Ende ab und zeigten, was eine Thrash Größe auch nach über 30 Jahre noch immer auf die Bühne bringt: nämlich Dynamik, Leidenschaft und Perfektion. Und genau das lieben die Fans an Kreator so sehr. Das, was sie tun, tun sie mit allem, was sie zu bieten haben und auch wenn die meisten Ansagen von Mille gerne bei jeder Show wieder benutzt werden, wirkt er zu keiner Sekunde unauthentisch. Wahrscheinlich ist das auch sein Geheimnis, wie er es eigentlich schafft innerhalb der ersten drei Songs eine Wall of Death im Publikum entstehen zu lassen. Im Grunde sind Kreator sowieso die ungeschlagenen Wall of Death-Meister, die hinsichtlich Quantität und Qualität von kaum einer anderen Band geschlagen werden kann. Musikalisch hatten die Deutschen wie zu erwarten den typischen Ausschnitt ihrer besten Songs mit im Gepäck und schmetterten einen nach dem anderen grandios heraus. So durften bei „Satan Is Real“ natürlich nicht die üblichen Rauchsäulen fehlen, die dem Refrain zusätzliche Wirkmacht verliehen. Aber auch ohne Special Effects war jeder einzelne Song eine Wucht, beinahe schon eine Naturgewalt. Nicht umsonst haben sich die Essener schnell zu DER wichtigsten Thrash Metal Band Deutschlands entwickelt, die auch weit über die Grenzen hinaus sehr erfolgreich unterwegs sind. Ein Rundum-Sorglos-Paket also, das zu jeder Zeit überall funktioniert und Menschen auf der ganzen Welt glücklich macht. Als letztes Highlight wurden während dem Song „Fallen Brother“ Bilder verstorbener Musikgrößen auf den Bildschirmen gezeigt, um ihnen auf diese Weise noch einmal die letzte Ehre zu erweisen. Gänsehaut war da automatisch vorprogrammiert. Mit dem Versprechen, Innsbruck von nun an häufiger zu besuchen, gingen die Musiker nach ca. 90 Minuten, 3 Konfetti-Regen, einigen Rauchsäulen-Attacken und einer überdimensionalen Flagge von der Bühne und hinterließen sowohl ein Schlachtfeld als auch überglückliche Fans, deren Durst nach Konzerten ihrer Lieblingsband fürs Erste gestillt war – so lange, bis hoffentlich ein neues Album erscheinen wird.

Kreator in der Music Hall in Innsbruck

Setlist:

  • Mars Mantra
  • Phantom Antichrist
  • Hail to the Hordes
  • Army of Storms
  • Enemy of God
  • Satan Is Real
  • Civilization Collapse
  • People of the Lie
  • Flag of Hate
  • Phobia
  • Gods of Violence
  • Total Death
  • From Flood into Fire
  • Hordes of Chaos (A Necrologue for the Elite)
  • Violent Revolution
  • Totalitarian Terror
  • Fallen Brother (Zugabe)
  • Betrayer (Zugabe)
  • Pleasure to Kill (Zugabe)

Text: Conny Pläsken