Infected Rain in München – Endorphin Tour 2019

Fernab von jeglichem Mainstream bewegen wir uns, wenn wir über die Grenzen Moldawiens blicken und unser Augenmerk auf eine stark aufstrebende Band namens Infected Rain richten. Erst vergangenes Jahr machte die Band einen Abstecher nach München und konnte schon damals von sich überzeugen. Umso erfreulicher also, dass sie es im Rahmen ihres neuen Albums erneut geschafft haben, die bayerische Hauptstadt zu besuchen. Unterstützung erhielten die Musiker auf der Bühne von Dust in Mind, Klogr und Hypnotheticall, die den Abend direkt eröffnen sollten.

Hypnotheticall

Es gibt Tage, die von Grund auf nicht für Konzerte gemacht sind. Dazu zählt zum Beispiel der Champions-League Mittwoch, an dem die Bayern um das Weiterkommen spielen. Natürlich können auch andere Gründe das Volke vom Besuch des Backstage abhalten, doch dieser erscheint vor allem bei ausgiebigem Public Viewing vor dem Werk der schlüssigste. Entsprechend hatten die Italiener von Hypnotheticall die schwierige Aufgabe, ein eher dünnes Publikum für ihre moderate Darbietung zu begeistern. Doch wie muss man sich die Band eigentlich vorstellen? Metalcore meets Symphonic mit einer Prise Garagen-Sound. Der etwas wirr gestikulierende Sänger setzte dem Ganzen die Krone auf und erwärmte gerade mal eine Handvoll Zuschauer für das Geschehen auf der Bühne. Nach knapp 30 Minuten Spielzeit blieb ein maximal lauwarmes Publikum zurück, das gerne noch abgeholt worden wäre. 

Klogr

Auch die nachfolgenden Musiker, die ebenfalls aus Italien stammten, konnten den Topf nicht zum überkochen bringen. Etwas rockigere Töne á la Disturbed und Rock Antenne-Remix schwallten mehr als Einheitsbrei von der Bühne und rissen entsprechend in Runde zwei nur unwesentlich mehr Zuschauer mit. Wenn man ehrlich ist, hätte wahrscheinlich eine einzige Minute eines Heino-Songs schon für mehr Begeisterung gesorgt. Direkt auszusetzen gab es jedoch auch nichts, denn Klogr plätscherten angenehm nebenher und zeigten sich damit schon als deutliche Steigerung zur Eröffnung des Abends.

Krogl - Backstage Halle München
Foto: Manuel Miksche

Dust in Mind

Weiter im Text ging es mit weiblicher Verstärkung an der Front. Dust in Mind sind sozusagen die logische Überleitung von Alternativ Rock zu Infected Rain und schienen damit endlich stärker die Bedürfnisse des Publikums zu befriedigen, als es ihre Vorgänger schafften. Wie so häufig im Female-Fronted Bereich wurde Sängerin Jen durch ihren Bandkollegen Dam gesanglich unterstützt, wodurch eine natürliche Balance aus hohen Klar-Tönen und kratzigem Gesang entstand. Die naheliegenden Parallelen zu Lacuna Coil machten sich hier nur unwesentlich bemerkbar. Nichtsdestotrotz erfüllten die Franzosen den nicht mehr ganz so unendlichen Raum vor der Bühne mit immer mehr Leben und ernteten als erste Band des Abends tatsächlich reichlich Applaus. Eine durchwegs solide Performance, der allerdings etwas mehr Charakter nicht geschadet hätte.

Dust In Mind - Backstage Halle München
Foto: Manuel Miksche

Infected Rain

Drei Vorbands hat es gebraucht, bis sich Elena „Lena Scissorhands“ Cataraga und ihre Gefolge endlich auf der Bühne erschienen und in gewohnt moldawischer Manier zeigten, wo der Hammer hängt. Abrissbirnen vertrieben die rosa Ponys mit Puschel-Mähnen und machten endlich Platz für ein echtes Live-Erlebnis. Und hierfür wurde gnadenlos auf die Kacke gehauen. Lena's einmalige Growls und Screams zusammen mit den erbarmungslosen Drums ergaben eine Atmosphäre, in der man sich aller unerwünschten Dinge entledigen konnte und sich nur noch auf das Hier und Jetzt konzentrierte. Der beste Beweis dafür war neben einem Publikum, das aus dem Nichts zum ausflippen begann, der immer wieder erneut einsetzende Circle Pit im hinteren Bereich der Halle. Unwesentlich war es auch, ob die Moldawier ältere Dauerbrenner aus dem Ärmel schüttelten oder sich mehr auf aktuelle Stücke konzentrierten – ihre Show war von vorne herein ein heller Stern am Horizont. Und dies lag nicht allein an Lena, der man immer gerne bei ihrer einmaligen Performance zusieht, sondern am Gesamtkonzept der Band. Musikalisch bieten sie eine Mischung aus Nu Metal, Alternative Metal und Metalcore an, wobei sie dabei nicht wie jede x-beliebige andere Band klingen, sondern sich an den besten Elementen der Genres bedient haben, um ihren ganz eigenen und gleichzeitig eingängigen Sound zu kreieren. Entsprechend wandte sich dieser Abend schlussendlich eindeutig zum Guten und verstärkte letztendlich nur den ein oder anderen sehnsüchtigen Gedanken an eine erneute Wiederkehr der Band.

Infected Rain - Backstage Halle München
Foto: Manuel Miksche

Setlist:

  • Fool The Gravity
  • Mold
  • Serendipity
  • Passerby
  • Orphan Soul
  • My Home
  • Freaky Carnival
  • The Earth Mantra
  • Smoking Lies
  • Peculiar Kind of Sanity
  • Endless Stairs (Zugabe)
  • Sweet, Sweet Lies (Zugabe)

Text: Conny Pläsken