Europe Under Attack Tour – Destruction und Co. mischen München auf

„Erscheinen Sie, sonst weinen Sie“ hätte das Motto der „Europe Under Attack Tour“ lauten müssen. Destruction wurden auf ihrer diesjährigen Tour von Flotsam and Jetsam, Enforcer und Nervosa begleitet – ein Line-Up vom Feinsten! Kein Wunder also, dass am 16. September die Halle im Backstage brechend voll war und die Schweißtropfen schier von der Decke tropften.

Nervosa

Eröffnet wurde der Abend von der brasilianischen Thrash Metal Band Nervosa, die gleich für den ersten Hingucker des Abends sorgte, da es sich bei den Thrashern eher um Thrasherinnen handelte. Die gesamte Bandbesetzung war weiblich. Im Grunde ist dies nichts, was unbedingt hervorgehoben werden muss, aber man muss schon zugeben, dass weibliche Bands im Metal Bereich selten gesäht sind – besonders wenn es um härtere Riffs wie im Thrash geht. Umso erfreulicher also, dass sich die Brasilianerinnen den weiten Weg gemacht haben, um mit Destruction auf Tour zu gehen. Das Trio riss von der ersten Sekunde an die Hütte ordentlich ab und ließ keinen Zweifel daran, dass sie hier genau richtig sind. Die kanadische Aushilfsdrummerin prügelte auf das Schlagzeug ein als gäbe es kein Morgen, die Gitarristin Prika Amaral, die unter anderem Gründungsmitglied der Band ist, ließ so manchen Gitarristen technisch blass werden und die am Bass spielende Sängerin, Fernanda Lira, legte eine unglaubliche Bühnenpräsenz an den Tag. Neben ihrem perfekt auf Thrash Metal abgestimmten Gesang, der deutlich Anklang fand, wusste sie ihre Mimik und Gestik gezielt einzusetzen und das Publikum gut bei Laune zu halten. Moshpits waren hier quasi vorprogrammiert! Während des Auftritts bestach Lira neben ihrer Fingerfertigkeit am Bass auch mit ihren wilden Gesichtsausdrücken, die von anheizend über böse bis hin zu verrückter Vampir reichten. Insgesamt legten Nervosa hier eine wahrliche Glanzleistung ab, die definitiv Lust auf mehr machte! Musikalisch ist das weibliche Trio sehr zu empfehlen. Von dieser Band wird man in Zukunft sicherlich noch mehr zu hören bekommen! Die aktuelle Scheibe "Agony" wurde im Anschluss also direkt am Merch-Stand käuflich erworben. Reinhören lohnt sich!

Tour Setlist:

  • Hypocrisy
  • Arrogance
  • Death!
  • Surrounded by Serpents
  • Intolerance Means War
  • Masked Betrayer
  • Hostages
  • Theory of Conspiracy
  • Into Mosh Pit

Enforcer

Für etwas musikalische Abwechslung an diesem thrashigen Abend sorgten die schwedischen Jungs von Enforcer. Bereits letztes Jahr im Spätsommer erfreuten die Speed Metaller das Münchner Publikum mit einer grandiosen Show, als sie ihr aktuelles Album „From Beyond“ promoteten. Ein Jahr später ließen sie sich die Chance wohl nicht entgehen, ihre schnellen Riffs erneut unter das Metal Volk zu bringen. Für eingefleischte Fans der Schweden wurde dieser Abend definitiv zu einem Highlight, da sie mit Auszügen ihres aktuellen Albums in den Abend starteten. Dabei wurden natürlich schnelle Ohrwürmer wie „Undying Evil“ oder „From Beyond“ zum Besten gegeben. Aber auch etwas ruhigere Nummern wie „Below the Slumber“ waren mit von der Partie. Musikalisch wie auch hinsichtlich ihrer Performance blieben hier keine Wünsche offen. Sänger Olof Wikstrand, der auf der Bühne teilweise wie ein Schuljunge wirkt, mit seinen ausgefallenen Outfits und seiner einzigartigen, wie für den Speed Metal gemachten Stimme allerdings direkt auffällt, lieferte ohne Ende ab – genau wie der Rest der Band! Es war wahrlich ein Genuss, den Schweden auf der Bühne zuzusehen und dabei sein zu dürfen. Es bleibt zu hoffen, dass es die Band bald wieder nach München verschlägt.

Tour Setlist:

  • Destroyer
  • Undying Evil
  • From Beyond
  • Live for the Night
  • I Turned Into a Martian
  • Below the Slumber
  • Mesmerized by Fire
  • Speak the Tongue of Heathen Gods
  • Hell Will Follow
  • Take Me Out of This Nightmare
  • Midnight Vice

Flotsam and Jetsam

Weiter ging es an diesem Abend mit einer Band, die schon ein paar Jahre mehr auf dem Buckel hat. Seit mittlerweile 35 Jahren mischen die Amerikaner aus dem beschaulichen Phoenix die Thrash Metal Szene auf. Hier handelt es sich um eine Band, die den Weg nach Europa deutlich seltener findet, fand ihr letztes Konzert hier in München doch vor über 3,5 Jahren statt. Umso erfreulicher, dass sie sich mit Destruction auf Tour begeben haben. Nachdem der Altersdurchschnitt auf der Bühne nach Enforcer somit deutlich anstieg, wurden anscheinend auch die Lautstärkeregler etwas nach oben bewegt, da es sich mit Beginn von „Seventh Seal“ so anfühlte, als würde einem der Kopf weggeblasen werden. Mit harten, aber etwas melodischer angehauchteren Riffs als ihre weiblichen Mitstreiterinnen legten sie los. Auch hier blieben kein Kopf und keine wallende Mähne im Publikum ruhig, sondern ließen sich von der Musik leiten. Obwohl der Auftritt beim Publikum gut ankam, war es hier etwas schwieriger, sich darauf einzulassen. Nervosa und Enforcer hatten bereits ordentlich vorgelegt, so dass Flotsam and Jetsam ein paar Songs brauchten, bis auch die letzte Person im Publikum von ihrer Magie eingenommen wurde. Nichtsdestotrotz lieferten die Amerikaner rund um Eric A.K. eine tolle Show ab, bei der fröhlich gebangt und gemosht wurde. Ein angemessenes Warm-Up für den eigentlichen Headliner des Abends.

Tour Setlist:

  • Seventh Seal
  • Dreams of Death
  • Hammerhead
  • Monkey Wrench
  • Desecrator
  • Life Is a Mess
  • Me
  • Smoked Out
  • No Place for Disgrace

Destruction

Nach Flotsam and Jetsam war es endlich soweit: Die Bühne wurde mit zwei unterschiedlichen Bildern fertig präpariert, das grelle Licht wurde getestet und schon konnte die Show beginnen. Unter großem Geschrei betraten die deutschen Thrasher von Destruction die Bühne. Mit deutlich mehr Speed eröffneten sie den letzten Teil des Abends und brachten noch einmal mehr Bewegung in die Menge. Wenig verwunderlich, da Destruction wie auch Sodom oder Kreator zu den deutschen Größen im Trash Metal zählen und sich seit den frühen 80er Jahren durchwegs behaupten. Untermalt wurde dieser Abend durch jede Menge rotes Licht, das die Show der Deutschen umso fulminanter und eindrucksvoller wirken ließ. Neben ihrer unglaublichen Bühnenpräsenz überzeugte Destruction natürlich auch mit einer guten Ladung Songs, die durch die Halle geprügelt wurden. Neben „Curse the Gods“ durften Songs wie „Mad Butcher“ oder „Thrash Attack“ natürlich nicht fehlen. Wessen Thrash Durst an dieser Stelle noch nicht gestillt war, der wurde bei der Zugabe unter anderem mit dem Klassiker „Thrash Till Death“ belohnt. Spätestens hier wurde jedem anwesenden Metaller klar, warum die Band zu deutschen Größen zählt. Power, technische Präzision und ein Speed vom anderen Stern wurden hier in einem Song vereint. Auch nach etlichen Jahren an Bühnenerfahrung lassen die Männer von Destruction nicht nach und bescheren ihren Fans einen unvergesslichen Abend. Bleibt zu hoffen, dass es die nächsten Jahre genauso weitergeht!

Tour Setlist:

  • Under Attack
  • Curse the Gods
  • Pathogenic
  • Nailed to the Cross
  • Mad Butcher
  • Dethroned
  • Life Without Sense
  • Total Desaster
  • Thrash Attack
  • Black Death/Invicible Force
  • Second to None
  • The Butcher Strikes Back
  • Days of Confusion (Zugabe)
  • Thrash Till Death (Zugabe)
  • Eternal Ban (Zugabe)
  • Bestial Invasion (Zugabe)

Text: Conny Pläsken