Ein Hardcore Festival - die EMP Persistence Tour 2015

Und noch ein Jubiläum! Bereits zum 10. Mal hat EMP die europäische Persistence Tour auf die Beine gestellt und am 22. Januar 2015 zum wiederholten Male sieben Hardcore Bands, von denen 3 schon vorher bei verschiedenen Persistence Touren dabei waren, ins Werk des Backstage in München geholt.

Eröffnet wurde der Abend von den fünf Jungs der Hardcore-Punk Band Broken Teeth aus Manchester, England. Broken Teeth begannen ihren 20-minütigen Auftritt pünktlich um 18 Uhr. Und auch wenn die Halle noch lange nicht voll war, konnten die Jungs die Zuhörer gebührend auf einen Abend mit guter Musik einstimmen. Das lag zu einem Großteil an der guten Animation und Interaktion von Sänger Dale Graham mit den Fans. Aber auch ihre Songs wie „The Evil Eyes“ aus der 2012 erschienenen EP „AIN’T NO REST FOR THE WICKED“ oder „My Law“ vom aktuellen Album „SPLIT 7‘‘ (2014) kamen recht gut an und markierten einen guten Start in die Nacht.  
Als nächstes starteten All For Nothing, die Hardcore Matadoren aus Rotterdam, die vor kurzem erst ihren neuen Longplayer „WHAT LIES WITHIN US“ (2014) veröffentlicht hatten. Die Band um Frontfrau Cindy van der Heijden hatte keine Schwierigkeiten das zu diesem Zeitpunkt schon vollere Werk mit ihren energetischen Songs und leicht mitzusingenden Lyrics von Tracks wie „Poison“ oder „Burn The Lies“, beide von ihrem neuen Album, für sich zu gewinnen. Es dauerte nicht lange bis die Menge mit Circlepits und Stagedives anfing - etwas, was den ganzen Abend über anhalten sollte. Aber All For Nothing tauchten etwas tiefer in ihre persönliche Geschichte mit „Taking It Back” (MILES & MEMORIES, 2009) ein und lieferten zwischendurch noch ein klares Anti-Rasissmus und Anti-Faschismus Statement in Anbetracht der momentanen europaweiten Demonstrationen.
Der dritte Act des Abends, Turnstile, brachte einen etwas alternativeren Sound als die beiden Vorgänger auf die Bühne. Die fünf jungen Männer aus Baltimore, Maryland, hatten gerade eine Woche zuvor ihr neues Album „NONSTOP FEELING“ veröffentlicht und spielten natürlich ein paar ihrer neuen Songs, unter anderem „Fazed Out“. Aber auch etwas ältere Tracks von den früheren Platten „PLEASURE TO SUCCEED“ (2013) und „STEP 2 RHYME“ (2011) waren dabei und trugen zur guten Stimmung bei, die die Jungs um Frontmann Brendan Yates verbreiteten.
Ryker’s, eine Hardcore Band aus dem hessischen Kassel, folgten und waren vom ersten Augenblick an in der Lage, nahezu alle in der inzwischen ziemlich gut gefüllten Halle mitzureißen. Die Riffs waren deutlich härter als zuvor und Sänger Kid D. wusste ganz genau, wie er die Menge zum Kochen bringt. Es dauerte nicht lange, bis er in der Zuhörermasse performte. Aber Ryker’s konnten nicht nur mit ihrer Power-Show und der fast 23 Jahre langen Bühnenerfahrung überzeugen. Auch ihre Songs wie „True Love“ - eine 1999 veröffentlichte Hymne an die Hardcore Musik (LIFE IS A GAMBLE…SO IS DEATH) - “Hard to the Core” vom gleichnamigen Album (2014) oder “Cold Lost Sick” (A LESSON IN LOYALITY, 1997) fanden deutlichen Anklang bei den Zuhörern.

Dann kamen die ersten Headliner des Abends auf die Bühne: Walls of Jericho. Bereits zum 4. Mal war die Hardcore Band rund um Frontfrau Candace Kucsulain mit an Bord der Persistence Tour - und das zu Recht. Candace bewies, dass sie leicht mit ihren männlichen Kollegen mithalten kann, sowohl stimmlich als auch durch ihre starke Performance. Die Band aus Detroit, Michigan, spielte Songs aus ihrer kompletten Bandgeschichte und führten die Party des Abends gebührend weiter. Doch der bewegendste Moment des Auftritts war nicht als das gesamte Werk bei Liedern wie „The American Dream” des gleichnamigen Albums (2008) oder „All Hail the Dead” (ALL HAIL THE DEATH, 2004) mitsangen, sondern als Candace die Unterstützung der Band einer Organisation, die schwerstkranken Kinder hilft, verkündete, und ein Fan nicht bis nach der Show am Merch-Stand warten wollte und ihr sofort Geld in die Hand drückte. Die darauf folgende Performance von „Relentless“, einem Song, der an den Kampf dieser Kinder erinnern soll, brachte viele auch weiterhin zum Nachdenken.

Nach einem weiteren kurzen Umbau, kam die Melodic Hardcore Band Ignite aus Orange County, auf die Bühne. Der Kontrast zwischen Ignite und den vorherigen Acts hätte kaum größer sein können an diesem Abend. Verglichen mit den anderen Bands und vor allem Walls of Jericho als direkte Vorgänger waren die Jungs aus Kalifornien fast schon ein bisschen zu soft. Nichtsdestotrotz konnten die Jungs die Menge schnell begeistern. Durch ihre eingängigen Lyrics konnte jeder der Zuhörer schnell bei Tracks wie „Veteran“ vom „A PLACE CALLED HOME“ Album (2000) oder „Family“, einem Song aus dem gleichnamigen Album von 1995, mitsingen. Zwischendurch erklärte Sänger und Frontmann Zoltán Téglás die politische und sozialkritische Sichtweise der Band, welche sich auch in einigen der Lieder wie beispielsweise “My Judgment Day” oder “Fear Is Our Tradition”, beide vom „OUR DARKEST DAYS“ (2006) Longplayer, widerspiegelten. Gegen Ende ihres Auftritts, kündigten Ignite noch ihr neues Album an, an dem sie zurzeit arbeiten und welches noch dieses Jahr erscheinen soll. Als Vorgeschmack spielten die Jungs gleich einen Song des neuen Albums: „Oh No, Not Again“.

Last but not least kamen endlich die Hardcore Biester von Sick Of It All auf die Bühne. Die Stimmung in der Halle erreichte schnell ihren Höhepunkt und die Band um Sänger Lou Koller und seinen nicht weniger exzentrischen Bruder und Gitarristen lieferten wieder einmal eine großartige Show, die alle mitriss. Ebenfalls Wiederholungstäter der Persistence Tour, brachten Sick Of It All gleich eine große Vielfalt ihrer Diskographie mit nach München. Angefangen bei dem 1994 veröffentlichtem „Scratch the Surface“ des gleichnamigen Longplayers, über „Sanctuary“ ihres Albums „CALL TO ARMS“ (1999) bis hin zu „Us Vs. Them“ aus „XXV NONSTOP „und Songs aus ihrem 2014 veröffentlichten Album „LAST ACT OF DEFIANCE“, reisten die vier New Yorker einmal durch ihre Bandhistorie und zurück und begeisterten mit dieser Mischung ihre Fans, die kaum genug kriegen konnten.

Jeder, der aus diesem Konzert ohne ein Schweißbad oder blaue Flecke rausgekommen ist, hat wohl einen Teil der Hardrock-Party verpasst, die nicht nur gut organisiert war sondern vor allem auch großartige Performances der sieben Acts mit sich brachte.

Text: Tanja Frank