Batushka – European Pilgrimage Part III - Backstage Werk München

Düsternis, Weihrauch und Altare - mit all dem durfte man auf der European Pilgrimage Part III rechnen. Was auch sonst, wenn die Black Metaller von Batushka ihre Gottesdienste in ganz Europa abhalten. Da die unheilige Predigt jedoch nicht nur ihr Steckenpferd ist, haben sie Schammasch und Trepaneringsritualen mit in ihren Zirkel aufgenommen, um überall ihr Unheil zu verbreiten. An diesem Mittwoch, den 24. Januar war nun auch München an der Reihe.

Batushka – European Pilgrimage Part III - Backstage Werk München

Trepaneringsritualen

Punkt 8 schlossen sich die Pforten zur irdischen Welt und eine Horde Ungläubiger schritt hinab zu den Toren der Hölle. So oder so ähnlich fülhte sich der Anfang des düsteren Abends im Backstage an. Eingestimmt wurde man von der One-man Show von Trepaneringsritualen, die wahrlich nicht einfach zu beschreiben ist. Ein Mann stand auf der Bühne. Allein. Auf seinem Kopf trug er eine schwer auszumachen Kopfbedeckung, die der Schwermütigkeit seiner Musik noch mehr Gewicht verlieh. Mit langsam wechselnder Bühnenbeleuchtung performte bzw. krächzte er sein scheinbar niemals enden wollendes Stück, das von dumpfen Bassriffs und teilweise synthetischen Melodien umspielt wurde. Durch diesen von ihm aufgefahrenen Purismus kam man sich fast vor wie in einem Horrorfilm - denn genau bei solch einem Streifen könnte sein Sound als Filmmusik dienen. Nach, sagen wir mal den ersten drei Songs, wagte der Künstler sich endlich, seinen Kopf zu entblößen. Machte den Auftritt zwar nicht spannender, aber es schadet auch nicht. Als Dekoration hatte er einen kleinen Altar auf der rechten Seite der Bühne platziert, der mit sagenhaften zwei Kerzen, einem Räucherstäbchen und einem Totenkopf versehen war. Definitiv ausreichend für diese Art der Kunst, die eindeutig Geschmackssache ist, gleichzeitig aber etwas Faszinierendes an sich hatte. 

Trepaneringsritualen als Support für Batushka im Backstage Werk in München

Schammasch

Nachdem die Horde durch den Eingang die Finsternis betrat, ging es weiter durch ein nebliges Tal, dessen Schleier aus Weihrauch bestand. Begleitet wurden die bedrohlichen Schwaden von trommelnden Höllenhunden, deren schlagende Klänge mit unheilvollem Sprechgesang und Chören ausgeschmückt wurden. Um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, bewachten Altare mit Kerzen und Tierschädeln die Chöre der Hölle. Es war wie eine endlose Flucht aus der Kirche des dunklen Meisters, der aus Versehen etwas zu großzügig mit dem Weihrauch war. Dass der dunkle Lord dabei natürlich in ein langes Gewand gehüllt war, das keinen Zentimeter seines Antlitzes vermuten ließ und von treu Untergebenen mit allem was sie hatten, nämlich ihrer musikalischen Hingabe und diabolischen Posen, beschützt wurde, war wenig überraschend. Als man endlich am vermeintlichen Ausgang ankam, versuchten lieblich klingende Frauengesänge die Flucht zu verhindern, indem sie verführerisch klingend in den trommelnden Klängen nach einem riefen. Und es zeigte Wirkung, denn all die Untertanen standen fortan andächtig vor dem dunklen Herrn und würdigten seiner in Stille. Als Dank sandte der Herr dumpfe und zugleich eingängige Gesänge hinab zu seinen Untertanen, die hingebungsvoll ihre Augen schlossen und dem Treiben bis zum Schluss genussvoll folgten. 

Schammasch als Support für Batushka im Backstage Werk in München

Batushka

Wer an dieser Stelle dachte, dass die Reise schon vorbei sei, der irrte gewaltig. Hinter der nächsten Schlucht wurde der gemächlich und zugleich höchst andächtig der Hauptaltar des Abends vorbereitet. Ein prunkvoll gedeckter Altar wurde von zahlreichen Kerzen und leblosen Köpfen ummantelt. Mittels langsamer Gitarrenklängen läuteten die unheiligen Priester sodann sanft den Hauptact des Abends ein. Batushka. Unvermittelt und mitreissend zogen sie mit ihrer Geschwindigkeit an, um all ihre Ungläubigen in ihren sakralen Bann zu ziehen. Dafür griffen sie auf alle erdenklichen Hilfsmittel zurück - seien es Weihrauchkugeln, ein maskierter Chor oder die schwarzen Kutten, die nichts als Unheil versprachen. In fremden Zungen predigte der Hohepriester zu seinen Untertarnen und machte sie sich mit drohenden Handbewegungen ohne Weiteres zueigen. Was die Horde jedoch noch nicht ahnte, war, dass diese Predigt lediglich der Vorläufer für das endgültige Höllenfeuer sein sollte, das mithilfe von unglaublich atmosphärischen Double Bass Beats immer weiter zu lodern begann. Mittlerweile bei der Mitte der sakralen Feier angekommen, folgte eine kurze besinnliche Lesung, bevor sich die endgültigen Pforten langsam zu öffnen begannen. Der Priester samt Gefährten stieg langsam hinab in die Flammen und predigte dabei ewige Verdammnis denjenigen, die ihm nicht folgen würden. Doch der durch und durch einmalige Gottesdienst verführte auch den letzten Anwesenden dazu, Batushka überall hin zu folgen. Somit nahm die Reise in die Dunkelheit ein eindrucksvolles Ende, welches so kein zweites Mal erschaffen werden könnte.

Batushka im Backstage Werk in München

Text: Conny Pläsken