Arch Enemy "Will To Power" Tour 2017 – Tourauftakt in Innsbruck

Wer in den letzten Wochen und Monaten in den sozialen Medien unterwegs war, wird sicherlich mehr als einmal mit Arch Enemy in Berührung gekommen sein. Die Band war wirklich sehr fleißig beim Promoten ihres neuen Albums und zeigte sich äußerst präsent auf diversen einschlägigen Kanälen. Und wo ein neues Album ist, muss natürlich auch eine Tour her. Da sich die Melodic Death Metaller nicht lumpen lassen, kündigten sie direkt eine zweiteilige European Tour an, die 2017 eher im östlichen Teil stattfindet und 2018 in Deutschland & Co. fortgesetzt wird. Innsbruck hatte die Ehre die auserwählte Stadt für den Tourauftakt der "Will To Power" Tour am 15. September zu sein. Als Support für 2017 wurden Jinjer mit ins Boot geholt, die auch in der Music Hall in Innsbruck mit von der Partie waren.

Jinjer

Viele Metalheads hatten an diesem Freitag den Weg nach Innsbruck auf sich genommen, um Arch Enemy – und ihrem Jubel zufolge auch Jinjer – zu sehen. Um kurz nach 8 war die Music Hall schon gut gefüllt und bereit für etwas exotischen Metalcore aus der Ukraine. Los ging es mit harten Bass-Klängen, die stark an Korn erinnerten und die Jinjer-Neulinge unter den Anwesenden durchaus neugierig machten, was noch folgen sollte. Die Antwort darauf war klein, schlank, hatte zurückgegeltes Haar, trug schwarzen Lippenstift und einen schwarzen Ganzkörperanzug. Es handelte sich natürlich um Tatiana Shmailyuk, die Frontfrau der Band. Sie bewies von Anfang an, dass Alissa White-Gluz nicht die einzige Frontfrau mit Growl-Talent ist. Doch Growlen war noch nicht alles, was sie zu bieten hatte, denn von Song zu Song zeigte Tatiana immer mehr, dass auch ihr Clear-Gesang nicht von schlechten Eltern ist und durchaus Gänsehaut-Potenzial besitzt. Es war jedoch nicht nur ihr vielfältiger Gesang, der Jinjer als Metalcore-Exoten erscheinen ließ. Die Band verstand es, verschiedenste Einflüsse in ihrer Musik zu vereinen und damit einen einzigartigen Sound zu kreieren. Etwas Death Metal, Progressive wie auch Groove-Elemente brachten viel Abwechslung in ihre musikalische Darbietung und sorgten gleichzeitig für etwas Irritation, da es schier unmöglich war, die Band einzuschätzen. Und genau das (wie auch soundtechnische Probleme) war ebenfalls dafür verantwortlich, dass sicherlich der ein oder andere Anwesende etwas unschlüssig und ratlos bezüglich ihrer Performance zurückblieb.

Arch Enemy

Weniger exotisch, dafür umso stärker ging es nach einer etwas längeren Umbaupause mit dem Headliner des Abends weiter. Voller Vorfreude fieberte das deutlich größer gewordene Publikum dem Erscheinen der Schweden auf der Bühne entgegen, die von der kanadischen Power Frau Alissa White-Gluz angeführt wurden. Als perfekte Einstimmung für ihre Show wählten die Melodic Death Metaller „The World Is Yours“ als Opener, um das Publikum vom ersten Moment in die richtige Arch Enemy-Stimmung zu bringen. Bei dieser Hammer-Nummer allerdings kein Kunststück, denn die Band und vor allem Alissa wissen ganz genau, wie sie ihr Publikum begeistern können. Es ist wirklich kaum zu übersehen, wie der Hype um die Band in den letzten Jahren stetig größer geworden ist, was nicht allein an ihrer musikalischen Entwicklung liegt, sondern hauptsächlich ihrer charismatischen Frontfrau geschuldet ist. Nicht nur dass Alissa das Growlen perfekt beherrscht, sie versteht außerdem etwas davon, eine mitreißende und stets überwältigende Bühnenperformance abzuliefern, von der sich eine Mehrzahl an Frontfrauen eine große Scheibe abschneiden könnte. Die Kanadier wandelt sich vom furchteinflößenden Biest zu einem grazilen Wesen innerhalb einer Sekunde und verliert dabei zu keinem Zeitpunkt ihre authentische Ausstrahlung. Noch dazu bringt sie so viel Dynamik und Bewegung in die Musik und auf die Bühne, indem sie die Songs nicht nur singt, sondern gleichzeitig lebt und das bei jedem ihrer Schritte deutlich zeigt. Genau das macht sie aus und verleiht damit auch der Musik und den Auftritten von Arch Enemy ihren besonderen Charme. Und dabei war es im Grunde egal, ob neuere Songs wie „As the Stages Burn“ oder ältere Songs wie „War Eternal“ und „Ravenous“ performt wurden – das Publikum war zu jedem Zeitpunkt ihrer Show voll dabei und feierte die Schweden inklusive ihrer Wahnsinns Frontfrau unheimlich. Wer sich an dieser Stelle fragt, wie ein solch gelungener Abend noch besser werden sollte, dem kann eine einfache Antwort gegeben werden: mit „Nemesis“. Dieser Klassiker löst jedes Mal aufs Neue wahre Jubelchöre aus, weshalb Alissa White-Gluz, Jeff Loomis, Michael Amott, Sharlee D’Angelo und Daniel Erlandsson den Song bevorzugt am Ende zum Besten geben. Der perfekte Tourauftakt also, der nicht nur der Band unheimlich Spaß gemacht hat, sondern einem Haufen österreichischer Metalheads einen denkwürdigen Abend beschert hat.

Setlist:

  • The World Is Yours
  • Ravenous
  • Stolen Life
  • Blood in the Water
  • War Eternal
  • My Apocalypse
  • You Will Know My Name
  • The Race
  • As the Stages Burn
  • Burning Angel
  • The Eagle Flies Alone
  • No Gods, No Masters
  • Dead Bury Their Dead
  • We Will Rise
  • Avalanche
  • Snow Bound
  • Nemesis

Text: Conny Pläsken