Arch Enemy – „As The Stages Burn“ Tour Review München

Wenn bereits vor Einlass die Schlange vor dem Backstage fast bis zur Post hinter reicht, weiß man, was es geschlagen hat: Arch Enemy! Die Melodic Death Metaller rund um Frontfrau Alissa White-Gluz sind derzeit auf großer Tour unterwegs und haben dabei München nicht vergessen. Mit dabei waren Lacuna Coil und The Haunted.

The Haunted

Einen starken Anfang lieferten die Schweden von The Haunted ab, die als erste Band des Abends eine eher undankbare Position hatten. Pünktlich um halb 8 erschienen die Thrasher auf der Bühne und legten ohne große Worte direkt los. Ihre harten und schnellen Riffs, die mit eingängigen Melodien untermauert waren, sorgten zunächst noch für ein paar nickende Köpfe. Nach ein paar Songs wurde dem bereits gefülltem Werk allerdings klar, dass es sich hier nicht um eine 0815 Vorband handelt, sondern um qualitativ hochwertigen Thrash Metal, weshalb Jubel, Pommesgabeln und fliegende Haare schneller zu sehen und zu hören waren, als der Pabst "Amen" sagen kann. Mit starken und eingängigen Songs ging es auch weiter - man hätte fast vergessen können, dass hier ja noch die erste Vorband spielt... Zur Freude aller Anwesenden begnügte sich die Band nicht nur mit einem halbstündigen Set, sondern spielte volle 40 Minuten und boten damit einen perfekten Start in den Abend. So konnte es weitergehen!

Lacuna Coil

Nach der beeindruckenden Leistung der Schweden blieben wir musikalisch in Europa, denn es war Zeit für die Italiener von Lacuna Coil - nämlich nach unschlagbaren 20 Minuten Umbaupause! Heiß ersehnt beraten Cristina Scabbia und ihre Kollegen die Bühne und ernteten dafür schon beträchtlichen Applaus. Gänzlich im Zombie meets Psycho-Look, wie sie sich in letzter Zeit gerne präsentieren und damit etwas Licht in die düstere Metal Szene bringen, gaben unsere italienischen Nachbarn richtig Gas und nahmen schnell das ganze Werk ein. Bei der Bühnenpräsenz und Stimme, die Cristina an den Tag legt, auch kein Wunder. Von tiefsten Tönen bis ganz nach oben - sie schmetterte einfach alles voller Inbrunst heraus. Songtechnisch setzten die Alternative Metaller mit Gothic Einflüssen auf eine gute Mischung alter und neuer Songs. Besonders "Heaven`s a lie" stach dabei heraus, da der Song alle Facetten der Band in sich vereint - von ruhig und sanft bis laut und kraftvoll war alles dabei und wurde von minutenlanger Gänsehaut begleitet. Das kann sich wirklich sehen lassen! Auf diesem Niveau ging es fröhlich weiter - Cristina und Andrea, der zweite Sänger der Band, gaben bis zum Schluss alles und bewiesen, warum ihr Ruhm und ihre Bekanntheit mehr als verdient sind. Eine starke Performance von einer starken Frontfrau (und natürlich Band)!

Arch Enemy

Nach einer gefühlten Ewigkeit ging das Licht aus, das Publikum wurde still und wartete gebannt, was passieren würde. Ein Bandmitglied nach dem anderen erschien auf der Bühne und eröffnete das Konzert, worauf das gesamte Werk gewartet hatte. Zu guter Letzt erschien auch Alissa und komplettierte damit DAS Highlight des Abends: den Auftritt von Arch Enemy. Mit „Enemy Within“ hatten sich die Melodic Death Metaller direkt ein kraftvolles Stück ausgesucht, das ihre Fans instant mitriss. Die Band verstand es allerdings auch, mit ihrer starken und sehr abwechslungsreichen Bühnenshow nicht nur was für die Ohren, sondern definitiv auch für die Augen zu bieten. Besonders Alissa als durch und durch charismatische Frontfrau wusste sich zu bewegen und ausdrucksstark zu performen, sodass es zu keiner Sekunde auf der Bühne langweilig wurde. Es kommt wahrlich nicht oft vor, dass man bei Sängerinnen oder Sängern das Gefühl hat, dass sie nicht einfach nur ihre Standard Show mit ihren gewohnten Bewegungen herunter rattern, sondern wirklich mit vollem Herzen bei der Sache sind. Hier war dies allerdings ganz klar der Fall! Egal ob „War Eternal“, „Ravenous“, „You Will Know My Name“ oder einen anderen Ohrwurm von Arch Enemy, jeder der Songs war ein erneutes Erlebnis – da war es egal, wie oft man sie davor schon einmal gesehen hatte oder nicht. Die Band versucht jedes Mal aufs Neue ihr Publikum für sich zu gewinnen, obwohl sie das sowieso von Anfang an geschafft hatten. Diese besondere Stimmung wussten die Fans auch zu würdigen und moshten und bangten was das Zeug hielt. Auch die ein oder andere Wall of Death wurde zwischendurch gestartet – kann ja nie schaden! Um noch mehr Abwechslung in die Bühnenshow zu bringen, holte Alissa zu „Under Black Flags We March“ passenderweise eine Flagge hervor und wanderte stolz auf der Bühne auf und ab, um das gute Stück zu schwenken. Das verdiente natürlich einen besonders lauten Applaus, wobei nach jedem einzelnen Song das Geschrei und Gebrüll groß war. Man muss einfach zugeben, Arch Enemy haben sich in den letzten Jahren einen außerordentlichen Kultstatus erarbeitet, der sicherlich nicht so bald abflauen wird, denn schon allein mit einer so talentierten und ansehnlichen Sängerin hat man schon die halbe Miete. Stark hat es angefangen, stark ging es weiter: als letzten Song vor der Zugabe gab die Band den Klassiker „We Will Rise“ zum Besten, der das Publikum schier endgültig ausflippen ließ. Nachdem die Musiker kommentarlos die Bühne verlassen hatten, war klar, dass das einfach noch nicht alles gewesen sein konnte. Schon ging es auch noch einmal weiter und zwar mit „Blood On Your Hands“ – einer von vier Songs, die Arch Enemy für die Zugabe bereithielten. Eine sehr respektable Anzahl, die sie an ihr eigentliches Konzert dranhingen und damit ihr Publikum zum gefühlt glücklichsten überhaupt machten. Von vorne bis hinten ein absolut stimmiges, abwechslungsreiches und vor allem mitreißendes Konzert, nur weiter so!

Setlist:

  • Enemy Within
  • Revolution Begins
  • War Eternal
  • Ravenous
  • Stolen Life
  • Heart of Darkness
  • You Will Know My Name
  • Taking Back My Soul
  • Under Black Flags We March
  • As the Pages Burn
  • Dead Eyes See No Future
  • Avalanche
  • No Gods, No Masters
  • Dead Bury Their Dead
  • We Will Rise
  • Blood on Your Hands (Zugabe)
  • Snow Bound (Zugabe)
  • Nemesis (Zugabe)
  • Fields of Desolation (Zugabe)

Text: Conny Pläsken